Monsieur le Ministre Daniel Hoeffel
Deutsch-französische Freundschaft im Blut

"Monsieur le Ministre", so wird Daniel Hoeffel, der fast 40 Jahre Bürgermeister im elsässischen Handschuheim war, auch heute noch angesprochen. | Foto: Michael Bode
  • "Monsieur le Ministre", so wird Daniel Hoeffel, der fast 40 Jahre Bürgermeister im elsässischen Handschuheim war, auch heute noch angesprochen.
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Handschuheim (gro). Wie viele Jahre er bereits den Kehler Neujahrsempfang besucht, kann Daniel Hoeffel gar nicht sagen: "Als ich zum ersten Mal da war, war noch Trudpert Müller Oberbürgermeister", sagt er mit leichtem Stirnrunzeln. Seitdem ist viel Zeit vergangen, aber an Hoeffels Grundanliegen, dem deutsch-französischen Miteinander, hat sich nichts verändert.

1929 in Straßburg geboren, wuchs er in Handschuheim auf, wo er noch heute lebt. "Mein Vater war Landwirt, ich komme also aus einer Bauernfamilie", sagt der 89-Jährige mit einem feinen Lächeln. Jeder, der den Vollblutpolitiker aus dem Elsass kennt, weiß um die Untertreibung. Denn bereits sein Großvater väterlicherseits war Mitglied im Conseil Générale, sein Großonkel, Mitglied des Landtags Elsass-Lothringen, saß 20 Jahre im deutschen Reichstag. "Mein Großvater war frankophil, mein Großonkel kaisertreu", erzählt Hoeffel.

Und auch sein Vater war nicht untätig: Er engagierte sich in verantwortlicher Position in landwirtschaftlichen Organisationen, wurde als Gaullist in den französischen Senat gewählt. "Die Politik liegt der Familie wohl im Blut, in drei aufeinanderfolgenden Generationen gab es ein Mitglied im Parlament", sagt Hoeffel schlicht. 

Er besuchte das Gymnasium in Straßburg und studierte Jura sowie Politologie. Seinen Abschluss machte er am IEP, dem Institut d'Études Politiques der Universität Straßburg. "In meiner Abschlussarbeit beschäftigte ich mich mit den Auflösungserscheinungen der französischen Nationalversammlung in der vierten Republik", erinnert er sich. "Ich habe mich schon früh für Politik interessiert."

Zunächst war er Gaullist, doch sein Interesse an Europa brachte ihn zu seiner eigentlichen Partei, der UDF (Union pour la Démocratie Française), die vom ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard D'Estaing gegründet worden war. "Er hat mich in die Politik gebracht", stellt Hoeffel fest. "Ich bin kein Berufspolitiker. Nach dem Studium habe ich beim mittelelsässischen Arbeitgeberverband angefangen. Das war ein Beruf, für den ich mich voll und ganz eingesetzt habe." Die Fähigkeit, entgegengesetzte Positionen zu schlichten, die ihm in seinen politischen Ämtern sehr zustatten kam, hat er hier erworben.

Vom Elsass ins Pariser Ministerium

1965 wurde er Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Handschuheim. Ein Amt, das er bis zu seinem Rückzug aus der Politik 2008 inne hatte. 1969 wurde er der Präsident der Communauté d'Ackerland, dem Zusammenschluss der Gemeinden Handschuheim, Furdenheim, Hurtigheim, Ittenheim und Quatzenheim. 1977 wurde er erstmals zum Senator du Bas-Rhin gewählt, das war er, unterbrochen von seinen Zeiten als Minister, bis 2004. Während der Präsidentschaft Giscard d'Estaings wurde er Staatssekretär im Ministerium für Familie und Gesundheit und schließlich Verkehrsminister. In den 1990er-Jahren, als François Mitterand Präsident und der Gaullist Édouard Balladur Premierminister war, war Hoeffel als Staatsminister für die Raumordnung zuständig. Für Valéry Giscard d'Estaing hegt der 89-Jährige noch heute große Bewunderung: "Er war ein überzeugter Europäer. Das Zweiergespann d'Estaing und Schmidt war das solideste Tandem für die deutsch-französische Freundschaft und Kooperation in Europa."

Die deutsch-französische Freundschaft ist eines der wichtigen Themen in Daniel Hoeffels Leben. "Die Vielfältigkeit meiner Verantwortung im politischen Leben hat dazu geführt, dass ich erkannte, dass Europa nur dann auf festen Füßen steht, wenn es auf verschiedenen Ebenen in die konkrete Wirklichkeit gebracht wird. Das fängt bei den Kommunen an." Unablässig setzt er sich dafür ein, dass diese Freundschaft wächst.

Mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen, fällt ihm leicht, denn er spricht fließend Deutsch. "Als ich ein Kind war, wurde in der Schule Deutsch gesprochen", so Hoeffel. "Bis zum Abitur, das habe ich dann in Französisch abgelegt." Der grenzenlose Raum am Oberrhein ist für ihn Kindheitserinnerung und gelebte Wirklichkeit. "Wir sind früher mit der Tram, die schon einmal über den Rhein ging, nach Kehl gefahren und von dort zum Skifahren in den Schwarzwald", sagt Daniel Hoeffel und es ist klar: Es gefällt ihm, dass dies heute wieder ohne größere Probleme möglich ist.

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