Offenburger Einzelhandel nach dem Shutdown
"Wir sind näher zusammengerückt"
Offenburg (gro). Der Corona-Shutdown hat die Geschäftswelt völlig überrascht. Wo am Vortag noch die Menschen durch die Innenstädte bummelten, herrschte auf einmal Leere. Christina Großheim sprach mit Stefan Schürlein, Stadtmarketing Offenburg, und Achim Kirsche, Geschäftsführer der City Partner Offenburg, wie Einzelhandel und Gastronomie die vergangenen Wochen erlebt haben.
Wie ist der Offenburger Einzelhandel durch die Corona-Krise gekommen?
Achim Kirsche: Das kann nur schwer gesagt werden, denn wir sind ja noch nicht durch mit der Krise. Es hat eine langsame und dezente Erholung eingesetzt, aber wir sind noch weit von der Normalität entfernt. Allein die Abstandsregeln, die eingehalten werden müssen, stehen dem gegenüber. Kurzfristig kann ich sagen: Der Offenburger Einzelhandel scheint recht gut durch diese Wochen gekommen zu sein. Bislang scheint kein Geschäft in seiner Existenz bedroht zu sein. Aber mit Sicherheit kann man das erst sagen, wenn die staatlichen Hilfen ausgelaufen sind.
Wie hat die Stadt in dieser Zeit Einzelhandel und Gastronomie unterstützt?
Stefan Schürlein:Wir haben schnell unsere Internetseite zuhause.offenburg.de eingerichtet, wo die verschiedenen Angebote gebündelt wurden, und ein Video gedreht, welches das Bewusstsein dafür zu schafft, was Einzelhandel und Gastronomie für die Stadt bedeuten. Die Gutscheine sind ein weiterer Baustein. Ganz wichtig war aber, das Signal zu vermitteln, ihr seid nicht ganz allein, wir unterstützen Euch. Deshalb sind wir auch in den ersten Tagen der Lockerung in die Geschäfte gegangen und haben die Einzelhändler beraten.
Welche der Aktionen war besonders nachhaltig?
Stefan Schürlein: Am nachhaltigsten war, den persönlichen Kontakt zu den Einzelhändler zu bekommen und ihnen zur Seite zu stehen.
Achim Kirsche: Das gilt auch für die City Partner. Es ist ein Unterschied, ob du in der Jahresroutine bist oder du gemeinschaftlich in eine Krise reingehst. Wichtig und nachhaltig ist das Netzwerken, das Beraten und Anschieben der kleinen und großen Geschäfte. Die Corona-Krise hat die City Partner zusammengeschweißt.
Stefan Schürlein: Deshalb ist auch die gemeinsame Gutscheinaktion "Für OG – gemeinsam stark für Gastronomie und Einzelhandel" so wichtig. Beide profitieren voneinander. Durch die Krise hat sich der Blick auf das, was eine Innenstadt ausmacht, gewandelt. Dies war ein Grund dafür, den Wochenmarkt am Dienstag und Samstag offen zu halten, so dass die Menschen weiter für ihre Einkäufe in die Innenstadt kommen konnten, auch wenn die Geschäfte geschlossen waren.
Wie sind die Offenburger Einzelhändler in Sachen Internet aufgestellt?
Achim Kirsche: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt größere Unternehmen, die einen echten Shop haben, aber auch kleinere Geschäfte, die sich mit dem Thema nicht beschäftigen, weil dies auch eine Frage der Zeit und des Budgets ist. Zum Teil haben die Geschäfte gute Erfahrungen mit dem Angebot während des Shutdowns gemacht, aber ich denke, wenn wieder Normalität eingekehrt ist, wird die Aktivität wieder heruntergefahren. Das Hauptgeschäft des Offenburger Einzelhandels findet auf der Fläche vor Ort statt.
Stefan Schürlein: Ein Onlineshop muss nicht für jeden Einzelhändler das Richtige sein, aber es geht heutzutage auch nicht mehr, dass ein Geschäft im Internet nicht zu finden ist. Zumindest ein Grundeintrag ist wichtig. Welcher Weg gegangen wird, muss jeder für sich entscheiden.
Wie können Stadtmarketing oder City Partner da unterstützend tätig werden?
Stefan Schürlein: Auf keinen Fall in der Gestalt, dass ein lokaler Marktplatz aufgebaut wird. Kommunen, die diesen Weg gegangen sind, haben keine postiven Erfahrungen gesammelt. Aber eine Seite wie zuhause.offenburg.de, wo Interessierte sich einen Überblick verschaffen können, was es gibt, macht Sinn. Die Seite wollen wir weiter anbieten.
Welche Lehren und Ideen können aus der Krise mitgenommen werden?
Achim Kirsche: Dafür ist es zu früh. Die Lockerungen werden positiv aufgenommen, aber das Kaufverhalten ist sehr individuell. Einige Geschäfte generieren bereits einen Umsatz wie vor der Krise, andere tun sich da schwerer. Auf jeden Fall hat der Servicegedanken wie etwa ein Lieferdienst an Bedeutung gewonnen. Ob dies so bleibt, ist schwer einzuschätzen.
Sind die Einzelhändler mit der Kundenfrequenz zufrieden?
Achim Kirsche: Das ist eine Frage des Sortiments: Sportartikel und Möbel laufen gut, die Textilunternehmen tun sich noch schwer. Mit Masken und Abstandsgebot macht es nur wenig Spaß, sich ein neues Outfit zu kaufen.
Stefan Schürlein: Was auf jeden Fall noch fehlt, ist der Anteil an französischen Kunden. Wenn die Grenzen am 15. Juni wieder geöffnet sind, wünschen wir uns, dass sie schnell wieder nach Offenburg kommen.
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