Nach 23 Jahren sagt Peter Weiß Adieu
CDU-Abgeordneter scheidet aus Bundestag aus
Emmendingen. Beim ersten Mal schlotterten ihm noch ganz schön die Knie. 23 Jahre später und um jede Menge Erfahrung reicher, hielt der CDU-Abgeordnete Peter Weiß nun vor wenigen Wochen seine letzte Rede im Bundestag – erwartungsgemäß routiniert und locker. "Als ich wieder zurück an meinen Platz gegangen bin, war da allerdings schon ein gewisses Gefühl von Wehmut", gibt er unumwunden zu. "Zumal mein Abgang vom Rednerpult mit Standing Ovations nicht nur meiner Parteikollegen, sondern auch der Grünen und der SPD begleitet wurde, wie ich später aus dem Sitzungsprotokoll erfahren habe", ergänzt er mit etwas Stolz. Mit der Bundestagswahl im September heißt es dann für Peter Weiß, endgültig Abschied zu nehmen aus dem Reichstags-Gebäude in Berlin und in seinem Wahlkreis Emmendingen-Lahr der nächsten Generation die politische Bühne zu überlassen.
Politisch einmal Karriere zu machen, hatte der gebürtige Freiburger eigentlich nicht vor. "Ich habe Theologie studiert und wollte Pfarrer werden", erzählt er. Als aber Robert Zollitsch, der spätere Freiburger Erzbischof, Peter Weiß nach seiner ersten Übungs-Predigt erklärte, dass die Kirche auch an anderer Stelle fähige Leute brauche, sei ihm klar gewesen, nicht für diesen Beruf geeignet zu sein. So führte es ihn 1982 nach München ans Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses, eine Einrichtung der Bischofskonferenz. Drei Jahre später ging Weiß wieder zurück nach Freiburg als Pressesprecher der Bundeszentrale des Deutschen Caritasverbandes, wo er schließlich das Büro des Generalsekretärs leitete. 1993 übernahm er die Geschäftsführung der Katholischen Fachhochschule Freiburg. "Ich habe damals die ersten Pflegestudiengänge in Baden-Württemberg eingeführt", berichtet der 65-Jährige.
Von der Kirche in die Politik
Die Politik hat Peter Weiß von seinem Großvater gelernt. Der gehörte nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg zu den elf Mitbegründern der CDU im Landkreis Emmendingen und diskutierte viel mit seinem Enkelsohn über Politik, wenn dieser bei ihm in Wyhl am Kaiserstuhl in den Ferien zu Besuch war. Als Schülersprecher am Berthold-Gymnasium in Freiburg übernahm Peter Weiß schon früh politisch Verantwortung und ließ zusammen mit Schulkameraden, darunter der spätere Regierungspräsident Julian Würtenberger, Flugblätter gegen eine kommunistische Bewegung an der Schule drucken. "Diese Aktion führte uns letztendlich zur Jungen Union", erzählt Weiß, der im Laufe der Jahre die Posten des Kreisvorsitzenden, des Bezirksvorstands und des Landesvorstand der JU inne hatte. Auch in der CDU war Peter Weiß in Führungspositionen, als Orts- und Kreisvorsitzender, außerdem saß er im Freiburger Stadtrat. Nachdem Rainer Haungs, Lahrer Unternehmer und Kommunalpolitiker, 1996 nach einer Rede in Bonn tot zusammenbrach, musste die CDU für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr einen neuen Kandidaten für die Bundestagswahl 1998 finden. "Als Freiburger habe ich gar nicht gedacht, für diesen Wahlkreis zu kandidieren", so Peter Weiß. Schließlich warf er doch seinen Hut in den Ring und gewann. Vom ersten Tag an waren die Verkehrsinfrastruktur und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit seine Themen im Bundestag. Zu seinen größten Erfolgen zählen die Beschlüsse zur Rheintalbahn sowie die Eröffnung der deutsch-französische Agentur für Arbeit 2013 in Kehl. "Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist sogar im Aacherner Vertrag festgehalten. Den Satz hierzu haben Landrat Frank Scherer und ich zusammen entworfen", erzählt Peter Weiß mit Stolz.
Auch wenn er im September aus dem Bundestag scheidet, geht Peter Weiß noch lange nicht in Ruhestand. Nicht nur, dass die Bundesregierung ihn für sechs Jahre zum Bundeswahlbeauftragten für die Sozialversicherungswahlen ernannt hat – "vom Zeitumfang eher eine Nebentätigkeit" –, sondern auch beruflich will Weiß noch einmal durchstarten. "Ich werde bei einem Verband Leitungsaufgaben übernehmen, der im Bereich der Neurologie und neurologischen Reha aktiv ist", will Peter Weiß derzeit noch nicht mehr verraten. "Es war wunderschön, Abgeordneter zu sein, jetzt freue ich mich aber darauf, noch einmal etwas anderes zu machen." Daniela Santo
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