Ein Leben voller verwirklichter Träume
Filmproduzent Jürgen Stumpfhaus lebt im Mary-Poppins-Haus
Ich habe mir alle meine Träume erfüllt“, sagt Jürgen Stumpfhaus. Wenn der Filmemacher anfängt aus seinem Leben zu
erzählen, kommt man sich als Zuhörer fast vor wie im Film. Träume hatte
der 53-Jährige schon als Kind. Auf einem Schiff eine Weltreise machen,
wie Robinson sich auf eine einsame Insel zurückziehen, im Haus von Mary
Poppins leben.
Stumpfhaus hat sich einen Beruf ausgesucht, mit dem er alle Träume verwirklichen konnte. „Es hat zwar immer Zeit
gebraucht, aber ich habe es geschafft.“ Dabei wuchs Jürgen Stumpfhaus in
einem ganz normalen Haushalt auf. Als Elfjähriger kam er mit der
Familie von Mainz nach Gengenbach, als der Vater die Stelle des
Prokuristen bei Vivil in Offenburg antrat.Bis zur zehnten Klasse
besuchte er das örtliche Gymnasium, danach wechselte er nach Sasbach an
die Heimschule Lender.
Ruhig war der Mann mit den lebhaften braunen Augen unter buschigen schwarzen Brauen wohl noch nie. Als
Historiker, Kulturwissenschaftler und Germanist zog es ihn mit 23 Jahren
in die Welt. Gengenbach, Freiburg, Tübingen – die Orte fand er alle
wunderschön. „Aber wenn es zu schön und zu eng wird, dann muss ich weg.“
Stumpfhaus heuerte auf der viermastigen Seacloud als Leichtmatrose an
und fuhr zweieinhalb Jahre zur See. „Ich wollte so lange fahren, bis die
Sehnsucht weg war.“ Doch die Ruhe hatte er noch nicht gefunden. Die
suchte der Drehbuchautor und Regisseur dann auf einer einsamen Insel in
der Karibik. In der „Friendship-Bay“ auf der Insel Bequia, der „Insel
unter den Wolken“, habe er ein bisschen Robinson gespielt. „Ich musste
zusehen, dass ich was zu essen und zu trinken hatte und ging morgens mit
der Zahnbürste ins Meer.“ Es zog ihn weiter nach New York und Berlin,
wo er dann zehn Jahre blieb und seine Frau kennenlernte.
Die Filme, die Stumpfhaus dreht, basieren immer auf einer historischen
Story, die er dann mit teils namhafter Besetzung als Spielfilm mit
dokumentarischen Elementen verarbeitet. Die Titel lauten beispielsweise
„Unter kaiserlicher Flagge“, „Der Schatz der Nibelungen“ oder „Heckers
Weg“, wobei er das Drehbuch schreibt, Regie ührt und auch immer in
kleinen Rollen mit spielt. „Ich mische mich unter die Statisten, um sie
besser anweisen zu können.“Derzeit arbeitet er an zwei Produktionen:
„Das Garmisch- Kartell“ und „Das Experiment“. Der eine Film soll im ZDF,
der andere in der ARD laufen. Am 3. Juni wird sein jüngstes Werk,
„Robinson Crusoe Island“ in Terra X im ZDF zu sehen sein. Obwohl der
Produzent Wert darauf legt, an Originalschauplätzen zu drehen, hat er
Teile von Robinson im Steinbruch im Gengenbacher Ortsteil Schwaibach und
im Bergwerk in Haslach- Schnellingen produziert.
Heute lebt Stumpfhaus in Gengenbach. „Im Haus von Mary Poppins“, sagt er nicht ohne
Stolz. Denn die alte rote Villa auf dem Nollen, die er und seine Frau
liebevoll und stilgetreu wieder hergerichtet haben, wurde 2009 mit dem
Denkmalschutzpreis ausgezeichnet. „Wenn ich als Jugendlicher in dieses
Wohngebiet kam, sah ich nie lachende Menschen, nur akkurat gepflegte
Vorgärten. Aber dieses Haus war anders“, erinnert er sich. Hertha
Schlegel, die bis zu ihrem Tod hier lebte, habe immer gelacht und in
ihrem herrlich verwilderten Garten gearbeitet. „Für mich war das Mary
Poppins“, erzähl er, während er in Arbeitskleidung durch den Garten
geht. Retriever-Rüde Max tollt verspielt um ihn herum. Unter der
schwarzen Schildmütze quellen schwarze Locken hervor, die ins Graue
tendieren.
Den Garten hat er wieder hergerichtet. „Ohne meine Frau hätte ich das aber nie geschafft“, gibt er offen zu. Eine
geschwungene Bruchsteinmauer hält ein Terrassenbeet voller Büsche, die
durch einen geschwungenen Weg geteilt werden, eine versteckte Sitzbank
lädt zum Verweilen ein und in der unteren Ecke des Hanggrundstücks steht
ein Pavillon. Der Garten ist ein Paradies für Insekten und Vögel. Fünf
Meisenarten habe er schon entdeckt, erzählt er, während ein
Zitronenfalter aufgeregt in der Sonne durch den Garten flattert. Hertha
Schlegel wäre begeistert.
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