Fussnote - die Glosse im Guller
Diplomatisches Minenfeld

Der Futbol Club Barcelona führt derzeit souverän die erste spanische Liga an. Nichtsdestotrotz werden auch die Fußballer des katalanischen Fußballclubs angefeindet, auch, wenn sie für die spanische Nationalmannschaft unterwegs sind. Diese Debatte um die Unabhängigkeit der spanische Region zeigt nach den gewalttätigen Einsätzen der spanischen Polizei im zeitlichen Umfeld der Abstimmung weitere Auswirkungen und Folgen. Wie wollen sich die Spieler Barcelonas künftig mit den Besten sportlich messen? Darf der Club noch an der spanischen Liga teilnehmen – bisher ist dies allein Clubs aus Andorra als ausländischen Vereinen vergönnt? Wie sieht es mit der Champions League aus und damit einer Mitgliedschaft in der UEFA? Es gibt einen zweiten Erstligisten in Barcelona. Er hat erstaunlicherweise den Beinamen Espanyol und ist merkwürdig still zu dem Thema der Unabhängigkeit.
Innenpolitische Krisen dieser Art sind in Spanien nichts Neues. Jahrelang versuchte eine baskische Organisation, die Unabhängigkeit der anderen nordspanischen Povinz mit terroristischen Mitteln zu erreichen – vergebens. Bleiben wir beim Fußball: Ehrlich ist unter diesem Aspekt die Sportpolitik des Athletic Club Bilbao. Der setzt aus Prinzip nur Spieler ein, die entweder von Geburt Basken sind oder zumindest in einem baskischen Club ausgebildet wurden. Auch die Basken bleiben in diesen Tagen erstaunlich ruhig.
Wie es in der Provinz Katalonien weitergeht, weiß derzeit so recht niemand. Nach einem Vermittler wird gerufen – es wird sich aber keiner freiwillig melden. Zu sehr belastet ist dieses diplomatische Minenfeld.
Für die Europäische Union ist es offiziell eine innere Angelegenheit eines souveränen Mitgliedstaates. Zumal sich die EU gerade versucht, neu aufzustellen und darauf dringt, dass alle Mitgliedsstaaten ihre geltenden Prinzipien auch bitteschön anwenden sollen. Sie hat zudem gerade selber genug Probleme mit dem Austritt Englands aus der Gemeinschaft. Wie sollte sie da am grünen Tisch zwischen einer abtrünnigen Provinz und einem souveränen Staat vermitteln?
Ist die Politik Kataloniens eine neue Form des aufkommenden Nationalismus, der spinnennetzartig sich rund um den Globus verbreitet? Begrüßt wurden die Staatsgründungen zuletzt allein auf dem Balkan und auf dem Gebiet der früheren UDSSR, als Reaktion auf das Ende des kalten Krieges.
Ein EU-Politiker hat es deutlich sinngemäß gesagt: Wenn Demokraten Gesetze nicht gefallen, können sie sie nicht ignorieren; sie können nur versuchen, sie auf demokratischem Weg zu ändern. rek

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