Tierarzt Markus Kollofrath warnt
Böller können Hunde und Katzen in Panik versetzen

Wie alle Hunde hat auch Lennox ein empfindliches Gehör. | Foto: Sandra Decoux-Kone
  • Wie alle Hunde hat auch Lennox ein empfindliches Gehör.
  • Foto: Sandra Decoux-Kone
  • hochgeladen von Anne-Marie Glaser

Ortenau (sdk). Viele Menschen betrachten es als schönen Brauch, wenn der Jahreswechsel mit Böllern und Raketen gefeiert wird. Tiere haben mit lauten Geräuschen aber ihre liebe Not und so mancher Tierhalter sieht dem Feuerwerk an Silvester mit Angst und Schrecken entgegen. Sensible, geräuschempfindliche Hunde, aber auch Katzen können regelrecht in Panik geraten, wenn es zum Jahreswechsel so richtig kracht. Das Gehör eines Hundes ist um ein vielfaches empfindlicher als beim Menschen. Das kann laut Tierarzt Markus Kollofrath an Silvester und den Tagen davor, wenn sich Böller-Fans schon „einschießen“, zum echten Stressfaktor werden. Auf Anfrage der Redaktion gibt er Tipps für den entspannten Jahreswechsel.

"Bevor das Tier richtig leiden muss, würde ich ein Beruhigungsmittel geben, damit es einigermaßen angstfrei das Silvesterfeuerwerk überstehen kann", so Kollofrath. Ein neues Medikament auf dem Markt, reduziere das Geräuschempfinden bei Hunden extrem. Allerdings suchten Tierhalter nur selten die Praxis auf, um für Silvester vorzubeugen. Die meisten Hunde und auch Katzen seien zwar nervös, wenn draußen die Welt unterzugehen scheine, ließen sich aber beruhigen, wenn Herrchen und Frauchen an ihrer Seite seien und Sicherheit vermittelten.

Aber es gebe sie doch, die Hunde, die regelrecht in Panik gerieten. Wer wisse, dass sein Hund so reagiere, müsse unbedingt darauf achten, dass Fenster und Türen geschlossen blieben. "Jalousien herunter lassen und Fernseher oder Radio einschalten, um die ungewollten Geräusche von draußen zu dämpfen, ist eine einfache Lösung", meint der Tierarzt. Zusätzlich sollte man dem Tier einen komfortablen und ausbruchsicheren Platz in der Wohnung einrichten. „Ich habe immer das Radio für meine Katze auf Zimmerlautstärke gestellt, wenn sie alleine in der Wohnung war“, so Tierarzt Markus Kollofrath. Mancher Hundehalter packe seinen Vierbeiner um Mitternacht auch ins Auto und fahre mit ihm auf die Autobahn, um dem Tier die Knallerei zu ersparen.

Geräuschangst bei Hunden sei übrigens einer der häufigsten Auslöser für Verhaltensprobleme. Diese verschlechtere sich bei jungen Hunden oft mit der Zeit. Typische angstauslösende Geräusche seien Staubsauger, Bauarbeiten, Renovierungsarbeiten, Gewitter und Knallgeräusche wie beim Feuerwerk. Diese Hunde sollten mit ihrer Angst nicht alleine gelassen werden. Spaziergänge seien nur noch an der Leine zu empfehlen, denn zu groß sei das Risiko, dass der Hund durch einen plötzlichen Böllerschuss erschreckt werde und dann panikartig die Flucht ergreife.

Ein Happy End nahm vor vielen Jahren die Geschichte von Kollofraths Pudel, der durch eine kurze Unachtsamkeit durch die offene Tür ausbüchste. Bei einer Vereinsfeier in der Festhalle habe er schließlich Schutz gesucht. Er habe sich durch eine Hintertür zur Festhallenbühne Eintritt verschafft und für viel Aufmerksamkeit gesorgt. "Da der Hund auf dem Dorf bekannt gewesen ist, wurde er nach Hause gebracht", erinnert sich Kollofrath schmunzelnd.

Tatsächlich steigt laut der Leiterin Katja Spirgatis die Zahl der Fundhunde im Tierheim Lahr um den Jahreswechsel herum an. Unerwartet werde ein Böller gezündet und schon sei es passiert: Der Hund stürme panisch davon. "Wenn das Tier im besten Falle eine Kennzeichnung hat und sofern es auch tatsächlich bei Datenbanken registriert ist, ist der Halter sofort ausfindig gemacht", erklärt Katja Spirgatis. „Wenn nicht, veröffentlichen wir das Fundtier mit Foto auf unserer Homepage und in sozialen Netzwerken. Auch so bekommen wir meist eine relativ schnelle Rückmeldung."

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.