Blickpunkt Polizei
Wenn es um Gesichter geht, schaut sie ganz genau hin
Offenburg In unserer Guller-Serie "Blickpunkt Polizei" geht es heute um die Abteilung "Gesichtserkennung", die seit 2020 an der Kriminalinspektion 2 des Polizeipräsidiums Offenburg angegliedert ist.
Polizeioberkommissarin Verena Hinz ist schon eine ganze Weile im Polizeidienst tätig, ihre momentane Aufgabe übt sie aber erst seit Ende 2021 aus. Sie ist Gesichtserkennungserstauswerterin und Leiterin der Koordinierungsstelle Super-Recognizer. "Wir führen bei der Gesichtserkennungsrecherche einen computergestützten Abgleich durch", erklärt Hinz. Dafür bekommen sie und ihre Kollegen rund 100 Bilder zur Vorauswahl, um dann in den manuell visuellen Abgleich der gesuchten Person zu gehen. Die Bilder können von Überwachungskameras oder Handyfotos sein.
"Man lernt das Gesicht in unterschiedliche Bereiche aufzuteilen. Es gibt hunderte anatomische Merkmale, die man vergleichen kann", erklärt Verena Hinz. Das können beispielsweise der Abstand zwischen Augen und Nase, Lippen, Furchen und Falten oder aber auch Hautbesonderheiten wie Muttermale sein, die zu einem Treffer führen können. Selbst nach chirurgischen Eingriffen bleiben bestimmte Merkmale wie zum Beispiel der Abstand unterschiedlicher Gesichtspartien gleich. "Viel schwieriger ist es manchmal ein stark geschminktes Gesicht mit einer Vorlage abzugleichen", erklärt Hinz mit einem Lachen. "Die Personen werden von uns nicht im forensischen Sinne identifiziert, sondern der Treffer ist ein Ermittlungshinweis, den dann die Sachbearbeiter verifizieren oder falsifizieren."
Aufklärungsquote steigt
Die Gesichtserkennung ist ein weiteres Instrument zur Ermittlungsunterstützung. Darüber hinaus führt dieses Werkzeug zu einer Steigerung der Aufklärungsquote. "Das Spannende ist, dass ich an einer Vielzahl von Fällen beteiligt bin." Über 700 Ermittlungsverfahren sind es im Fall von Verena Hinz.
Auch für andere Bundesländer und die französische Polizei haben Hinz und ihr Kollegen schon Fotos ausgewertet. Ihre Fälle seien vielfältig – von der sexuellen Belästigung in einem Bus bis hin zu schwerem Raub und Betrugsdelikten, erklärt sie.
Dass sie ein besonderes Talent zur Gesichtserkennung besitzt, sei ihre gar nicht bewusst gewesen, sondern erst im Rahmen einer Fortbildung festgestellt worden. "Ich habe als Kind aber sehr gerne und erfolgreich Fehlerbilder gelöst", sagt sie mit einem Schmunzeln. Neben einer guten Merkfähigkeit, müssen Hinz und ihre Kollegen vor allem sehr genau und detailliert arbeiten. "Durch meinen Beruf schaue ich die Menschen, die mir begegnen, schon anders an", sagt sie mit einem Lächeln.
Keine Super-Recognizer
Die Arbeit von Verena Hinz und ihren Kollegen ist nicht zu verwechseln mit sogenannten Super-Recognizern. Diese erkennen gesuchte Personen und Gesichter beispielsweise besonders gut aus Menschenmengen heraus. Selbst wenn sie die Person nur einmal im Vorbeigehen gesehen haben, erinnern sie sich noch Jahre später an das Gesicht und können es zuordnen. Diese Fähigkeit ist nicht erlernbar, nur ein bis zwei Prozent der Menschen besitzen diese Fähigkeit.
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