Fußnote, die Glosse im Guller
"PISA": Hilfe, andere sind besser!
Deutschland schämt sich einmal mehr für sein Bildungssystem. Es ist auch wirklich zum Weinen: Unsere Schüler schlossen bei der "PISA"-Studie nur überdurchschnittlich ab. Es gibt aber Staaten, die bessere Ergebnisse vorweisen können. Deshalb fühlen wir uns jetzt im Land der Dichter und Denker als Deppen.
Schuld sind die Migranten
Schuld an diesem schrecklichen Ergebnis sind natürlich vor allem die Migranten. Mensch Merkel, was hast du uns mit deiner Willkommenskultur nur eingebrockt! Jetzt haben wir noch mehr Kinder, deren Defizite in der deutschen Sprache den Schnitt drücken. Allerdings können wir uns hier noch nicht einmal auf die urdeutsche Bevölkerung verlassen. Selbst ein Stammbaum bis zum Homo heidelbergensis ist wohl keine Garantie für entsprechende Sprachkompetenz. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass Nachwuchs aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern bei "PISA" oft schlechter abschneidet als Kinder von Akademikern.
Nun ist es schon lange wissenschaftlich anerkannt, dass es sich positiv auf das Lernverhalten von Kindern auswirkt, wenn Eltern zu Hause entsprechende Anreize bieten. Dazu zählen beispielsweise Vorlesen, Gesellschaftsspiele, Ausflüge in die Natur. TV-Sendungen wie "Berlin – Tag & Nacht" beim Abendessen anzuschauen, hat sich hinsichtlich der Förderung kognitiver Fähigkeiten bei Grundschulkindern dagegen weniger bewährt.
Brennpunktschulen
Wenn diese zu Hause aber nichts Besseres mitbekommen, sollen das die Schulen kompensieren. Aber auch das bekommen laut "PISA"-Studie einige andere Länder besser hin als wir. Es ist wirklich enttäuschend, was vor allem unsere Brennpunktschulen da versäumen. Hier wäre mehr Kreativität gefragt. Am besten wären Lösungen, die nichts kosten. Ich denke da an unbezahlte Überstunden oder ehrenamtliche Sozialarbeit in der Freizeit.
Unterrichtsausfall und Lehrermangel
Doch genug der Klage und vor allem jetzt mal ernsthaft: Mir ist es eigentlich egal, wer laut "PISA" der Klassenprimus ist. Nicht egal ist mir dagegen, dass es jede Menge Unterrichtsausfall und Lehrermangel bei uns gibt. Und das ist leider weitgehend hausgemacht. Statt zu lamentieren, sollten wir die inzwischen wohl reichlich bekannten Probleme einfach mal konsequent angehen. In diesem Zusammenhang sei zudem betont: Meiner Meinung nach leisten Schulen unter den bestehenden Bedingungen verblüffend gute Arbeit. Zaubern können sie aber nicht. Sparen wir uns lieber die "PISA"-Studie und investieren mehr in unser Bildungssystem.
Anne-Marie Glaser
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