Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle bietet kostenlose Beratung an
Einbrecher sollen es gar nicht erst ins Haus schaffen
Ortenau (ag). Früher Nachmittag, die Rollläden in dem Haus sind halb heruntergelassen, die Bewohner scheinen wohl nicht daheim zu sein. Ein Mann geht langsam um das Gebäude herum und schaut sich eingehend alle Fenster an. Als er den Garten betritt, wird er von einer Nachbarin bemerkt. Doch noch bevor sie den Unbekannten ansprechen kann, mache ich mich bemerkbar: "Alles gut, der Herr ist Kriminalkommissar und von der Einbruchprävention. Er prüft, wie sicher unser Haus ist."
In der Ortenau vergeht kaum eine Woche ohne Einbruch. In der Regel haben es die Langfinger auf Dinge abgesehen, die leicht zu transportieren sind: Bargeld, Uhren, Schmuck. 2016 zählte die Polizeistatistik im Kreis 515 Wohnungseinbruchdiebstähle, ein Jahr zuvor waren es 457. Für die Opfer oft weitaus schlimmer als der materielle Verlust ist die Tatsache, dass ein Fremder in ihren Rückzugsort eingedrungen ist: Sie fühlen sich in ihrem Zuhause nicht mehr sicher. Das Polizeipräsidium Offenburg hat Wohnungseinbrüche auch deshalb zum Schwerpunktthema gemacht. Abgesehen von den Anstrengungen, die Täter zu überführen, ist das sicher noch wichtigere Ziel: Einbrecher sollen es gar nicht erst ins Haus schaffen. Und hier kommt Polizeikommissar Ralf Kaufmann ins Spiel.
Der Präventionsfachmann kommt zu mir nach Hause. Zuerst suchen wir nach potentiellen Schwachstellen im Außenbereich. Dabei erregt Ralf Kaufmann sofort das Misstrauen von Nachbarn. "Aufmerksame Anwohner sind immer gut", erklärt er. Alleine darauf sollte man sich allerdings nicht verlassen. Deshalb sieht sich Ralf Kaufmann alle Türen und Fenster ganz genau an. "Ein Täter nimmt sich in der Regel drei bis fünf Minuten Zeit", erklärt der Kommissar. "Gelingt es, diese Zeit durch mechanischen Widerstand zu überbrücken, sind die Chancen groß, dass der Täter Abstand nimmt."
Tatsächlich scheitert laut Polizeistatistik nachts jeder zweite Einbruchversuch. Bei den Tageseinbrüchen sind es ein Drittel. Wichtig ist deshalb, potentiellen Einbrechern das Handwerk so schwer wie möglich zu machen. Das kann mit Hilfe von Riegeln, Schlössern, Schutzbeschlägen und vielem anderen mehr geschehen. Dabei geht es in erster Linie um die Außenhaut. Ralf Kaufmann beschreibt bei dem Rundgang anschaulich die Denkweise und das Vorgehen von Einbrechern. Beispielsweise ist es wichtig, schon die Außentür zur Straße bestmöglich zu sichern. Steht der Langfinger nämlich erst einmal im Hausflur, kann er sich in aller Ruhe die Wohnungstür vornehmen. Hier ist er vor Entdeckung schließlich geschützter als im Außenbereich.
Ist eine Alarmanlage Schutz genug? "Mechanik geht vor Einbruchmeldetechnik", lautet die klare Antwort. "Mechanik hält den Täter draußen, Technik meldet, dass der Einbruch stattgefunden hat." Das spricht aber natürlich nicht dagegen, zusätzlich eine Alarmanlage zu installieren.
Nachdem er das Haus von außen unter die Lupe genommen hat, unternehmen wir einen Rundgang im Inneren. Zum Schluss gibt es eine exakte Schwachstellenanalyse und Sicherungsempfehlungen. Damit ich nichts vergesse, bekomme ich alles schriftlich, dazu Broschüre und Flyer mit Fördermöglichkeiten. Dieser Service der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle ist übrigens kostenlos. Ein Termin kann unter 0781/214515 vereinbart werden.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.