GEWICHTHEBEN: Baden-württembergische Meisterschaften in Flözlingen

Doppelgold für KSV Offenburg – 9. Platz für Thimm mit "Gschmäckle"

Offenburg. Bei den diesjährigen baden-württembergischen Meisterschaften der Jugend, Junioren und Senioren in Flözlingen war der KSV Offenburg mit drei Teilnehmern am Start. Aufgrund der guten Trainingsergebnisse waren bei Madita Kopp Bestleistungen fest eingeplant. Tatsächlich brannte die Offenburgerin mit jedem Versuch ein wahres Feuerwerk ab und zeigte sich in herausragender Form. Mit 55 Kilogramm überbot sie ihre alte Bestmarke im Reißen um drei Kilo. Im Stoßen steigerte sie sicher von 62 auf 65, um dann mit 67 Kilogramm gleichfalls eine neue Bestmarke aufzustellen. Neben dem Gewinn der Gewichtsklasse bis 58 Kilo konnte sich die Offenburgerin den Gesamtsieg bei den Jugendlichen vor der Lörracherin Camilla Valduga und Bernadette Kaíser vom KW Schwarzach holen.

Gespannt durfte man auf den Auftritt von Paul Lukianov vom KSV Offenburg sein, der in der kommenden Saison gemeinsam mit Madita Kopp die Landesligamannschaft des VfL Nagold verstärken wird. Der ehemalige russische Juniorenmeister stieg nach einjähriger Pause vor acht Monaten wieder ins Wettkampfgeschehen ein, nachdem er mit seiner Ehefrau nach Deutschland übersiedelte. In der Gewichtsklasse bis 105 Kilo traf er auf den Nationalheber Matthäus Hofmann, SV Germania Obrigheim, der sich bereits in Vorbereitung auf die anstehenden Juniorenweltmeisterschaften befindet. Beide Modellathleten präsentierten sich dem Publikum in starker Form. Der deutlich leichtere Offenburger lag nach dem Reißen mit 135 Kilogramm noch mit Obrigheimer gleich auf. Im Stoßen zeigte Lukianov, Körpergewicht 97 Kilo, seine einzigartige russische Technik und distanzierte mit einem bewältigten Eisenberg von 165 Kilogramm seinen unmittelbaren Konkurrenten um zehn Kilo. Im Gesamtergebnis standen somit 300 Kilogramm und der Gewinn der Goldmedaille, eine Leistung die von Seiten des Deutschen Gewichtheberverbandes nicht mehr übersehen werden kann.

Seit wenigen Monaten sorgt ein neues Athletengesicht in der deutschen Gewichtheberszene für Furore. Die Rede ist von Luca Thimm. Dieser ist Recherchen zufolge der erste aktive Wettkampfgewichtheber in Deutschland mit Down Syndrom. Der 21jährige Newcomer verstand es sich bereits im ersten Versuch in die Herzen des Publikums zu heben und die Bühne zu „rocken“. Mit sechs gültigen Versuchen beendete der Offenburger den Wettkampf und einem Gesamtergebnis von 62 Kilogramm. Dem baden-württembergischen Gewichtheberverband war es aber aufgrund des derzeitigen Satzungsrechts nicht möglich eine getrennte Special-Olympics-Wertung für den Athleten vorzunehmen. Diesbezüglich wird der KSV Offenburg beim Bundesverband Deutscher Gewichtheber e.V. einen Änderungsantrag stellen. "Nach Auffassung des Vereins entspricht die bloße Ermöglichung der Teilnahme am Wettkampfsport gemeinsam mit Nichtbehinderten keinesfalls einem modernen Inklusionsgedanken", so der Jurist und Vorstand des KSV Offenburg, Dr. Marc Kopp. Die Aushändigung einer Urkunde mit der Bezifferung eines neunten Platzes in der Klasse bis 77 Kilogramm steht nach vereinsinterner Auffassung in einem groben Missverhältnis zur aufgezeigten Leistung von Thimm unter den besonderen Rahmenbedingungen.

Die spätere vereinsinterne Auszeichnung mit der Goldmedaille an Thimm konnte den verpassten Moment der Siegerehrung unmittelbar nach dem Wettkampf zwar nicht wettmachen, jedoch war die verspätete Siegesfreude nicht zu übersehen. Dieser Moment wurde aber ausschließlich durch eine besondere Art des Fairplay möglich: Die Deutsche Vizemeisterin Madita Kopp überließ ihre zuvor gewonnene Medaille ihrem Trainingspartner.