Hospiz Maria Frieden
Selbst zu Corona-Lockdown-Zeiten Besucher erlaubt
Offenburg (ag). Wenn ein neuer Bewohner in eines der acht Einzelzimmer in Maria Frieden einzieht, weiß er, dass seine Tage gezählt sind. Die normale Schulmedizin hat keine Therapiemöglichkeiten oder sonstige Optionen mehr, ihn zu heilen. Es wird für diese Menschen im Hospiz im Offenburger Osten auch keine lebensverlängernden Maßnahmen mehr geben. Die Hauptaufgabe der Einrichtung besteht laut Dr. Ulrich Freund, Vorsitzender des Fördervereins, darin, "die Lebensqualität des Menschen so zu verbessern, dass das Leben in der noch verbleibenden Zeitspanne lebenswert bleibt."
Schmerzen maximal nehmen
Das bedeutet vor allem, die Schmerzen maximal zu nehmen, ebenso Hunger und Durst zu stillen. "Es ist schrecklich, wenn Menschen Durst haben und nicht trinken können", so Freund. Zwei Ärzte haben abwechselnd Bereitschaftsdienst und machen regelmäßig Visite, um den Bewohnern von Maria Frieden beizustehen. "Es wird aber keine aktive Sterbehilfe geleistet", betont Dr. Ulrich Freund. Diese lehnt er persönlich auch ab.
Zeit und Zuwendung
Wichtig im Hospiz ist die Zuwendung. Die Menschen erleben: Ich werde nicht alleine gelassen. Die Person, die bei mir ist, hat Zeit. Das ist laut Freund natürlich nur wegen des sehr guten Personalschlüssels und vielen ehrenamtlichen Helfern möglich: "Es gibt hier die Zeit, sich ans Bett zu setzen und jemandem die Hand zu halten."
Übrigens waren in Maria Frieden selbst zu Corona-Lockdown-Zeiten Besucher erlaubt. "Es ist für Menschen eine emotionale Katastrophe, wenn sie keine sozialen Kontakte haben. Aus diesem Grund wurde unter Beachtung der Hygienevorschriften pro Tag jeweils eine Vertrauensperson bei jedem Bewohner zugelassen", so Freund. Infizierte gab es keine.
Kein trauriger Ort
Rund 60 Prozent der Bewohner in Maria Frieden sind über 60 Jahre alt. Im Jahr 2019 wurden im Offenburger Hospiz insgesamt 75 Menschen begleitet. Manche ziehen am Nachmittag ein und überleben die Nacht nicht. Dass jemand ein halbes Jahr bleibt, kommt laut Freund vor, ist aber die Ausnahme. Die durchschnittliche Liegezeit beträgt 28 Tage.
Wer nun glaubt, Maria Frieden wäre ein trauriger Ort, der irrt sich gewaltig. "Es kommt schon vor, dass Tränen fließen", sagt der Fördervereinsvorsitzende. "Es ist aus den Zimmern aber auch Gelächter zu hören." Die Einzelzimmer sind hell, komfortabel und dürfen durch eigenes Mobiliar ergänzt werden. Es herrscht darin eine private Atmosphäre. Alle Zimmer liegen im Erdgeschoss und haben direkten Zugang zu einer Terrasse mit schönem Ausblick. Auf diese können bei entsprechendem Wetter sogar die Betten geschoben werden.
Förderverein Hospiz Maria Frieden
Patienten müssen von einem Pflegeheim, Krankenhaus, dem Hausarzt oder der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung im Hospiz angemeldet werden. Mitunter kann es Wartezeiten geben. Die Kosten übernimmt zu 95 Prozent die Krankenkasse, den Rest der Förderverein Hospiz Maria Frieden e. V., der 112 Mitglieder hat. Er finanziert darüber hinaus einen Musiktherapeuten sowie eine Kunsttherapeutin und hat ein Gartenzimmer eingerichtet, in dem Angehörige zwischendurch Kraft tanken können.
Wenn ein neuer Bewohner in Maria Frieden einzieht, weiß er, dass seine Tage gezählt sind. Aber in dieser letzten Lebensphase stehen im Hospiz er und seine Bedürfnisse absolut im Mittelpunkt.
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