Neujahrsempfang Offenburg
In Kontakt mit der realen Welt treten

Neujahrsempfang der Stadt Offenburg: Ansprache von OB Marco Steffens | Foto: gro
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Offenburg (gro) Der Offenburger Neujahrsempfang am Sonntag, 12. Januar, begann mit einem Gewitter aus Tönen. Fast erlösend für die 850 Gäste wirkten danach die harmonischen Klängen der Philharmonie am Forum, die in diesem Jahr den Neujahrsempfang musikalisch begleitete. 

In seiner Neujahrsansprache, die unter dem Motto "Fokussiert. Voran" stand, plädierte Oberbürgermeister Marco Steffens dafür, sich nicht in der digitalen Welt zu verschanzen, sondern in Kontakt mit der realen Welt zu treten. Der stete Blick aufs Smartphone sorge dafür, dass die wirklich wichtigen Dinge in den Hintergrund träten. "Was macht diese ständige Smartphone-Nutzung mit uns? Mit unserer Fähigkeit, kreativ zu sein, uns zu konzentrieren, echte Verbindungen mit Menschen aufzubauen?", fragte Steffens. Für ihn steht fest: "Wir werden oberflächlicher, vernachlässigen Realkontakte, die für unsere Empathie und den sozialen Zusammenhalt wichtig sind. Wir werden Ich-bezogen, ideenärmer und unkonzentriert. Kurz: Wir verlieren den Fokus."

Miteinander wagen

Er forderte die Zuhörer auf, mehr Miteinander zu wagen. "Realkontakte sehen nicht nur das Ich, sondern auch das Du, machen am Ende ein Wir erst möglich", betonte Steffens. Neurowisssenschaftler hätten festgestellt, dass die häufige Nutzung des Smartphone zu digitaler Demenz führen könne. Dabei brauche es Kreativität, denn diese sei die Voraussetzung für Innovationen. Letztere seien der Schlüssel zu Wohlstand.  Das Geheimnis liege in der Balance: Technologischer Fortschritt sei wichtig, essentiell fürs Weiterkommen. Gleichzeitig müsse dieser in die richtige Richtung gesteuert werden. "Das Mittel gegen digitale Demenz ist nicht etwa digitale Abstinenz, sondern ein verantwortungsbewusster Umgang mit den neuen Technologien", so Steffens. 

Der Oberbürgermeister forderte Verantwortungsbewusstsein im unmittelbaren Umfeld, in der Kommune: "Auf diese Lebenswirklichkeit muss sich unser Fokus richten. Kommunalpolitik geht alle an und zwar ganz direkt."  Marco Steffens forderte auf, selbstkritisch zu hinterfragen, ob alles so laufe, wie es sollte. Er habe den Eindruck, dass beim Ringen um die richtigen Entscheidungen das Gemeinwohl aus dem Blick gerate. "Viele akzeptieren demokratische Abstimmungen nur noch, wenn deren Ergebnis der eigenen Position entspricht", wurde der OB konkret. Andere Sichtweisen würden allzu schnell als kategorisch falsch bewertet, statt konstruktiv zu streiten, beschimpfe man sich oder grenze sich gegenseitig aus. "Das macht gemeinsame Entscheidungen unmöglich und der Fokus aufs Verbindende geht verloren", so Steffens, der dazu aufrief einen Perspektivwechsel zuzulassen. "Es gibt so unfassbar viel mehr Positives als Negatives in unserer Stadt, insbesondere dann, wenn sich alle einbringen", erklärte Steffens mit Blick auf das vielfältige Ehrenamt, das in der Stadt geleistet wird. 

Blick in die Zukunft

Den Blick zurück verband der Oberbürgermeister mit einem Blick in die Zukunft: So werde die Stadt weiterhin erhebliche Mittel in den Ausbau und die Modernisierung der Kindergärten und Schulen stecken. Auch der Ausbau des Fernwärmenetzes gehe weiter voran. Mit Blick auf die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung versprach Steffens, die Bitten um mehr Schutz vor Belästigungen auf Straßen, Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln ernst zu nehmen. Die Ergebnisse würden geprüft und sinnvolle Maßnahmen zügig umgesetzt. "Fokussiert. Voran. - das bedeutet: kein Aktionismus auf Basis lauter Stimmen oder oberflächlicher Wahrnehmungen", betonte Steffens. Stattdessen stütze die Stadt ihre Maßnahmen auf fundierte Fakten und das tatsächliche Empfinden der Bürger. Weitere Zukunftsprojekte sind die Planungen für die Landesgartenschau 2032, der Neubau des Technologieparks Offenburg und des Ortenau Klinikums am Holderstock. "Auch beim Bahn-Projekt Güterzugtunnel gab es mit der Offenlage einen wichtigen Meilenstein", erinnerte der OB. 

Das Fest "Offenburg feiert Freundschaft", das in diesem Jahr im Sommer begangen wird, nutzte der OB zu einem Appell für Frieden und Freundschaft und die Aufforderung bei der Bundestagswahl eine Stimme abzugeben: "Die Demokratie braucht uns - und wir brauchen sie."

Ehrungen

Im Rahmen des Neujahrsempfang wurde Dr. Hans-Joachim Fliedner, ehemaliger Kulturamtsleiter und Mitbegründer des Salmen in Offenburg, die Staufermedaille von Staatssekretär Volker Schebesta MdL verliehen. Eine Ehrung, die von Seiten der rund 850 Besucher mit lautem Applaus begrüßt wurde.

Applaus erhielten auch die Träger der Bürgermedaillen in diesem Jahr: So bekamen der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) sowie der SKM Ortenau (SKM Ortenau - Katholischer Verein für soziale Dienste in der Region Ortenau e. V.) je eine Bürgermedaille für ihre Arbeit. Alfons End, unter anderem Leiter des Schulmuseums Zell-Weierbach und Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Zell-Weierbach, erhielt für sein vielfältiges und unermüdliches Engagement für den Offenburger Ortsteil ebenfalls eine Bürgermedaille. Auch den Freundinnen und Freunde des Rosengartens wurde für ihre Arbeit, aus dem Streifen zwischen der Stadtmauer und der Grabenallee eine blühende Oase zu machen, eine Bürgermedaille verliehen. Sie bedankten sich bei den Gästen mit einer Rose für jede Dame. 

Für Unterhaltung sorgte außer der Philharmonie am Forum der Kabarettist Markus Kapp. Der gebürtige Offenburger, der in Karlsruhe lebt, traf mit seinem Programm "Wir schweifen APP" ins Schwarze.

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