Spannungsreiche Diskussion: „Digitalisierung in der Schule“
Wie viele Medien brauchen Schüler?

Alles digital oder was? Frédérique Kerker, Wolfgang Kraft, Hans-Peter Kopp und Ralf Lankau | Foto: Stadt Offenburg
  • Alles digital oder was? Frédérique Kerker, Wolfgang Kraft, Hans-Peter Kopp und Ralf Lankau
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Offenburg (st). Ob und ab welchem Alter sollen digitale Medien im Unterricht eingesetzt werden? Auf Anregung von Grünen-Stadtrat Stefan Böhm hat die Stadt Offenburg zur Podiumsdiskussion über „Digitalisierung in der Schule“ eingeladen. Heraus kam eine durchaus spannungsreiche Diskussion über Medienmündigkeit und Medienkompetenz.

Ralf Lankau befürchtet den „gläsernen Schüler“. Der Professor für Mediengestaltung an der Hochschule Offenburg ist überzeugt: „Wir haben dieses Netzwerk nicht im Griff.“ Man müsse trennen zwischen Technik-Pionieren und Pädagogen: „Unsere Schulen brauchen Lehrkräfte und Betreuer.“ Zwar sei er dafür, dass Digitalisierung in der Schule thematisiert werde. Das heiße nicht zwangsläufig, mit den digitalen Medien zu arbeiten: „Wir entscheiden, wie wir damit umgehen.“
Wolfgang Kraft, Leiter des Landesmedienzentrums Stuttgart, vertritt die Auffassung, dass die Schule auf das Leben in der Mediengesellschaft vorzubereiten habe: „Schule ist kein goldener Käfig und kein luftleerer Raum.“ Es müsse mit den Medien altersangemessen umgegangen und zur Bewertungskompetenz angeleitet werden. Die Technik müsse der Pädagogik folgen – und nicht umgekehrt.

In der Praxis sei man von einer Digitalisierung noch weit entfernt, führt Frédérique Kerker aus, die seit 2011 die Ganztagesgrundschule in Bohlsbach leitet. Es gehe um die richtige Ausstattung zum richtigen Zeitpunkt. Sich vor den Medien zu verschließen, sei keine Lösung. Eine maßvolle Ergänzung sei sinnvoll, wobei gerade in der Grundschule nach wie vor und auch in Zukunft mit Stift, Schere und Herz gearbeitet werde.

Bernd Sandhaas vom Staatlichen Schulamt Offenburg sieht Medienkompetenz als Gesundheitsprävention, mit der bereits im Kindergarten angefangen werden müsse. Über aktive Medienarbeit gelange man zur Medienmündigkeit. Der Einsatz der digitalen Medien eröffne neue Möglichkeiten.

Bürgermeister Hans-Peter Kopp erklärt, dass die Stadt die Auffassung vertrete, Computer in den Grundschulen seien nicht förderlich. Man wolle und könne sich aber über den neuen Bildungsplan nicht hinwegsetzen. Wichtig sei, eine sinnvolle Auswahl zu treffen, das Angebot kritisch zu hinterfragen, einen pädagogischen Mehrwert zu schaffen und die Lehrkräfte entsprechend zu schulen. Ein Verbot indes könne das Gegenteil bewirken: „Wenn man etwas vorenthält, das Spaß macht, wird der Drang noch größer, es auch zu nutzen.“

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