Gemeindereform Baden-Württemberg
Begehrte Partner und heftiger Widerstand
![Ortenberg nutzte alle Möglichkeiten und bewahrte sich so seine Eigenständigkeit. | Foto: gro](https://media04.stadtanzeiger-ortenau.de/article/2023/11/18/5/146225_L.jpg?1700329342)
- Ortenberg nutzte alle Möglichkeiten und bewahrte sich so seine Eigenständigkeit.
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Ortenau Zeitgleich zur Reform der Landkreise wurde in den Jahren 1968 bis 1975 auch eine Gemeindereform in Baden-Württemberg durchgeführt und die landesweit 3.379 Gemeinden auf ein Drittel, nämlich 1.110, reduziert. Dabei gab es heftigen Widerstand und viele Diskussionen darüber, wer der beste Partner wäre oder ob man nicht doch selbstständig bleiben könne.
Sehr kleine Gemeinden wie beispielsweise Mösbach hatten keine Wahl – sie mussten sich in eine größere Gemeinde integrieren. Die Mösbacher entschieden sich damals per Votum für Achern und gegen Renchen – und bekamen als Hochzeitsgeschenk die Drei-Kirschen-Halle.
Die ersten Gemeinden in der Ortenau, die sich für eine Eingliederung entschieden, waren Neumühl und Odelshofen, die heute zu Kehl gehören. Ebenso zog es Allmannsweier und Nonnenweier früh nach Schwanau. Zell-Weierbach und Fessenbach waren die ersten der elf Gemeinden, die sich Offenburg anschlossen – und ebenfalls davon profitierten. Allerdings zogen die Zell-Weierbacher den Bau einer Sporthalle dem eines Freibads vor. Aber es gab auch Widerstand: Neben Bohlsbach wehrten sich die Einwohner von Wind-schläg vehement gegen eine Eingliederung zu Offenburg – ohne Erfolg. Bohlsbach gab schließlich seine Einwilligung, während die standhaften Windschläger 1975 zwangseingegliedert wurden. Auch Ödsbach leistete bis zur Zwangseingemeindung nach Oberkirch Widerstand.
Ortenberg bleibt eigenständig
Ortenberg zog alle rechtlich und politisch möglichen Register, um sich seine Selbstständigkeit zu bewahren. Die Gemeinde ist heute eine der wenigen selbstständigen Kommunen im Offenburger Speckgürtel. Die Bürger des finanzstarken Urloffen wehrten sich vehement gegen eine Eingemeindung ins finanzschwächere Appenweier – ohne Erfolg. Auch die Idee einer neuen Gemeinde unter dem Namen Allmendsstätt wurde verworfen.
Den größten Widerstand neben Ortenberg aber boten die Bürger von Ibach auf. Ihre Gemeinde war gut aufgestellt und wollte unbedingt selbstständig bleiben – dabei wurde sogar das Institut für öffentliches Recht der Universität Freiburg eingeschaltet. Ebenso war die Frage nach dem Verbleib der Gemeinde Löcherberg strittig: Bad Peterstal wollte sie gerne abwerben und sich einverleiben. Den Ausschlag, dass Löcherberg dann doch gemeinsam mit Ibach zu Oppenau ging, gab die Zugehörigkeit zur katholischen Kirchengemeinde.
In der ursprünglichen Planung waren zudem folgende Eingliederungen vorgesehen, die allerdings nie stattfanden: Hofstetten sollte zu Haslach, Ohlsbach und Berghaupten sollten zu Gengenbach gehören, Lautenbach zu Oberkirch und Kippenheim zu Lahr. Achern war ein begehrter Partner für Gemeinden und konnte seine Fläche um das Vierfache vergrößern – unter anderem durch die Gemeinde Gamshurst, welche stattliche 1.127 Hektar mitbrachte. Aber auch Fautenbach, Großweier, Mösbach, Oberachern, Önsbach, Sasbachried und Waghurst kamen zu Achern.
Die Gemeinde Linx konnte sich lange nicht mit der auf Landesebene getroffenen Entscheidung abfinden, zu Rheinbischofsheim gehören zu müssen – die Bürger hatten in einem Votum für Kehl gestimmt.
Ganz anders ging man beispielsweise in den Gemeinden Hofweier, Diersburg und Niederschopfheim vor: Gemeinsam bildeten sie eine neue Kommune und nannten sich Hohberg, nach einer Erhöhung in der Mitte.
Aus den 213 Kommunen des Ortenaukreises – davon 183 Gemeinden und 30 Städte – wurden 51 Kommunen, sowie ein unbewohntes gemeindefreies Gebiet. 16 Kommunen haben das Stadtrecht und fünf zudem den Status einer „Großen Kreisstadt“. Größte Stadt ist Offenburg mit 61.670, kleinste Gemeinde ist Seebach mit 1.460 Einwohnern.
![Ortenberg nutzte alle Möglichkeiten und bewahrte sich so seine Eigenständigkeit. | Foto: gro](https://media04.stadtanzeiger-ortenau.de/article/2023/11/18/5/146225_L.jpg?1700329342)
![2022 wurde der erfolgreiche Zusammenschluss von Hofweier, Niederschopfheim und Diersburg zu der neuen Gemeinde Hohberg gefeiert. | Foto: gro](https://media04.stadtanzeiger-ortenau.de/article/2023/11/18/8/146228_L.jpg?1700329347)
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