1997: Hans-Peter Kopp, Musikschulgeschäftsführer, wird Kämmerer Offenburgs
Demokratiegeschichte und Freiheit spannend inszeniert

Hans-Peter Kopp, Kämmerer ab 1997 und seit 2014 Bürgermeister für Finanzen, Kultur und Soziales | Foto: Stadt Offenburg
  • Hans-Peter Kopp, Kämmerer ab 1997 und seit 2014 Bürgermeister für Finanzen, Kultur und Soziales
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Offenburg. Der in Lahr geborene Hans-Peter Kopp begann in Offenburg als Verwaltungsleiter, dann Geschäftsführer der Musikschule. 1997 wählte ihn der Gemeinderat zum Leiter des Fachbereichs Finanzen und damit zum Kämmerer. Rembert Graf Kerssenbrock sprach mit Hans-Peter Kopp, seit 2014 Bürgermeister für Finanzen, Kultur und Soziales.

Wir können davon ausgehen, dass Offenburg schuldenfrei bleiben wird?
Da wir derzeit in den Haushaltsverhandlungen sind, werde ich jetzt keine Prognosen abgeben, zumal der Gemeinderat das Hoheitsrecht in dieser Frage besitzt. Aber schon der vorherige Haushalt war nicht schuldenfrei, da wir KFW-Darlehen aufgenommen haben, die so zinsgünstig und außerdem noch mit einem Tilgungszuschuss versehen sind, dass es ökonomisch sinnvoll war, diese aufzunehmen. Damit können wir energetische Sanierungen vornehmen, die uns zudem einen finanziellen Vorteil bringen.

Zu Beginn Ihrer Zeit als Kämmerer war die Konversion eins der großen Offenburger Projekte. Wie sehr belastete dies, das Ziel der Schuldenfreiheit zu erreichen?
Das wurde deutlich vor der Entschuldung und wurde vor meiner Zeit als Kämmerer auf den Weg gebracht. Dadurch, dass Verwaltung aus Mieträumen nun in Eigentum ziehen konnte, gab es auch Gegenfinanzierungseffekte. Es gab natürlich auch Fördermittel für die Konversion. Insofern war das ein großes Programm mit vielen Maßnahmen – vom Kulturforum über Schulprojekte bis hin zum Rathaus. Sie waren alle miteinander verbunden im damaligen Programm IP 2000, weil sie aufeinander aufgebaut haben und sowohl inhaltlich als auch ökonomisch sinnvoll waren. Es konnten Einsparungen generiert werden, nicht zuletzt dadurch, dass sich die Verwaltung auf drei Standorte konzentrieren konnte. Am Kulturforum entstand eine Konzentration kultureller Einrichtungen, die vorher mehr oder weniger gut untergebracht waren.

Was waren die Gründe, dass der Offenburger Plan der Konversion solche Anerkennung fand – auch wenn dieser vor Ihrer Zeit als Kämmerer entstand?
Einer der Erfolgsfaktoren war, dass die Stadt ganz schnell auf die Übernahme der Flächen und Gebäude in ihr Eigentum gesetzt hat. So konnte sie die Kontrolle behalten. Der zweite Aspekt ist, dass man sofort in eine Nutzung gegangen ist. Zudem war frühzeitig geplant, dass das Kulturforum entsteht, wo Wohnbebauung kommen wird und was als gewerbliche Nutzung weitergeführt wird. Das alles wurde zügig ab 1992 entwickelt.

1997 lief auch die Messeplanung an. Viele Standorte standen auf dem Prüfstand. Wie sicher waren Sie damals, dass die Messe für Offenburg Sinn macht?
Im Gegensatz zu Freiburg und Karlsruhe, wo man wachsen wollte, ging es bei uns darum nicht. Wir wollten qualitativ besser werden. Es war ganz klar, mit dem Gebäudebestand, der zum Großteil in den 1960er-Jahren gebaut wurde, gerade die Oberrheinhalle, können wir nicht weitermachen. Daher stand die Frage im Raum, ob wir unsere Qualitäten ausbauen wollen. Wir haben keinen einzigen Quadratmeter dazu gebaut. Wir haben seither auch die Stadthallenfunktion in die Oberrheinhalle verlegt. Das Messekonzept 2010 besagte, dass wir nicht nur Messen dort machen. Hinzu kam eine große Halle wie die Baden-Arena, wo für die gesamte Region Großveranstaltungen stattfinden können. Da geht es auch um Sportveranstaltungen wie die Baden-Classics, Handballnationalmannschaftsspiele oder auch Boxkämpfe. Das hat auch für die Region Bedeutung, nicht nur für das Oberzentrum Offenburg. Wenn man an der Oberrheinhalle vorbeifährt, sieht man regelmäßig Fahnen von Unternehmen aus der Region wehen, die dort ihre Firmenveranstaltungen durchführen. Wir haben heute eine Multifunktionalität des Geländes weit über Messen hinaus. Das hat die Investitionen gerechtfertigt. Denn heute sehen wir: Die Messe brummt. Man sollte nicht nur auf die Oberrheinmesse schauen. Das ist und bleibt zwar ein Flaggschiff. Darüber hinaus ist Offenburg inzwischen Standort für eine Reihe von spezialisierten Messen geworden.

1997 hat die Stadt den Salmen gekauft, den Ort, der mit der badischen Revolution verbunden ist. Stand der Kauf in Zusammenhang mit dem erstmals durchgeführten Freiheitsfest?
Welche Bemühungen in den Vorjahren gelaufen sind, kann ich nicht sagen. 1997 jedenfalls gab es ein Zeitfenster, dieses Gebäude zu erwerben. Das haben Gemeinderat und Stadt dann gemacht und ein Konzept entwickelt. 2002 wurde er dann in seiner jetzigen Form eröffnet mit dem Besuch von Bundespräsident Johannes Rau und der Auszeichnung als Kulturdenkmal. Das Gebäude steht nicht nur für den Kampf nach Demokratie, sondern auch für das Gegenteil, die Reichspogromnacht am 9. November, als der Salmen eine Synagoge war und geschändet wurde.

Welche Veränderungen für den Salmen werden derzeit diskutiert?
Mehr Raum für eine modern und spannend inszenierte museale Ausstellung zu den Themen Freiheit und Demokratiegeschichte in Deutschland. Gleichzeitig soll dort auch an das Gegenteil, nämlich der Zerstörung dieser Werte durch die Nazis, erinnert werden. Seine Funktion als Veranstaltungsstätte bleibt dabei erhalten und es soll ständige Öffnungszeiten für Besucher geben.

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