Architektenwettbewerb Alte Herdfabrik
Freiburger Büro K9 setzt sich durch
Offenburg (st). Um die Zukunft der alten Offenburger Herdfabrik haben sich in den vergangenen Monaten hunderte Architekten aus ganz Europa Gedanken gemacht. Jetzt steht fest, nach welchem Konzept die Fläche an der Ecke Lihlstraße/Franz-Volk-Straße bebaut werden soll. „Das Preisgericht hat sich einstimmig für den Entwurf der K9-Architekten aus Freiburg entschieden“, teilt Gemibau-Vorstand Dr. Fred Gresens per Pressemitteilung mit. Bis 2022 sollen nun für rund 13 Millionen Euro fast 50 neue Wohnungen in fünf modernen Baukörpern entstehen, der Clou aber ist die Idee für den Erhalt der denkmalgeschützten Gebäude.
Der Entwurf von K9 sieht auf einer hufeisenförmig angeordneten Tiefgarage fünf unterschiedliche große Neubauten vor. Drei- und vierstöckig, mit Balkonen für jede Wohneinheit und mit attraktiven Penthäusern sowie Dachgärten. Zur Lihlstraße hin öffnet sich das Ensemble mit der zu sanierenden Fabrikantenvilla im Mittelpunkt. Das alte Pförtnerhaus wird rechterhand in die neue Bebauung integriert und bleibt als Reminiszenz an diesen besonderen Ort ebenfalls erhalten. Der eigentliche Hingucker aber wird nach wie vor die Halle der alten Ofenfabrik sein. Ihre historische Bausubstanz wird mitten auf dem Wohnhof auch für nachfolgende Generationen zu erleben sein. Dafür werden die Fragmente der alten Halle aufgearbeitet, dienen künftig als Pfeiler, tragen eine stützenden Betonkranz und bilden künftig im kleinen Quartier eine Art XXL-Pergola.
Geschichte zum Anfassen
Geschichte zum Anfassen und Erleben mit einem neuen Nutzungskonzept – auch dieses Detail hat das Preisgericht überzeugt. „Zu vergleichen ist die Idee vielleicht am ehesten mit den Follies in England“, sagt Gresens. „Die dortige Landschaftsarchitektur setzt auf Gestaltungselemente, die wie künstliche Ruinen in der Landschaft stehen. So kann man sich das auch mit den Fragmenten der alten Herdfabrik vorstellen.“
Gefragt ist das Areal schon jetzt. „Wir haben bereits einige Anfragen “, sagt Vorstandskollege Sachs. Dabei aber muss jetzt erst einmal die Baugenehmigung eingeholt werden. Das soll bis Anfang 2021 geschehen, um dann im gleichen Jahr mit dem Bau zu beginnen. Bis 2022 sollen die Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit knapp 5.000 Quadratmetern Wohnfläche und hohem Energieeffizienz-Standard schließlich bezugsfertig sein.
Offener Wettbewerb
Der offene Architekturwettbewerb für diese durchaus bedeutende Liegenschaft ist damit aus Sicht der Gemibau ein voller Erfolg. Mehr als 140 Büros von Architekten und Stadtplanern haben die Unterlagen zum Wettbewerb zur Auslobung heruntergeladen. Von 65 Teilnehmern – darunter auch Büros aus England, Frankreich und anderen EU-Ländern – lagen in der ersten Runde Ideen und Entwürfe vor, in der zweiten Runde präsentierten dann neun Finalisten ihre sehr detailliert ausgearbeiteten Entwürfe. „Es ist viel Arbeit, so viele Einreichungen durchzuarbeiten und die besten Ideen unter vielen guten herauszufiltern“, sagt Gresens. „Aber wir als Gemibau fühlen uns einerseits der Idee echter also offener Architektenwettbewerbe verpflichtet und wir erleben jetzt, dass sich so ein Verfahren eben auch auszahlt.
Gresens selbst ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Wettbewerbsausschusses der Architektenkammer Baden-Württemberg und daher natürlich doppelt froh, dass die Idee des zweiphasigen, offenen Wettbewerbs so gute Ergebnisse gebracht hat. „In den vergangenen fünf Jahren gab es im ganzen Land vielleicht noch eine handvoll solcher Wettbewerbe. Ich würde mich daher schon sehr freuen, wenn unser Beispiel Schule macht.“
K9 setzen sich durch
Mit K9 haben „alte Bekannte“ den Wettbewerb gewonnen. Denn die Freiburger Architekten haben nach der finalen Sitzung des Preisgerichts für die Herdfabrik davor schon weitere Wettbewerbe in Offenburg gewonnen wie zum Beispiel zum
Mühlbach-Quartier. Dass die Freiburger Gestalter offensichtlich ein Händchen für Offenburg haben, könnte in der Person eines Partners begründet sein: Architekt und Mit-Geschäftsführer Wolfgang Borgards ist schließlich in Offenburg aufgewachsen und kennt die Stadt bestens.
Die Gemibau mit ihren 3700 Mitgliedern größte Baugenossenschaft in Mittelbaden. Diealte Herdfabrik ist bei weitem nicht das erste denkmalgeschützte Objekt des Unternehmens: Ein glückliches Händchen bewies die Baugenossenschaft und seine
Planer auch schon bei der Villa Haas-Gerber, in der Prädikaturstraße an der Stadtmaueroder in der Offenburger Gerberstraße.
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