Die Glosse im Guller
Hauptsache es gibt genug Matjes
Zugegeben, ich lasse es mir im Urlaub gerne gutgehen. Und nach dreieinhalb Jahren – durchaus schönen – Urlauben in Süddeutschland, sollte es mal wieder in die Ferne gehen. So richtig dekadent mitten im Winter von Teneriffa per Schiff auf die Kapverden und wieder zurück. Die Vorfreude war groß, doch dann der Schock während der Anreise auf dem Frankfurter Flughafen. Ein mir bis dahin unbekanntes Ehepaar kam gerade von einer Karibikkreuzfahrt des gleichen Anbieters zurück, bei dem auch wir gebucht hatten. Mit düsterer Miene beklagten sie, dass dieser schwer nachgelassen hätte. Oh weh, was war passiert? Die grausame Antwort: Der Matjes war ausgegangen!
Selig im Schlaraffenland
Klar, so einen Karibikurlaub ohne eingelegtem Hering kannst du vergessen. Ich glaube, auf Aruba ist das "Vaterunser" sogar dahingehend abgeändert worden, dass die Einheimischen beten: "Unseren täglichen Matjes gib uns heute." Glücklicherweise herrschte auf meiner Kreuzfahrt kein Mangel. Im Gegenteil futterte ich mich selig durch das Schlaraffenland. Als schwacher Charakter erlag ich dabei völlig den Versuchungen des All-inclusive-Angebots. Trotz aller Anstrengung gelang es mir aber nicht, wirklich alle Leckereien zu probieren.
Kein Eiffelturm auf den Kapverden
Aber als einfache Frau vom Dorf bin ich auch leicht zu beeindrucken, wie mir auf der Reise klar wurde. Beispielsweise genügten mir bei Landausflügen zur Zufriedenheit Traumstrände, 27 Grad Luft- und 22 Grad Wassertemperatur, bizarre Felsformationen sowie einen Reiseführer, der einem die Geschichte und das Leben auf den Kapverden toll näherbringt. Nicht so einer weltmännischen Dame aus Düsseldorf. Sie war richtiggehend erzürnt über den Mangel an "echten" Attraktionen. So zartfühlend wie nur möglich offenbarte ich ihr, dass auch auf den anderen Inseln mit keinem Eiffelturm zu rechnen sei. Aber sie hatte sowieso bereits beschlossen, beim nächsten Landgang an Board zu bleiben. Na ja, immerhin gab es dort Matjes.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.