Krankenhausausschuss legt erste Schritte für Zukunft des Ortenau Klinikums fest
Bleiben neun Standorte oder wird auf drei reduziert?
Offenburg (gro). Die Krankenhauslandschaft in der Ortenau wird sich verändern, wie sehr, das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. In seiner gestrigen Sitzung hat der Krankenhausausschuss des Kreistages einstimmig beschlossen, dass verschiedene Modelle vertieft untersucht werden, um interne Einsparmöglichkeiten und Synergien im Verbund auszuschöpfen. "Damit wollen wir kurzfristig rund eine Million Euro einsparen", so Landrat Frank Scherer. Möglich seien auch zwei Millionen Euro.
Außerdem soll ein von Scherer ins Spiel gebrachtes Modell "Landrat" durchgeprüft werden. Dabei würden Ettenheim und Oberkirch in Portalkliniken umgewandelt werden. Ettenheim würde die Fußchirurgie und die Schmerztherapie behalten, Oberkirch die Geburtshilfe, solange die Belegärzte sie mittragen. Die Orthopädie aus Gengenbach wird nach Kehl verlegt, der Standort gibt die Abteilungen Gynäkologie und HNO an die Häuser Offenburg und Achern ab. "Wenn alles gut läuft, dann könnte der Kreistag schon in seiner Sitzung am 25. Juli darüber entscheiden", so Scherer. Damit könnten bis zum Jahr 2020 rund fünf Millionen Euro innerhalb des Klinikverbundes einspart werden.
Langfristig würde das nach den vorliegenden Zahlen allerdings reichen, um das stetig wachsende Defizit in den kommenden Jahre auszugleichen. "Die Geschäftsführung des Ortenau Klinikums wurde beauftragt, im Sinne einer langfristigen Handlungsperspektive unverzüglich die beiden im Gutachten der CMK dargestellten Lösungsansätze mit drei oder mit vier Standorten im Vergleich zum Status quo zu untersuchen", so Scherer. Bei diesen beiden Alternativen sind nur zwei Standorte gesetzt: die Kliniken in Lahr und in Wolfach. "Die Untersuchungen werden völlig ergebnisoffen geführt", betonte Scherer. Ziel sei, die medizinische Versorgung in der Ortenau qualitativ und in der Fläche sicherzustellen. Laut Christian Keller, Geschäftsführer des Ortenau Klinikums, könnte solch ein Prüfauftrag rund ein Jahr in Anspruch nehmen, bevor der Kreistag darüber entscheiden könnte. Wo sich dann der mögliche dritte oder gar vierte Standort befinden würde, stünde auch jetzt noch nicht fest. Allerdings wurden die Parameter für diese Untersuchung fixiert: Dazu zählen die Vor- und Nachteile bei der Behandlungsqualität, bei der Personalgewinnung, der anstehende Investitionsbedarf, die Erreichbarkeit der Klinikstandorte, das wirtschaftliche Ergebnis des Ortenau Klinikums, die Kosten des Übergangs von neun auf drei oder vier Standorte, die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung, mit medizinischen Versorgungszentren und der Notfallversorgung.
Die Zahlen aus dem Gutachten ergeben, wenn die bisherige Kliniklandschaft beibehalten wird, im Jahr ein Defizit von elf Millionen Euro ohne Abschreibungen. Rechnet man diese noch dazu, dann liegt es bei 20 Millionen Euro. "Wir haben nur drei Möglichkeiten, wie wir reagieren können", hatte Scherer eingangs erläutert: die Strukturoptimierung, um der ökonomischen Schieflage entgegenzuwirken, mehr Steuern in den Unterhalt der Kliniken zu stecken, um das Defizit auszugleichen oder das Ortenau Klinikum zu privatisieren. "Für mich ist die Strukturoptimierung die einzige Alternative, die wir haben", machte der Landrat deutlich. Denn für ihn seien weder eine Privatisierung noch ein Ausgleich über Steuermittel denkbar. "Wir müssten dann Mitte der 20er-Jahre pro Einwohner in der Ortenau 50 Euro im Durchschnitt aufwenden, um die bestehende Krankenhausstruktur zu erhalten."
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