Von Schlepperbanden und Betrugsmaschen
Roland Haug und Klaus Diebold stellen Zahlen zur Wirtschaftskriminalität 2016 vor
Ortenau (arts). Der Leitende Kriminaldirektor Roland Haug und der zuständige Inspektionsleiter Klaus Diebold legten die Zahlen 2016 zur Wirtschaftskriminalität im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg vor. Die gute Nachricht zuerst: Die Wirtschaftskriminalität in der Region Ortenau, Rastatt, Baden-Baden ist im Vergleich zum Vorjahr moderat um 5,3 Prozent zurückgegangen, statt 873 gab es nur noch 827 registrierte Straftaten. Etwas getrübt wird die Bilanz, da im gesamten Baden-Württemberg ein Rückgang von stattlichen 24,9 Prozent zu verzeichnen ist.
Bei den Deliktsgruppen dominieren mit rund 60 Prozent und fast 500 Fällen die Betrugsdelikte, gefolgt von Arbeitsdelikten und Insolvenzstraftaten. Die Aufklärungsquote liegt bei nahezu 100 Prozent. Das liegt daran, so Roland Haug, dass der Anzeigende den Täter meist gleich mitliefert. Allerdings sei dann die Beweisführung oft nicht einfach. Die Schadensregulierung sei ein anderes Thema. Da wäre es wünschenswert, wenn Geschädigte beispielsweise bei einer dubiosen Kapitalanlage sich zu einem früheren Zeitpunkt melden würden. Die Schadenssumme ist mit etwas über 19 Millionen Euro leicht zurückgegangen. 224 ermittelte Tatverdächtigen zeigen auch einen leichten Rückgang, wobei es sich bei den Tätern fast ausschließlich um Erwachsene handelt. Haug zeigte sich stolz, dass es erstmals in seinem Bereich in Baden-Württemberg rechtlich möglich gewordenen ist, Verbandsgeldbußen zu verhängen, und das in einer Höhe von 1,4 Millionen Euro. Bislang sei es nur möglich gewesen, einzelne Personen zu sanktionieren, jetzt sei das auch bei den Unternehmen möglich.
Der Leiter der mit 30 Mitarbeitern für Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche und Korruption zuständigen Inspektion K 3, Klaus Diebold, gab dann auch ein paar konkrete Beispiele. Da war ein Fall von organisierter Arbeitskriminalität im nördlichen Zuständigkeitsbereich, bei dem 140 Ukrainer von international arbeitenden Schlepperbanden auf den deutschen Arbeitsmarkt eingeschleust und nicht oder schlecht bezahlt wurden. Selbstredend wurden auch keine Abgaben geleistet, also auch der Staat betrogen. Dank Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden, guter Ermittlungsarbeit von K 3 und einer Portion Glück konnte laut Diebold das verworrene Geflecht aufgehellt werden. Entsprechend zeigten sich die beiden Kripoleute vor der Presse zufrieden. Es folgten noch Beispiele wie der Enkeltrick, bei dem vor allem ältere Mitbürger um ihr Geld gebracht werden, oft auch bandenmäßig organisiert. „Das sind Profis, die machen nix anderes, die sind durchorganisiert von oben bis unten“, zeigte sich Roland Haug besorgt. Einen besonders aktuellen Warnhinweis gaben die beiden Beamten noch mit auf den Weg: „CEO-Fraud“ ist eine Betrugsmasche zum Nachteil von Unternehmen, bei der Firmen veranlasst werden, größere Geldbeträge ins Ausland zu transferieren. Da die Täter mit Insiderwissen ausgestattet sind, konnten sie mittlerweile mehrere Millionen Euro mit zum Teil gravierenden Folgen für Unternehmen erbeuten.
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