Ruhestand von Regina Geppert
Nie den langen Atem auf dem Weg verloren
Offenburg. 20 Jahre stand Regina Geppert für das Thema Geschlechtergerechtigkeit in Offenburg. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt wirkte sowohl nach innen in die Verwaltung als auch nach außen in die Gesellschaft hinein. Am 1. Juli ist Schluss damit, dann beginnt ihr Ruhestand.
"Ich werde die Felder der Geschlechtergerechtigkeit verlassen. Da habe ich eine gute Nachfolgerin, die wird es gut machen", ist sich Regina Geppert sicher. Die gebürtige Langhursterin ist mit vier Geschwistern aufgewachsen. "Meine drei Brüder waren meine Sparingspartner", sagt sie augenzwinkernd, aber auch mit ihrer Schwester verbindet sie ein enges Verhältnis. Unumwunden erzählt sie, dass sie gerne Abitur gemacht hätte. Das Leben wollte es anders und so lernte sie zuvor Drogistin in Schutterwald, bevor sie sich ihren Traum vom Studium erfüllte. "Ich schätze meine Chefin sehr", so Regina Geppert. Rückblickend ist sie heute dankbar, dass sie erst eine Lehre machte, bevor sie über den zweiten Bildungsweg Sozialarbeit in Freiburg studieren konnte. "Ich wusste, warum ich wieder die Schule besucht habe. Den Hänger, den viele, die den geraden Weg gegangen sind, haben, gab es bei mir nie. Ich wusste, wohin ich wollte."
Schon mit der Wahl ihres Studienfachs legte sie sich fest: "Ich habe mich für den Schwerpunkt Gemeinwesenarbeit entschieden. Ich wollte nie Einzelfallarbeit machen, sondern immer die Strukturen, in denen Menschen leben, verändern." Und das hat sie im Laufe ihrer Karriere bei der Stadt Offenburg auch getan. Zunächst als Sozialarbeiterin im Gelben Haus in Offenburg. "Eigentlich wollte ich nach dem Studium nicht zurück in die Ortenau", verrät sie. Aber die Stelle sei zu verlockend gewesen. Denn das Gelbe Haus sei damals für Jugendliche aus der Gesamtstadt Anlaufpunkt gewesen. In den neun Jahren, in denen sie dort die Verantwortung trug, hat sie viel auf den Weg gebracht. "Eigentlich fing damals das Thema Gleichberechtigung schon an", erinnert sie sich.
Die Neuorganisation aktiv mitgestaltet
Ihre Entscheidung für den Personalrat der Stadt zu kandidieren und sich im Fall der Fälle freizustellen zu lassen, hat auch etwas mit Geschlechtergerechtigkeit zu tun. "Ich hatte mich darüber geärgert, dass zwei Männer erklärt hatten, dass sie sich freistellen lassen", erinnert sie sich. Zudem sei der Wunsch nach einer Gleichstellungsbeauftragten auf taube Ohren im Gremium gestoßen. "Wenn ich so etwas fordere, dann muss ich auch konsequent sein", erklärt Regina Geppert – also ließ sie sich aufstellen und wurde sofort gewählt. Ihre neue Aufgabe begann in einer Zeit der Veränderungen. "Die Stadtverwaltung wurde neu organisiert, es war spannend das zu gestalten", so Geppert. Noch heute ist sie stolz darauf, dass es gelungen ist, die Kollegen mitzunehmen und für die neue Struktur zu begeistern. In dieser Zeit wurde auch die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten eingerichtet, die sie am 1. Februar von ihrer Vorgängerin Dr. Gisela Danz übernahm und bis heute mit Leidenschaft ausfüllt.
Alle Projekte, die sie angestoßen hat, aufzuzählen, ist schier unmöglich. Auf die Frage nach den für sie Wichtigsten, nennt sie die Arbeitsgemeinschaft Häusliche Gewalt. "Da konnten wir wirklich Strukturen schaffen, die den Opfern helfen. Aber wir lassen auch die Täter nicht alleine, sondern machen Angebote, sich zu verändern", so Geppert. Wichtig ist ihr das Netzwerk Frauen und Beruf, das die Situation für Frauen im Arbeitsleben verbessern soll: "In Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Offenburg ist es uns gelungen, dass Menschen unabhängig von ihren Einkommen verhüten können. Ein Angebot, das vom Ortenaukreis übernommen wurde", zählt sie auf. Und ein Herzensprojekt sei die Reihe "Leben – Krebs – Leben", die ursprünglich Frauen mit Brustkrebs unterstützen sollte. Die Krebsreihe läuft mittlerweile im Ortenau Klinikum. "So tolle, engagierte Ärzte", schwärmt Regina Geppert. "Es ist erfreulich, wenn man etwas anschiebt und es auch ohne einen weiterlebt."
Ab dem 1. Juli will sie sich ihren anderen Leidenschaften widmen: Jazzmusik, am liebsten live, lesen oder ihrer Arbeit als Atemtherapeutin. "Außerdem bin ich für meine Nichten und Neffen leidenschaftlich Tante", verrät sie. "Mir wird bestimmt nicht langweilig." Christina Großheim
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.