Die Glosse im Guller
Das Handy in der Hand, den Buggy im Griff
Als ich vor zweieinhalb Jahren Großmutter wurde, war das mit einigen unglaublichen Erkenntnissen verbunden. Eine war: Moderne Kinderwagen kann man auch ohne Blick aufs Smartphone schieben. Ehrenwort, das geht. Ich habe es selbst ausprobiert.
Tatsächlich gilt für viele Mütter und auch Väter: Handy in der Hand, Buggy im Griff. Die einen telefonieren, die anderen schauen Filmchen auf TikTok. Vielleicht studieren die einen oder anderen auch die neuesten Börsenkurse, verkaufen Aktien und machen so nebenbei auf dem Weg zum Spielplatz ein paar Tausend Euro.
Smartphones
Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Ich habe nichts gegen Smartphones. Diese Dinger werden auch von mir gerne und viel benutzt. Beispielsweise wenn der Mann, mit dem ich Tisch und Bett, aber nicht mehr die Nikotinsucht teile, mich im Restaurant zwischen Hauptgang und Dessert alleine lässt, um seinem Laster zu frönen. Natürlich könnte ich dann die Bubbles in meinem Mineralwasser zählen. Allerdings ist das ziemlich langweilig. Da macht es doch weitaus mehr Spaß, unsere Kinder mit Bildern von dem leckeren Essen per Whats-App ein bisschen neidisch zu machen.
Keine besseren Mütter
Ich will auch nicht behaupten, wir wären früher aufmerksamere Mütter gewesen. Es fehlten uns einfach die Möglichkeiten der heutigen Technik: So hätte ich beim obligatorischen Nachmittagsspaziergang sehr gerne "Eine schrecklich nette Familie" geschaut. Das lief aber nur im Fernsehen und der war über das Stromkabel mit der Steckdose im Wohnzimmer verbunden. Also beschäftigte ich mich mit dem Baby und gurrte: "Schau mal das rote Auto dort."
Warum ich dann über die Handy-Eltern lästere? Weil ich mir Sorgen darüber mache, was sie ihren Kindern vorleben. Schließlich ist das die Generation, die mal meinen Rollstuhl schiebt, wenn ich eine Greisin bin. Und es wäre mir lieber, sie würden beim Überqueren der Straße nicht "Bike Unchained 3" auf dem Smartphone spielen.
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