Spatenstich für Montessori-Gemeinschaftsschule
Nur ein Jahr Bauzeit
Offenburg (st) Es ist so weit: Nach über fünf Jahren beharrlichen Bemühungen allen Widrigkeiten wie gestiegenen Bau- und Zinskosten feierte das Montessori Zentrum Ortenau (MZO) am Donnerstag, 30. November, den symbolischen Spatenstich für den Neubau der Montessori-Gemeinschaftsschule in die Offenburger Burdastraße, heißt es in einer Pressemitteilung. Gemeinsam mit den geladenen Gästen Bürgermeister Oliver Martini, Vertretern der Stadtverwaltung durch Michèl Elsté sowie Gunnar Lehmann und Verena Leser von Lehmann Architekten setzen der MZO-Vorstand vertreten durch Christian Kniep, Geschäftsführer Johannes Wilhelmi, die Schulleitung Christina Beilharz und Tanja Brettschneider, den Klassensprecherinnen Jenna Fink und Frieda Faller und das ehrenamtliche Bauteam des Trägervereins mit Linda Schneider, Axel Burg, Matthias Ritter den symbolischen Spatenstich.
Der MZO-Kinderchor stimmte fröhlich mit dem Lied "If you're happy und you know it." ein, bevor Bürgermeister Martini das Grußwort hielt. „Die enorme Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt und gezeigt, dass Zukunftswünsche Realität werden können. Ich freue mich, dass das Montessori Zentrum an dem Projekt festgehalten hat und damit einen weiteren wichtigen Schritt in seiner Entwicklung nehmen kann. Das ganzheitliche Konzept nun auch an einem Ort abzubilden, bereichert die Bildungslandschaft in der Stadt Offenburg und der Raumschaft erst recht und macht es im wahrsten Sinne des Wortes sehr schön sichtbar.“ freut sich Bürgermeister Martini.
Gemeinschaftsschule
Das Gebäude soll noch 2024 fertig werden. Dann wird dort die Gemeinschaftsschule einziehen, die bisher in den Räumen des ehemaligen Offenburger Technischen Gymnasiums untergebracht ist. Die Gemeinschaftsschule wurde im Schuljahr 2019/20 gegründet, um den Schülern des MZO nach dem Abschluss der Grundschule auch eine Sekundarstufe und somit einen Abschluss an der Montessori-Schule zu ermöglichen. Derzeit besuchen 36 Schüler von Klasse 5 bis 8 die Gemeinschaftsschule, die Jahr für Jahr um eine weitere Klasse anwächst.
Der Trägerverein des MZO reagiert mit dem Neubau auf die wachsende Nachfrage von Familien aus dem ganzen Ortenaukreis sowie darüber hinaus. Der dreigeschossige Neubau wird mit lichtdurchfluteten Lernbüros eine optimale Umgebung für individuelles Lernen bieten, ergänzt durch spezialisierte Fachräume für naturwissenschaftliches Forschen, ein Atelier sowie Platz für kleinere Aufführungen und Präsentationen. Der Mensabereich wird zum Herzstück des sozialen Lebens werden.
"Auch der ökologische Gedanke und das Bewusstsein der Verantwortung für unseren Planeten, den Lebensraum zukünftiger Generationen stehen im Zentrum des Bauprojektes. Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten wird trotz gestiegener Baupreise eine CO2-reduzierte Baukonstruktion mit hohem Anteil an regional vorhandenem Holz umgesetzt. Eine Wärmepumpe mit geringen Verbräuchen und höchster Effizienz, sowie eine Photovoltaik-Eigenstromerzeugung auf der Dachfläche ermöglicht zukünftig den CO2-neutralen Betrieb der Schule", sagt Architekt Gunnar Lehmann.
Talente wecken
Die neue Gemeinschaftsschule ergänzt die Ortenauer Bildungslandlandschaft um eine Schulform, die weit über herkömmliche Lehrmethoden hinausgeht. Die individuelle Persönlichkeit der Schüler soll gestärkt, deren Resilienz gefördert und Talente geweckt werden. In der Schule sollen die Jugendlichen lernen, mit Rückschlägen umzugehen und positive Selbstwirksamkeit erfahren, um selbstbewusst, motiviert und empathisch in die Zukunft gehen zu können.
Das Prinzip der Montessori-Pädagogik beruht auf eigenverantwortlichem Lernen. Schüler arbeiten jeweils im eigenen Tempo, wählen den Lehrstoff nach Stärken und Interessen aus und erhalten regelmäßig persönliche Lerncoachings. Schwerpunkte sind neben den Profilfächern Kunst und Naturwissenschaften: Lernen im Leben, Medienkompetenz, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE),Design thinking und – bereits ab Klasse 5 – eine intensive Berufsorientierung. „Damit Kinder in der Schule fürs Leben lernen können, müssen wir das Leben in die Schule holen“, sagt Schulleiterin Christina Beilharz. „Wir möchten unser direktes Umfeld mit einbeziehen, so dass Schule und das Leben vor der Tür nicht voneinander getrennt sind, sondern als Einheit erlebt, werden“. Dafür sorgen unter anderem Kooperationen mit lokalen Betrieben. Auch der sogenannte „Erdkinderplan“ – ein von Maria Montessori geprägter Begriff, der bis heute nicht an Aktualität und Bedeutung verloren hat – hat seinen festen Platz in der Gemeinschaftsschule. Ab Klasse 7 soll er den Jugendlichen das Zusammenspiel von Arbeit, Verdienst und Gesellschaft zeigen und einen hohen Bezug zur Lebensrealität schaffen. Konkret realisiert das MZO seinen Erdkinderplan derzeit über eine Kooperation mit dem Seniorenzentrum Vita Tertia. Dort lernen die Jugendlichen, Bedürfnisse anderer zu erkennen und echte soziale Verantwortung zu übernehmen.
„Besonderer Dank gilt dem Offenburger Architekten Gunnar Lehmann und seiner Kollegin Verena Leser, dessen Expertise im Bau von Schulen auf langjähriger Erfahrung und profundem Wissen beruht, den Bürgermeistern Hans-Peter Kopp und Oliver Martini, dem Abteilungsleiter der städtischen Schul- und Kitaverwaltung, Michèl Elsté, sowie allen verantwortlichen Gemeinderäten“, sagt Geschäftsführer Johannes Wilhelmi. Die zahlreichen Abstimmungen und konstruktiven Gespräche mit den Vertretern der Stadt seien im Vorfeld wertvoll gewesen. „Es ist stets spürbar, dass der Stadt Offenburg eine vielfältige und zukunftsweisende Bildungslandschaft am Herzen liegt“, so Wilhelmi. Der kostengünstige Verkauf des Nachbargrundstücks, die Bürgschaft über die Hälfe der Kreditsumme sowie der Zuschuss seien wichtige Unterstützungszusagen für die Realisierung des Bauvorhabens gewesen. Man sei sehr dankbar für die gute und konstruktive Zusammenarbeit.
Privater Trägerverein
Möglich wurde das Großprojekt des privaten Trägervereins vor allem durch das Engagement der Schulleitungen Tanja Brettschneider und Christina Beilharz sowie das trägerinterne Bauteam, bestehend aus aktuellen und ehemaligen Mitgliedern des MZO-Trägervereins wie Unternehmer Matthias Ritter, Unternehmer Axel Burg, Architektin Linda Schneider, Unternehmerin Nadja Scherible, ehrenamtlicher MZO-Vorstand, vertreten durch Christian Kniep und MZO-Geschäftsführer Johannes Wilhelmi. Trotz widriger Umstände haben sich alle Beteiligten nicht entmutigen lassen. Ihre beharrlichen Bemühungen gipfeln für die Schülerinnen und Schüler in einem lang ersehnten Zuhause für ihre Schule. “Ich freue mich sehr darüber, dass das lange Warten ein Ende hat und dass wir bald alle zusammen an einem Ort sein können”, meint Alba Pintus, eine Schülerin der ersten Stunde.
Ein Beweis für den enormen Wert von ehrenamtlichem Engagement und dafür, was Menschen gemeinsam bewegen können, wenn die Arbeit nicht nur ein Beruf, sondern ein Herzensprojekt für die Zukunft ist.
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