Ambulante Ethikberatung in der Ortenau
Gründungsteam stellt sich vor

Das Gründungsteam der Ambulanten Ethikberatung in der Ortenau | Foto: Iris Rothe/Pallimed e.V.
  • Das Gründungsteam der Ambulanten Ethikberatung in der Ortenau
  • Foto: Iris Rothe/Pallimed e.V.
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Offenburg (st) Auf dem 13. Ortenauer Palliativtag stellte sich am 7. Oktober 2023 in der St. Josefs Klinik Offenburg das Gründungsteam der Ambulanten Ethikberatung vor. Kurze Impulsvorträge mit Fallbeispielen zeigten, wie man Menschen in schwierigen Lebenslagen durch eine professionelle Beratung helfen möchte.

Es gibt Situationen im Leben, die sich keiner freiwillig aussucht. Insbesondere wenn es um Leben und Tod geht, ist guter Rat teuer, heißt es in einer Pressemitteilung. Kompliziert werde es dann, wenn Angehörige sich um das Wohl eines lieben Menschen sorgen und schwerwiegende Entscheidungen treffen müssten. Dann kann ein objektiver Rat von außen hilfreich und weiterführend sein.

Breiter Erfahrungsschatz

Horst Gaiser, seit fünf Jahren ambulant tätiger Palliativarzt der Ortenau, kann auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen. „Mittlerweile habe ich knapp 900 Menschen palliativ betreut. Da gibt es auch immer wieder schwierige Entscheidungssituationen für alle Beteiligten. Ein professionell geschultes Team, das unter ethischen Gesichtspunkten nach einer guten Lösung für alle sucht, ist im ambulanten Sektor längst überfällig. Zum Glück hat sich ein solches jetzt für die Ortenau gefunden.“ Gemeinsam hat das elfköpfige Gründungsteam einen Informationsflyer entworfen, den Dr. Oliver Herrmann, Haus – und Palliativarzt, dem Publikum vorstellte.

Die meisten Kliniken verfügten über ein eigenes Beratungsteam, wenn es um schwierige medizinethische Fragen geht. Aber auch außerhalb von Krankenhäusern träten solche Probleme auf. Würden kranke, betagte oder demente Angehörige zu Hause, im Pflegeheim oder in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung betreut, ergäben sich manchmal Fragen wie: „Was sollen wir tun?“ „Ist es richtig, was wir tun?“ „Wie soll es weitergehen?“

Unklarer Patientenwille

Dabei gehe es beispielsweise um die Beendigung lebenserhaltender Maßnahmen bei unklarem Patientenwillen. Oder Menschen verweigerten die weitere Nahrungs- und Medikamenteneinnahme, was oft zu kontroversen Reaktionen der Beteiligten führe. Auch könne die Betreuung dementer Patienten aus den jeweils unterschiedlichen Blickwinkeln der Angehörigen, der behandelnden Ärzten, der Pflegekräfte oder Rechtsvertreter gesehen werden. Ferner könnten ethische Konflikte am Beginn des Lebens, etwa bei zu erwartender Behinderung eines Kindes, auftreten.

Unter dem Dach des Vereins PalliMed Ortenau e.V. hätten sich engagierte Menschen zusammengefunden, die aufgrund ihres Berufs entsprechende Vorkenntnisse mitbrächten. Das Team bestehe aus Medizinern, Pflegekräften, Seelsorgern, Sozialarbeitern, Juristen und Hospizmitarbeitern. Mehrere Mitglieder würden bereits über eine zertifizierte Ausbildung im Bereich ethische Fallbesprechung nach den Vorgaben der Akademie für Ethik in der Medizin verfügen. Das Team arbeite ehrenamtlich und unterliege der Schweigepflicht.

Eine ambulante Fallbesprechung könne  telefonisch oder per E-Mail angefordert werden, gerne auch durch den zuständigen Hausarzt. Ein Mitglied der ambulanten Ethikberatung werde sich zeitnahe melden, weitere Informationen zur Fragestellung einholen und einen kurzfristigen Termin vereinbaren.

In einem von mindestens zwei Teammitgliedern moderierten Gespräch werde mit allen Beteiligten nach einer weitgehend einvernehmlichen und im Sinne der Betroffenen bestmöglichen Lösung gesucht. Das Beratungsteam erstelle ein Gesprächsprotokoll, was die Entscheidungsfindung unterstützen und die Übernahme der Verantwortung erleichtern soll. Es sei jedoch für die Verantwortlichen nicht bindend.

Der Verein Pallimed Ortenau e.V. übernehme die Kosten für die Fallbesprechungen und die Schulungen des Teams.

Eine weitere Neuerung für die Ortenau seiseit März 2023 der sogenannte Wünschewagen. Yannick Kehrer, Projektleiter des Arbeiter-Samariter-Bundes für Südbaden, stellte dem interessierten Publikum einen dafür eigens umgebauten Krankenwagen auf dem Palliativtag vor.

Noch einmal die Heimatstadt und das Elternhaus zu besuchen oder den Sonnenuntergang in den Reben zu genießen, sei für Menschen am Lebensende oft ein schwer zu verwirklichender Traum. Die Fahrzeuge verfügten über spezielle Stoßdämpfer, eine Rundumverglasung und ein bestimmtes Konzept aus Licht und Farben. Eine Musikanlage ermögliche mitgebrachte Lieblingsmusik. Für eine Notfallversorgung sei alles an Bord, jedoch versteckt hinter Vorrichtungen. Die Wunschanfragen können entweder von der betroffenen Person selbst oder den Angehörigen erfolgen. Alles, was an einem Tag machbar ist, ist grundsätzlich durchführbar. Bei längeren Strecken werde eine Übernachtung organisiert. Die Fahrten werden vom Arbeiter-Samariter-Bund koordiniert und durch ein ehrenamtliches, professionell ausgebildetes Team begleitet.

Der Palliativtag habe gezeigt, dass Betroffene und ihre Angehörigen auch in schweren Lebenssituationen nicht allein gelassen werden würden.

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