Fußnote, die Glosse im Guller
Dr. Google lässt grüßen

- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Meine Familie sieht es nicht gerne, wenn ich in der Apotheken Umschau schmökere. Sie findet es auch keineswegs gut, wenn ich einschlägige Seiten im Internet besuche. Theoretisch weiß ich selbst, dass die Lektüre medizinischer Beiträge nicht gut für mich ist. Praktisch erliege ich trotzdem immer wieder der Versuchung und tauche ein in Artikel wie "Dieses harmlose Symptom kann auf Alzheimer hindeuten". Auf diese Art erfuhr ich, dass Tagesmüdigkeit ein erstes Indiz für den Beginn dieser schlimmen Krankheit sein kann. Derart sensibilisiert achtete ich sofort verstärkt auf entsprechende Symptome bei meinen Lieben. Tatsächlich fiel mir das häufige Gähnen bei dem Mann auf, mit dem ich Tisch und Bett, aber keineswegs die Sorglosigkeit in Bezug auf seine Gesundheit teile. Natürlich wollte er keinen Zusammenhang sehen. Aber mal ehrlich: Wer an einem verregneten Faulenzer-Sonntagnachmittag beim Film "Titanic" ausgiebig gähnt, während Leonardo Di Caprio im eiskalten Wasser treibend der Erfrierungstod droht, mit dem kann doch was nicht stimmen.
Läuse im Kindergarten
Taub für Dr.-Google-Zitate weigerte er sich, mit diesem schlimmen Verdacht zum Arzt zu gehen. Statt dessen verschwendete er seine Zeit damit, eine Kindersicherung für Medizinseiten auf meinem Laptop zu installieren. Als ob mich das davon abhalten könnte, meinen Wissensdurst zu stillen. Schließlich habe ich ein I-Phone, Internet in der Redaktion sowie als Journalistin die Lizenz, interessante Themen zu recherchieren. Und das Thema Krankheiten interessiert keineswegs nur mich. Wer also noch nie Begriffe wie Heuschnupfen, Haarausfall oder Hämorrhoiden gegoogelt hat, der werfe den ersten Stein.
Das dumme an solcher Lektüre ist nur: Man glaubt sofort, die beschriebenen Symp-tome zu spüren. Viele kennen das Phänomen: Jemand erzählt, dass im Kindergarten die Läuse ausgebrochen sind, und sofort juckt es am Kopf.
Akustikusneurinom
Eins werde ich aber absolut nicht mehr tun: Ärzte mit einer auf Dr. Google basierenden Selbstdiagnose konfrontieren. Zu gut habe ich noch das süffisante Lächeln eines Ohrenarztes vor Augen. Ich hatte ihn von meinem starken Verdacht erzählt, unter einem Akustikusneurinom im linken Ohr zu leiden. Statt sofort eine Not-OP einzuleiten, verpasste er mir eine simple Ohrenspülung. Was dabei zum Vorschein kam, sah dann glücklicherweise wirklich nicht nach einem Tumor aus und ich hörte auch wieder hervorragend. Zum Abschied verschrieb er mir, nicht mehr so viel in der Apotheken Umschau zu schmökern oder einschlägige Seiten im Internet zu besuchen.
Anne-Marie Glaser
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