Anzahl der PKW steigt
Individualmobilität herrscht in der Ortenau vor

Ortenau (st) Der FDP-Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg Daniel Karrais hat in einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung die Individualmobilität im Ortenaukreis thematisiert. Nun hat das Verkehrsministerium geantwortet. Der Vorsitzende des Ausschusses für Klima, Umwelt und Energiewirtschaft Karrais sieht die Antwort als klare Handlungsaufforderung, die Verkehrswende Richtung Klimaneutralität technologieoffen zu betreiben, um gerade die Gegebenheiten auf dem Land zu berücksichtigen.

Im Ortenaukreis ist seit dem Jahr 2018 die Zahl der neu zugelassenen PKW um 5,8 Prozent auf aktuell 278.823 gestiegen. Zeitgleich stieg die Zahl der zugelassenen E-Autos auf 4.002. Elektroautos machen damit nur 1,4 Prozent der Gesamtzahl der Fahrzeuge aus. Der Landkreis befinde sich somit unter dem Landesdurchschnitt, welcher bei 1,5 Prozent liegt. „Die E-Mobilität bleibt die Ausnahme. Von einer gesamtgesellschaftlichen Akzeptanz dieser Antriebsart lässt sich nicht sprechen“, so der Umweltpolitiker Karrais.

Es brauche Lösung

Die Zahlen belegten, warum es notwendigerweise für existierende Verbrenner, die noch mit fossilen Kraftstoffen fahren, eine echte Alternative brauche, wenn man die Klimaziele ernsthaft erreichen wolle. „In der Ortenau werden rund 266.000 Fahrzeuge mit Diesel oder Benzin betrieben. Der Großteil von ihnen fährt noch mindestens zehn Jahre fröhlich mit fossilen Kraftstoffen auf der Welt umher“, sagt der Abgeordnete. Diese Fahrzeuge abzuwracken, damit E-Fahrzeuge sie ersetzen, sei nicht nur unrealistisch, sondern darüber hinaus Ressourcenverschwendung, so Karrais. Allein für diese schon vorhandenen Verbrenner brauche es eine Lösung.

Daher sei es angebracht gewesen, dass sich die Bundesregierung in der Europäischen Union für synthetische Kraftstoffe (eFuels) stark gemacht habe. „Wäre es beim Verbot von eFuels geblieben, hätte man sich wohl kaum mit der Herstellung solcher Kraftstoffe beschäftigt. Jetzt gibt es dafür eine Chance“, so der FDP-Politiker. Mit Blick auf die Diskussion um die Effizienz solcher Kraftstoffe winkt Karrais ab: „Kirchturmpolitiker meinen, dass Energie, Kraftstoffe und sonstige Güter alleine in Deutschland hergestellt werden. Schon heute importieren wir über 90 Prozent der Kraftstoffe und das wird auch in Zukunft so sein, nur eben in Form von klimafreundlicheren Energieträgern.“

Die starke Zunahme von zugelassenen Fahrzeugen sei nach Meinung von Karrais eine Bestätigung dafür, dass der öffentliche Verkehr längst nicht leistungsfähig genug sei, um eine Alternative darzustellen. „Wir brauchen eine stetige Verbesserung des ÖPNV-Angebots. Das Deutschlandticket schafft über den Preis Anreize umzusteigen. Die Zahl der Verbindungen und die Zuverlässigkeit ist im ländlichen Raum jedoch noch sehr verbesserungswürdig“, meint der FDP-Abgeordnete. Er nimmt an, dass noch einige Jahre vergehen werden, bis man im Ortenaukreis vollständig auf ein Auto verzichten könne. „Bis dahin muss vernünftige Politik offen für verschiedene Ansätze sein. Mobilität ist Freiheit und Notwendigkeit. Man darf einzelne Mobilitätsformen nicht verteufeln, sondern muss beste Voraussetzungen schaffen, um den ländlichen Raum nicht zu benachteiligen“, schließt Karrais.

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