Fußnote – die Glosse im Guller
Das Neutrum lässt grüßen

Schon klar, auch Sprache kann diskriminierend sein. Da muss man wirklich aufpassen. Au weh, und schon ist es passiert. Selbstverständlich muss auch frau aufpassen.

Tja, liebe Leserinnen und Leser, korrekterweise wird heutzutage nicht mehr nur die männliche Form verwendet. Auch wir Frauen sind angesprochen. Das ist zeitgemäß, angebracht und der Tod eines jeden flüssigen Textes. Nun kann man und auch frau sowie es, um wirklich allem gerecht zu werden, sich auf den Standpunkt stellen: Gute Lesbarkeit darf nicht zu Lasten von Bevölkerungsgruppen gehen. Wenn Autorinnen und Autoren und – ähm, als geschlechtsneutrale Form fällt mir nur Autorende ein – Männer oder Frauen oder alle, die sich auf keines von beidem festlegen können oder wollen, sprachlich einfach unter den Tisch fallen lassen, dann ist das höchst verwerflich. Ich schäme mich auch jeden Tag neu. Möglicherweise werde ich später deshalb in der Hölle schmoren. Und das Fegefeuer, in dem ich dann brenne, wird mit meinen gender-ideologisch bedenklichen Zeitungsartikeln genährt.

Vielleicht kommt es aber auch ganz anders und Petrus rollt mir einen Zeitungspapier-Teppich ins Himmelreich aus. Immerhin bewahre ich die Menschheit vor Artikeln wie: "Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer informierten am Tag der offenen Tür Besucherinnen und Besucher, darunter viele Absolventinnen und Absolventen der Gymnasien, aber auch Schülerinnen und Schüler unterer Klassenstufen ebenso wie Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie Vertreterinnen und Vertreter der..." Ehrenwort, ich bin schon aus Eigeninteresse dafür, dass Frauen wahrgenommen werden. Aber sind solche Texte die Lösung?

Übrigens verreise ich gerne mit einem Veranstalter, dessen Zielgruppe umweltbewusste, gesellschaftskritische und auch emanzipierte Massentouristen sind. Er löst das Problem, indem in den Katalogbeschreibungen einfach abwechselnd die weibliche und die männliche Form verwendet wird. Somit diskriminiert er sozusagen gleichberechtigt.

Kirstin Rose-Möhring spricht sich dagegen für geschlechtsneutrale Lösungen aus. Sie ist die Gleichstellungsbeauftrage im Bundesfamilienministerium und stört sich daran, dass in unserer Nationalhymne das Vaterland besungen wird und wir brüderlich streben. Sie will es couragiert durch das Heimatland ersetzen. Auch das ist eine Möglichkeit.

Vielleicht ist es ohnehin das Beste, wir schaffen unterschiedliche Geschlechter gleich gesetzlich ab, ganz nach dem Motto: Einigkeit und Recht und Gleichheit. In diesem Sinne viele Grüße
Neutrum Glaser

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