Fußnote – die Glosse im Guller
Ach, wir arme naive Nutzer!
Eigentlich wirkt der Mark Zuckerberg doch recht sympatisch. Er ist ein 33-jähriger Mann aus gutem Hause, wohl ein braver Ehemann und Vater, der mit seinen Milliarden viel Gutes tut. Und wie zerknirscht er jetzt wirkt. Schon wieder hat das von ihm mitgegründete Facebook Schweinereien mit den Daten seiner Nutzer angestellt. Natürlich findet das der nette Herr Zuckerberg falsch, deshalb hat er sich auch aufrichtig entschuldigt.
Aber so leicht will man ihn diesmal nicht davonkommen lassen. Der US-Kongress will ihn ebenso für eine Befragung antanzen lassen wie das britische Parlament. Beide vermuten, dass die Machenschaften bei Facebook fatale Folgen für ihre Länder hatten. Es geht um Daten, deren unrechtmäßige Weitergabe, Missbrauch, Manipulation und Täuschung.
Hat Facebook seine naiven Nutzer schamlos ausgenutzt, um Geld zu verdienen? Konnten dadurch Dritte diese beeinflussen, etwas zu tun, was sie tendenziell ohnehin gerne tun wollten? Kurzum: Hat Facebook Schuld daran, dass die US-Amerikaner jetzt Donald Trump als Präsident an der Backe haben? Die Briten suchen dagegen immer noch nach einem Sündenbock für die Brexit-Entscheidung. Jetzt warte ich nur noch darauf, dass Martin Schulz den Zuckerberg nach Würselen zitieren will, um ihm die Schuld an seinem Misserfolg bei der Bundestagswahl in die Schuhe zu schieben.
Tatsächlich ist der Skandal nicht ohne für Facebook. Profile werden gelöscht, Werbeaufträge gekündigt, Aktionäre klagen und die Politik erklärt, dass das alles so nicht weitergeht. Okay, Letzteres tun Politiker immer und ständig. Das muss nicht zwingend Folgen haben.
Firmen, Parteien und allen, denen meine Wohnadresse ein paar Euro Wert ist, die können die Daten schon seit ewigen Zeiten bei Einwohnermeldeämtern kaufen. Wenn ich mit Kreditkarte bezahle, analysiert jemand mein Kaufverhalten, um seine Werbung darauf abzustimmen. Und an manchem Stammtisch wurde mit Halb- und Unwahrheiten schon Stimmung gemacht, da war das Wort Fake News noch gar nicht erfunden. Das macht den Skandal um Facebook nicht besser, zeigt aber: Versuche, Menschen zu manipulieren, gab es schon vor der Erfindung Sozialer Medien. Dagegen hilft nur eins: Grundsätzlich mit gesundem Menschenverstand die Dinge prüfen. Im Übrigen sollte der jedem sagen: Der sympatische Mark Zuckerberg lebt nicht von Luft und Likes alleine. Es gibt einen Grund, warum ihn die Posts auf der Plauder-Plattform so reich gemacht haben.
Anne-Marie Glaser
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