Diagnose Parkinson
Eine Heilung ist nicht möglich
Ortenau (ds). Die Symptome kannte bereits der Medizinschriftsteller Celsus in der Antike, doch erst 1817 beschrieb der englische Arzt James Parkinson in seiner "Abhandlung über die Schüttellähmung" die Krankheit, die heute seinen Namen trägt. Auch 200 Jahre danach kann die Erkrankung trotz aller Forschungen und verschiedener Therapiemöglichkeiten nicht geheilt werden.
In Deutschland sind etwa 300.000 bis 400.000 Personen an Morbus Parkinson erkrankt. Jährlich kommen rund 20.000 hinzu, wobei die meisten Betroffenen zwischen 50 und 79 Jahre alt sind. Oft wird die Krankheit erst recht spät diagnostiziert, dann ist das Absterben der Dopamin-produzierenden Nervenzellen im Gehirn meist schon weit fortgeschritten. "Die Symptome wie Zittern der Hände oder Verlangsamung der Bewegung werden häufig aufs fortgeschrittene Alter geschoben", weiß Marie-Jeanne Spiry, Regionalleiterin der Deutschen Parkinson-Vereinigung e. V. in Offenburg. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag bekam sie die Diagnose Parkinson.
"Ich schaffte es nicht einmal mehr, zwei Stunden lang meinen Haushalt zu machen", berichtet die 69-Jährige, die damals schon nicht daran glaubte, dass lediglich ihre Akkus leer gewesen sein sollten. Spiry ist sich mittlerweile sicher, schon 20 Jahre zuvor die ersten Anzeichen bemerkt zu haben. "Ich konnte plötzlich nicht mehr richtig tanzen, ich bin meinem Partner ständig auf die Füße getreten", erinnert sie sich. Auch den Duft ihres Lieblingsparfums nahm sie damals auf einmal nicht mehr wahr. "Das geht den meisten Parkinson-Patienten so", weiß sie heute.
Neun Jahre lang hat Marie-Jeanne Spiry recht gut mit ihrer Krankheit gelebt. Im sogenannten "Honeymoon" – einem Zeitraum von drei bis zehn Jahren – ist Parkinson mit Tabletten beherrschbar. "Dann werden die Symptome schlimmer", muss sie gerade am eigenen Leib erfahren. Wie alle Parkinson-Patienten braucht sie einen eigenen Rhythmus, nach dem sie ihren Alltag ausrichten kann. "Ich habe aber dennoch Spaß am Leben", betont sie, obwohl sie weiß, dass ein Leben im Rollstuhl eine ganz reale Gefahr ist. "An Parkinson stirbt man nicht, sondern an den Begleiterscheinungen, etwa an einer Lungenentzündung oder daran, dass man nicht mehr schlucken kann", berichtet Marie-Jeanne Spiry.
Ob Theodor Roosevelt, Mao Tse-tung, Muhammad Ali, Michael J. Fox oder Peter Hofmann – die Liste bekannter Parkinson-Patienten ist lang. Dennoch sind die Berührungsängste groß. "Ich kenne Fälle, in denen sich Betroffene nicht getraut haben, mit ihrem Chef über die Krankheit und mögliche Ausfälle zu sprechen", so Spiry, die zu einem sensiblen Umgang mit der Thematik aufruft.
In ihrer Selbsthilfegruppe, die sich jeden zweiten Donnerstag im Monat um 15 Uhr in der Kirchengemeinde St. Martin in Offenburg trifft, will sie Erkrankte unterstützen. "Wir sind Anlaufstelle für Aufklärung und Information, ganz unter dem Motto ,Gemeinsam sind wir stark'", sagt Spiry. Der Austausch und die Erfahrung jedes Mitglieds sind immer hilfreich. Derzeit sind es 70 Teilnehmer, die Informationen über Medikamente und Therapien austauschen, einfach nur beieinander sitzen und Kaffee trinken oder auch Vorträgen folgen – wie etwa am 9. November, wenn Prof. Volker A. Coenen, Leiter der Stereotaxie an der Uniklinik Freiburg, über Tiefenhirnstimulation spricht.
Wer Kontakt zur Ortenauer Selbsthilfegruppe aufnehmen möchte, kann dies unter Telefon 07821/5490989 oder per E-Mail an offenburg@parkinson-mail.de tun.
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