Die Glosse im Guller
Mit Limo-Steuer an Übergewichtigen dick verdienen

Der Verein foodwatch klagt an: Die meisten Getränke für Kinder enthalten sehr viel Zucker. Dabei weiß doch inzwischen wirklich jedes Kind, dass das dick macht. Das flüstert ihnen bereits die Hebamme ins kleine Öhrchen, sobald die unschuldigen Seelchen den Geburtskanal passiert haben. Die Eltern werden spätestens bei der Schwangerschaftsgymnastik informiert. Trotzdem seien die Familien nur Opfer. Die wahre Schuld sehen die Nahrungswächter bei der Getränkeindustrie.

Foodwatch

Die Bösen auch: Warum hören die nicht auf die klugen Köpfe von foodwatch? Einfach mal schnell die Rezeptur und den Geschmack eines erfolgreichen Produkts geändert und schon hätte der Verein sie wieder lieb. Da aber niemand von Luft und Liebe alleine leben kann, sind den Herstellern scheinbar zufriedene Kunden wichtiger. Viele kaufen halt eher das, was ihnen schmeckt.

Strafsteuer

Doch foodwatch hat nun eine pfiffigen Plan, Politiker auf seine Seite zu ziehen: Die Einführung einer Limo-Strafsteuer, wie es sie bereits in Großbritannien gibt. Ihr ist es wohl zu verdanken, dass auf der Insel der Zuckergehalt bei Limonaden um 30 Prozent reduziert wurde. Ernsthaft!? Vorbild soll eine Nation sein, in der ein Großteil der Bevölkerung ohne Geschmacksknospen geboren wird. Aromatik spielt keine Rolle, weshalb Briten ihr Fleisch unbekümmert zweimal töten – zuerst beim Jagen, dann beim Kochen. Nachdem ich vor Jahren in einem Pub in Swanage Zeugin wurde, wie jemand Nierenpudding mit Cherry Coke runterspülte, traue ich dem Inselvolk kulinarisch alles zu. Beispielsweise, dass es die weniger süße, dafür steuerbefreite günstigere Limo kauft und dann einfach zusätzlich Zucker reinlöffelt.

Cem Özdemir

Übrigens soll Cem Özdemir, seines Zeichens Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, für eine solche Limo-Steuer durchaus offen sein. Klar, selbst wenn die Übergewichtigen dadurch nicht abnehmen, kann man an ihnen wenigstes dick verdienen.

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