Behinderung der Einsatzkräfte und mehr
Wenn die Neugier zur Gefahr für andere Menschen wird
Ortenau (set). Für Rettungs- und Einsatzkräfte sind sie auf Straßen und Autobahnen ein großes Ärgernis – für Unfallopfer eine Gefahr. Die Rede ist von Gaffern. Mitarbeiter vom DRK Rettungsdienst Ortenau schildern "regelmäßig von Einsatzsituationen, bei denen sie sich behindert gefühlt haben", sagt Rettungsdienstleiter Klaus Zapf.
Dabei nimmt er eine besondere Unterscheidung vor, denn abgesehen von Gaffern am Einsatzort, würden die meisten Behinderungen im Straßenverkehr auf der Anfahrt zur Unfallstelle stattfinden. Mehr noch: "Darüber hinaus werden unsere Fahrzeuge immer wieder einmal eingeparkt oder an der Abfahrt gehindert", erklärt er. Körperliche Attacken seien eher selten, würden in Einzelfällen jedoch vorkommen.
Fehlende Rettungsgasse
Wolfgang Schreiber von der Feuerwehr Offenburg erklärt zum Thema Gaffer: Dass Feuerwehrmänner bei ihren Einsätzen behindert werden, ist "derzeit keine ernst zu nehmende Herausforderung", sagt der Pressesprecher. Dennoch: Ihm seien aus seiner mittlerweile fast 34 Jahren andauernden Dienstzeit bei der Feuerwehr durchaus Situationen bekannt, bei dem Einsatzkräfte behindert oder gar angegriffen wurden. Ein Szenario ist "die fehlende oder ungenügend breite Rettungsgasse", erklärt er.
Akutes Stresslevel
Warum ein Autofahrer so handelt, darüber kann Wolfgang Schreiber nur mutmaßen: "Es ist ein persönliches Missfallen, dass er zum Ausdruck bringen will oder eine psychische Überbelastung", sagt der Feuerwehrmann. Persönlich denke er, dass auch Gleichgültigkeit, ein akuter Stresslevel oder auch Aggressionen zu solchen Handlungen führen könnten. "Erfahrungsgemäß spielt die menschliche Neugier in Bezug auf Behinderungen sicherlich immer wieder eine Rolle", erklärt Yannik Hilger, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg, und fügt so einen weiteren Grund hinzu.
Sichtschutzwände
Bei einem Unfall versuchen er und seine Kollegen dieser Neugier gezielt entgegen zu wirken: "Zunächst wird durch die Polizei versucht, eine Unfallstelle weiträumig abzusperren, um so genügend Raum für die Einsatzkräfte zu schaffen", erklärt er und ergänzt: "Hierfür werden Funkstreifenwagen, Pylonen und Blitzleuchten eingesetzt, welche die Einsatzstelle absichern und Gaffer fernhalten sollen." Außerdem würden durch die Feuerwehr mobile Sichtschutzwände aufgebaut.
So soll laut Yannik Hilger Gaffern der direkte Blick auf den Unfall und deren Opfer genommen werden. "Die Sichtschutzwände werden zum Beispiel auf Autobahnen genutzt", sagt er. Diesen steht Wolfgang Schreiber skeptisch gegenüber: "Mobile Aufstellwände binden gerade in der Erstphase wertvolle Kräfteressourcen oder sind nicht in ausreichender Anzahl vorhanden." Er tendiert daher eher zur vollständigen Sperrung einer Straße. Es sei sicherer für die Einsatzkräfte, schütze die Privatsphäre des Patienten und sei durch die Polizei leicht durchzusetzen.
Das Polizeipräsidium ist laut Pressestelle für den Autobahnabschnitt im Süden ab Herbolzheim bis hoch in den Norden bei Rastatt zuständig. Hier kommt es, so Yannik Hilger, bei Unfällen oft vor, dass Gaffer von der Gegenfahrbahn aus, die Unfallstelle filmen oder fotografieren. Hier nutze die Polizei zum Beispiel den Fotoapparat und dokumentiere so Fahrer, die Bilder von der Einsatzstelle machen. Die Strafe für den Gaffer: 100 Euro und ein Punkt.
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