Krankenhausausschuss stimmt für Offenburg, Lahr, Achern und Wolfach
Ortenaukreis wird ab 2030 nur noch vier Kliniken haben
Offenburg (gro). Die Sensation blieb aus: Mehrheitlich sprachen sich die Mitglieder des Krankenhausausschusses des Ortenauer Kreistags für die Umsetzung der Agenda 2030 aus. Das bedeutet, dass die Zahl der Klinikstandorte auf vier – Achern, Lahr, Offenburg, Wolfach – reduziert wird. An den Standorten Offenburg und Achern soll in Neubauten investiert werden, vorausgesetzt das Land gibt entsprechende Fördermittel. Die Kliniken in Offenburg und Lahr sollen als Häuser der Maximalversorgung ausgebaut werden.
Die Standorte Kehl, Oberkirch und Ettenheim sollen ab 2030 als stationäre Standorte aufgegeben werden und als Gesundheitszentren mit Portalfunktion sowie Notarzt- und Notfallstandorte ausgebaut werden. Was genau dort angeboten wird, wird in den nächsten zwölf Jahren im Gespräch mit den zuständigen Stellen erarbeitet. Keine Klinik wird geschlossen, bevor die Neu- oder Umbauten an den Standorten Offenburg, Achern und Lahr nicht abgeschlossen sind. In Stein gemeißelt ist dieser Beschluss aber nicht, eine Übergangsklausel legt fest, dass die Beschlüsse im Jahr 2025 noch einmal auf den Prüfstein gestellt werden. Damit soll sowohl der Tatsache Rechnung getragen werden, wie sich die Standorte Kehl, Oberkirch und Ettenheim mit den Veränderungen im bis zu diesem Zeitpunkt umzusetzenden Modell Landrat entwickeln als auch auf etwaige Veränderungen in der Gesundheitspolitik reagiert werden können.
Klaus Muttach, Sprecher der CDU-Fraktion und Acherner Oberbürgermeister, wehrte sich gegen den Vorwurf, dass die Entscheidung im Eiltempo durchgepeitscht werde. Schon 2017 habe man sich mit einem ersten Gutachten auf den Weg gemacht, das zweite sei ausdrücklich unter dem Schwerpunkt der bestmöglichen medizinischen Versorgung im Ortenaukreis in Auftrag gegeben worden. Jürgen Nowak, Freie Wähler, betonte, Ziel sei, eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, aber die Strukturen auch im Hinblick auf die Belastung des Personals zu optimieren.
Martina Bregler, SPD-Fraktion, stellte die Belastung des Personals in den Mittelpunkt der Überlegungen, die bei wenigen, größeren Häusern weniger stark sein soll. Beim Ausbau der wohnortnahen, ambulanten Versorgung machte sie deutlich, müsse der Kreis auch eigenes Geld in die Hand nehmen, um diese möglich zu machen. Jürgen Mohrbacher, Grüne, sprach sich für die Entwicklung zu vier stationären Einrichtungen aus. Wichtig war ihm, dass die Notfallversorgung für den gesamten Kreis auf hohem Niveau bleibt. Karlheinz Bayer (FDP) sprach sich für den Erhalt der bestehenden acht Standorte aus und betonte die Wichtigkeit der kleinen, wohnortnahen Häuser. Ähnlich sah es Friedrich Preuschoff (Die Linke).
Grundsatzbeschlüsse fasste der Kreistag auch in Bezug auf die Neubauten. In Offenburg sollen beide von der Stadt vorgeschlagene Standorte – nördlich von Windschläg oder der Holderstock – unvoreingenommen geprüft werden. Dabei ist die Meinung im Gremium gespalten: Einige Kreistagsmitglieder, darunter die Offenburger Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, bevorzugen den Holderstock, da dieser besser angebunden sei. Andere sprachen sich für Windschläg aus, da dorthin der Weg aus dem Hanauerland und dem Renchtal kürzer sei. Grundsätzlich grünes Licht gab es für einen Neubau in Achern.
Bei der weiteren Umsetzung des Modells Landrat fiel mehrheitlich die Entscheidung, dass die Geburtshilfestationen Oberkirch und Achern spätestens zum 1. Januar 2020 am Standort Achern zusammengelegt werden sollen. Grund ist die bessere personelle Ausstattung in Achern. In Oberkirch soll dagegen die chirurgische Notfallversorgung von 16 auf 20 Uhr ausgeweitet werden.
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