Geschäftsführer Christian Kaufeisen
Macher mit 100 Ideen pro Minute
Ortenau. 100 Ideen in einer Minute, das ist Christian Kaufeisen, wie ihn heute jeder kennt. Aber war der neue Geschäftsführer der Stadtanzeiger Verlags-GmbH & Co. KG schon immer so? Auf die Frage, ob er als Kind eher ein stiller Eigenbrödler war, lacht der 45-Jährige. "Nein, das nun wirklich nicht", gibt er zu.
Geboren und aufgewachsen in Oppenau, genoss er die früher typischen Freiheiten auf dem Land: "Nach den Hausaufgaben ging es raus zum Spielen." Da konnte noch auf Nebenstraßen gekickt oder im Wald eine Hütte gebaut werden. Eine der wenigen festen Regeln war lediglich: Wenn es dunkel wurde, mussten die Kinder zu Hause sein. "Ich hatte eine sehr schöne Kindheit", sagt der Geschäftsführer rückblickend.
Der verheiratete Vater von vier Töchtern im Alter von 20, 18, 14 und elf Jahren wuchs selbst ohne Geschwister auf, war aber nach eigenem Bekunden immer schon ein Teamplayer. Zwar interessierte sich der junge Christian Kaufeisen auch für seinen Computer. "Gleichzeitig war es mir aber wichtig, mit Freunden unterwegs zu sein", erklärt er. Computerspiele fand er schnell eintönig.
Natürlich hatte der Oppenauer, der die Realschule in Oberkirch besuchte, ein Monatsticket für die Bahn. Viel lieber trampte er jedoch. "Das hat gut funktioniert und war meistens viel schneller", erinnert er sich. Klar, die Leute kannten sich im Ort und es hieß: Da steht der "kloi Kaufise", den nehmen wir mit.
War er erst 15 oder schon 16 Jahre alt? Ganz genau weiß Christian Kaufeisen nicht mehr, wann er seine erste Geschäftsidee realisierte. Jedenfalls beschloss er gemeinsam mit einem Freund, eine Firma zu eröffnen. "Ich bin einfach zum Bürgeramt gegangen und habe gesagt, dass ich ein Gewerbe anmelden möchte", erzählt er schmunzelnd. Das Geschäft selbst bestand darin, T-Shirts durch Batik zu verschönern und dann zu verkaufen. Finanziert wurde der Ankauf von 2.000 neutralen Oberteilen durch Ferienjobs. "Die Qualität der T-Shirts war teils übel und das Ganze kein großer Erfolg. Letztendlich haben wir sie gespendet", verrät Christian Kaufeisen mit einem Augenzwinkern.
Bewerbung mit Foto aus dem Otto-Katalog
Ganz gut funktionierte später dagegen das Vertreiben von Abi-Shirts. Reich wurden die jungen Geschäftsmänner damit zwar nicht, aber es war auch mehr ein Hobby und machte Spaß. "Das Engagement ebbte aber schnell ab, nachdem ich meinen Ausbildungsvertrag unterschrieben hatte", so Kaufeisen.
Damals war vom Fachkräftemangel noch keine Rede. Die Bewerber standen für Ausbildungsplätze Schlange, Arbeitgeber konnten anspruchsvoll sein und waren es auch. Christian Kaufeisen wusste, was er nach dem Berufskolleg gerne machen würde: Heute entspricht es dem Beruf des Medienkaufmanns. Für seine Bewerbung beim Offenburger Medienhaus Reiff dachte er sich etwas Witziges aus. "Ich schnitt aus dem Otto-Katalog eine der Fotografien von einem der Top-Modells aus und klebte meinen Kopf drauf", berichtet er. "Dazu schrieb ich die Eigenschaften, die gefordert waren, wie Tatkraft, Fleiß und so weiter." Offensichtlich ist die Bewerbung aufgefallen. Jedenfalls sagte sich der Personalchef: Den schaue ich mir zumindest mal an. Nach Bestehen verschiedener Eignungstests im Diktat und in Mathematik wurde der Oppenauer eingestellt.
Azubifirma
Listen in der Buchhaltung abgleichen, war zwar nicht gerade sein Ding, insgesamt machte ihm die Ausbildung riesigen Spaß. Schon damals war Christian Kaufeisen ein Netzwerker und selbstverständlich hatte er auch schon bald interessante Einfälle: So plante er mit rund 20 weiteren Lehrlingen aus verschiedenen Abteilungen eine Azubifirma: "Wir boten Drucksachen und Marketingmaterialien an." Es war nicht die letzte Idee, die er in insgesamt 20 Jahren in dem Unternehmen umsetzte. Tatsächlich arbeitete er sich im Laufe der Jahre bis zum Gesamtmarketing- und Vertriebsleiter die Karriereleiter hinauf. Anschließend wechselte er zur Unternehmensgruppe SDZ Druck und Medien, wo er als Verlagsgeschäftsführer tätig war. Seit 1. Juli steht der 45-Jährige als Geschäftsführer beim Stadtanzeiger und Guller am Steuer. Und um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Ja, er war schon immer ein heimatverbundener Macher.
Anne-Marie Glaser
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