Verlegerin Isabel Obleser
Sie setzt das Lebenswerk ihrer Eltern fort

Isabel Obleser übernimmt Verantwortung – beruflich im Verlag, privat als Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Gengenbach. Neben dem Reitsport interessiert sie sich für Kunst. | Foto: Michael Bode
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  • Isabel Obleser übernimmt Verantwortung – beruflich im Verlag, privat als Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Gengenbach. Neben dem Reitsport interessiert sie sich für Kunst.
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Gengenbach. In der Redaktion geht es hoch her. Ein Termin jagt den nächsten. Jemand muss aber unbedingt 15 Sonderseiten Korrektur lesen. "Ich übernehme das", erklärt Isabel Obleser bereitwillig, als sie das Problem mitbekommt. Und natürlich bekommt die Verlegerin es mit. Schließlich steht die Tür zu ihrem Büro meist offen. Das war übrigens schon früher bei ihrem Vater und Verlagsgründer so.

Vor fünf Jahren hat Isabel Obleser von ihm vollständig den Stadtanzeiger Verlag und die Vertriebsgesellschaft übernommen. Darüber hinaus engagiert sie sich als Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter. In dieser Eigenschaft sitzt sie beispielsweise im eleganten Hosenanzug souverän mit Medienmachern aus ganz Deutschland in Berlin zusammen, um gemeinsam zu erarbeiten, wie sich die Branche zukunftsfähig aufstellen kann. Trotz ihrer Position ist sich die 42-Jährige aber keineswegs zu schade, bei Bedarf die Ärmel ihrer Seidenbluse hochzukrempeln und in der Offenburger Geschäftsstelle die quietschende Balkontür mit ein paar Tropfen Öl zum Schweigen zu bringen. Isabel Obleser ist niemand, der lange fackelt, sondern tut, was getan werden muss. Sie hat Verstand, Energie, Schneid und ein Lachen, das ebenso laut wie herzerfrischend ist.

"Matschkuchen" für Mitarbeiter 

Als ihre Eltern 1972 den Verlag aus der Taufe hoben, war Isabel Obleser nur ein Zwinkern im Auge ihres Vaters. Die heutige Verlegerin ist nämlich erst 1979 geboren. Dafür ist sie praktisch mit dem Verlag aufgewachsen. Ihre Mutter Susanne war auch nach der Geburt der Tochter noch voll im Unternehmen eingebunden. Zu ihrem Aufgabengebiet gehörte vor allem die Organisation der Zeitungszustellung. Allerdings konnte sie viel von zu Hause aus erledigen. Heute würde man sagen, sie arbeitete im Homeoffice. Aber natürlich begleitete Isabel Obleser ihre Eltern als Kind auch in den Verlag. Die Offenburger Geschäftsstelle befand sich damals schon in der Scheffelstraße 21. Wenn die Verlegerin heute aus ihrem Bürofenster schaut, sieht sie in den Hof, wo die kleine Isabel damals gerne gespielt und für die Verlagsmitarbeiter "Matschkuchen" gebacken hat. Dass sie den Verlag einmal übernehmen wird, war keineswegs von Anfang an klar. Die Eltern drängten sie nicht in diese Richtung. Mit Begeisterung war die Tochter manchmal bei den Leserreisen dabei. Die Gengenbacherin liebte diese Fahrten und fasste mit elf Jahren den Entschluss: "Als Erwachsene organisiere und begleite ich Leserreisen."
So kam es dann auch. Aber zuvor bestand ihre Mutter darauf: "Wenn du etwas mit Reisen machen möchtest, musst du Sprachen lernen." Wie Isabel Obleser einräumt, machte sie nur mit mäßiger Begeisterung eine Ausbildung zur Wirtschaftskorrespondentin für Englisch und Französisch. Immerhin konnte sie dazu in Gengenbach bleiben, was ihr wegen ihrer zweiten Leidenschaft wichtig war: Reiten und Turniersport. "Außerdem hatte ich damals meinen ersten Freund", verrät sie.

Drei Reisebüros gehörten zum Unternehmen

Bevor Isabel Obleser jedoch in das elterliche Unternehmen einstieg, zu dem damals noch drei Reisebüros gehörten, absolvierte sie ein sechsmonatiges Praktikum bei einem Veranstalter für Gruppenreisen in Aschaffenburg. Dann durfte sie endlich ihren Traum verwirklichen. Bei ihrer ersten Reiseleitung fuhr sie mit den Lesern zur Mandelblüte auf Mallorca im Frühjahr 2000. Da waren die Eltern noch dabei. Doch fortan übernahm die Tochter alleine. Bis zu 20 Reisen begleitete Isabel Obleser pro Jahr und organisierte noch mehr – von der Tagesfahrt über Wochenendtrips bis hin zu 14-tägigen Kreuzfahrten. "Ich durfte viel von der Welt sehen", schwärmt sie. Darunter waren eisige Gletscher auf Island ebenso wie sonnigen Traumstrände in der Karibik.
"Ich wollte diese Zeit nicht missen. Aber als ich 2010 noch verstärkter daheim gebraucht wurde, war es für mich in Ordnung, neue Aufgaben zu übernehmen", sagt die Gengenbacherin. Der Vater wollte sich beruflich zurückziehen und sie war bereit, das Lebenswerk der Eltern fortzuführen. 2017 übernahm Isabel Obleser dann komplett. Und sie weiß, wie in ihrem Verlag der Hase läuft – angefangen beim Korrekturlesen bis hin zum großen Ganzen.A. Glaser

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