Landesweiter Protesttag
Am Dienstag bleiben Zahnarztpraxen geschlossen
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Ortenau Wer am Dienstag, 18. Juni, Zahnschmerzen bekommt, wird es nicht leicht haben, eine geöffnete Zahnarztpraxis zu finden. In ganz Baden-Württemberg, auch im Ortenaukreis, findet eine Protestaktion statt. Unter dem Motto "Wir müssen reden" suchen die Zahnärzte das Gespräch mit den Bürgern, um auf die Lage der Praxen vor Ort aufmerksam zu machen. In Offenburg wird ein Informationsstand der Kreiszahnärzteschaft in der Hauptstraße, auf Höhe der Werres-Vögel, von 9 bis 13 Uhr aufgebaut.
"Wir wollen die missliche Lage, in der sich die Praxen befinden, darstellen", so Dr. Conrad Gast, Vorsitzender der Kreiszahnärzteschaft Ortenau. Noch sei die wohnortnahe Versorgung gesichert, doch ob dies in Zukunft so bleibt, sei ungewiss. "Auch bei uns Zahnärzten werden in den nächsten Jahren zahlreiche Kollegen, die zur Generation der Babyboomer gehören, in den Ruhestand gehen", so Gast. Diese würden sich immer schwerer tun, einen Nachfolger für ihre Praxis zu finden. "Vor allem in der östlichen Ortenau, also im Kinzigtal und dem hinteren Renchtal, wurden bereits Praxen geschlossen. Ich weiß aber auch von zwei Kollegen mit Sitz in der Rheinebene zwischen Lahr und Offenburg, deren Suche erfolglos blieb und deren Praxen nun wegfallen." Dieser Trend sei gerade für ältere Menschen, die in ihrer Mobilität einschränkt seien, problematisch. "Die Versorgungssicherheit der Bevölkerung steht auf der Kippe", mahnt der Zahnarzt.
Nachwuchsmangel
"Wir leiden darüber hinaus unter einem Nachwuchsmangel", zeigt Dr. Conrad Gast weitere Probleme auf. "Es ist schwierig, Auszubildende, aber auch ausgebildete Zahnmedizinische Fachangestellte zu finden." Vor allem während Corona hätten viele den Berufsbereich verlassen. Aufgrund der politischen Rahmenbedingungen werde der Beruf immer unattraktiver für junge Menschen. "Ein niedergelassener Zahnarzt arbeitet bis zu 70 Wochenstunden, denn zu den Behandlungsstunden kommt noch die Büroarbeit und Fortbildung", erklärt Gast. Ein weiteres Beispiel für die nach seiner Meinung überbordende Bürokratie sei, dass ein neu gekauftes technisches Gerät noch einmal zugelassen werden müsse und: "Wir müssen jeden Sterilisierungsvorgang dokumentieren."
Zudem stimme das Klischee des Zahnarztes als Gutverdiener schon lange nicht mehr. "Auch für uns gilt ein Budget, das wir nicht überschreiten dürfen. Im privatzahnärztlichen Bereich stagniert der Punktwert der Gebührenordnung für Zahnärzte seit über 35 Jahren", stellt er fest. Seitdem seien die Kosten für Praxismieten, Löhne, aber auch für das Material um 100 Prozent gestiegen.
"Wir lassen die Menschen in der Ortenau an unserem Protesttag aber nicht unversorgt zurück", betont der Vorsitzende der Ortenauer Kreiszahnärzteschaft. "Fünf Praxen leisten am Protesttag einen Notdienst." Welche das sind, erfahren Betroffene unter der Notfalldienst-Hotline 01801/116116 oder online unter kzvbw.de/zahnarzt-notdienst/offenburg/.
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