Einmal volltanken und dann einfach abhauen

Wer tankt, muss auch zahlen.  | Foto: Foto: Rainer Sturm/pixelio.de
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Ortenau. Es kann jede treffen und es gibt keinen wirklichen Schutz davor: Die Rede ist vom
Tankbetrug. Mehr als 91.000 Ermittlungsverfahren laufen bundesweit und
natürlich ist auch die Ortenau davon betroffen. „Bei einem Vergleich der
gemeldeten Fälle vom ersten Halbjahr 2013 mit 563 Taten und dem ersten
Halbjahr 2014 mit 467 Taten ist ein Rückgang zu verzeichnen“, stellt
Nadine Jäger, Pressestelle des Polizeipräsidiums Offenburg, allerdings
fest. „Durchschnittlich haben wir 77 Fälle im Monat.“

Tankbetrug hat über das ganze Jahr „Konjunktur“. „Es gibt keine Häufung in
bestimmten Monaten“, so die Polizei. Es sei relativ homogen verteilt.
Wer beim Tanken die Zeche prellt, der tut dies auch nicht an einem
bestimmten Wochentag oder zu einer bestimmten Uhrzeit. „Jedoch
erstaunlich ist“, so Nadine Jäger, „dass in 90 Prozent der begangenen
Taten Männer dafür verantwortlich sind.“

Das ist ein Eindruck, der von Tankstellenbetreibern in der Ortenau bestätigt wird. „Es sind
oft junge Männer“, sagt Gustav Jenne, der in Kehl eine große Tankstelle
an der Straßburger Straße betreibt. Und viele der Tankbetrüger sind
Wiederholungstäter: „Wir haben eine 24-Stunden-Videoüberwachung“,
erklärt Jenne. Deshalb kennt man die Gesichter und auch die Autos der
Täter genau, aber: „Die Kennzeichen sind in der Regel gestohlen. In
diesem Fall nützt uns die Aufzeichnung wenig“, ärgert sich der
Tankstellenbetreiber. „Es sind immer die gleichen Autos mit
unterschiedlichen Kennzeichen.“ Er gehört mit seinem Unternehmen zu
denen, die in der Ortenau besonders gefährdet sind. Denn laut Polizei
ist Kehl im Vergleich der einzelnen Regionen häufiger von diesem
Deliktbereich betroffen, als andere Orte in der Region.

Aber auch Lahrer Tankstellen können ein Lied davon singen. „Natürlich kommt es
bei uns zum Tankbetrug“, beschreibt Artur Günther, der die Tankstelle am
Lahrer Flughafen betreibt, die Lage. „Ich denke, jede Tankstelle ist
davon betroffen.“ Während sein Kehler Kollege nur sagt, dass ihm durch
die Diebe ein erheblicher Schaden entsteht, beziffert Günther seinen als
„zirka 100 Euro im Monat“.

Im Gegenteil zur Polizei findet Günther, dass die Vorfälle sich in der Vorweihnachtszeit signifikant
häufen. Gustav Jenne in Kehl stellt Tankbetrug verstärkt in den
Abendstunden fest. Die nahe Grenze macht es ihm besonders schwer, die
Täter zu schnappen: „Viele verschwinden in Richtung Europabrücke“, sagt
er deutlich. „Klar ist, dass Kehl auch eine Häufung dahingehend zu
verzeichnen hat, dass in einigen Fällen französische Kennzeichen eine
Rolle spielen“, umschreibt die Polizei die Situation. Nahezu keine Rolle
in Sachen Kraftstoffdiebstahl an der Tankstelle spielen Lkw-Fahrer.
„Die meisten sind Pkw-Fahrer“, sagen die Tankstellenbesitzer unisono.

Autor: Christina Großheim

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