Prävention und Vernetzung mit Behörden
Auto-Poser ein echtes Problem

Mitte Mai dieses Jahres verlor ein Auto-Poser bei einem mutmaßlichen Autorennen die Kontrolle über seinen PKW. | Foto: Foto: PP Offenburg
  • Mitte Mai dieses Jahres verlor ein Auto-Poser bei einem mutmaßlichen Autorennen die Kontrolle über seinen PKW.
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Ortenau (mak). Röhrende Motoren, quietschende Reifen und Beschleunigungsrennen: "Die Auto-Poser sind im ländlichen Raum angekommen", sagte Polizeidirektor Peter Westermann, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Offenburg, bei einem Pressegespräch zum Thema Auto-Posing und -Tuning. Zählte die Polizei im vergangenen Jahr noch rund 100 Fälle, sind es bis Mitte Mai dieses Jahres bereits 82 Beanstandungen, die bearbeitet werden mussten. "Es handelt sich meist um Männer zwischen 18 und 25 Jahren, bei denen es um das Auffallen um jeden Preis geht", ergänzt Westermann. Das Verhalten erinnere ihn an das Balzverhalten aus dem Tierreich. Das Phänomen hätte durch die Corona-Pandemie noch einmal zusätzlich Auftrieb erfahren.

Lärmbelästigung

Die Lärmbelästigung für die Anwohner durch das ständige Hin- und Herfahren sei mitunter enorm. Hierbei seien Poser oft mit legalen PKW unterwegs, aber die Beamten träfen immer wieder auch getunte Fahrzeuge an, deren Umbau unzulässig sei. "Tunen ist grundsätzlich nicht verboten", stellte Westermann klar, "sofern die modifizierten Teile von einem Gutachter abgenommen werden." Wenn sich die Fahrzeuggeometrie durch einen nicht fachgerechten Einbau verändern würde, begebe man sich auf das Feld der Illegalität. Die meisten Fachbetriebe würden in der Regel darauf hinweisen, wenn eine Abnahme durch den TÜV erforderlich sei.

Der Polizei fallen aber nicht nur Auto-Poser auf, sondern es gebe auch eine kleinere Motorrad-Poser-Szene. Kleine und größere Hotspots gebe es im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Offenburg.

Während die Auto-Poser-Szene in Offenburg rund 100 Personen zähle, gebe es weitere Schwerpunkte in Achern und Kehl. In Lahr und Baden-Baden sei eine kleinere Motorradfahrer-Szene im Fokus.

Polizeidirektor Peter Dieterle, Leiter des Polizeireviers Offenburg, macht anhand einiger Fälle deutlich, wo das Problem liegt. "Nach einer Kontrolle eines Lamborghini in der Offenburger Innenstadt wurde festgestellt, dass eine genaue Lärmmessung nicht möglich war. Die Geräuschentwicklung überschritt den Maximalwert des Messgerätes. Zudem kam es zu einer 40 bis 50 Zentimeter langen Stichflamme aus dem Endrohr." Und weiter: "Während eines mutmaßlichen Autorennens Mitte Mai auf einem Parkplatz im Offenburger Industriegebiet verliert ein BMW-Fahrer die Kontrolle, durchbricht einen Zaun und kollidiert mit einem geparkten Kleinlastwagen", so Dieterle. Was viele Fahrer nicht wissen würden, sei, dass solche Unfälle keine normalen Versicherungsfälle seien, da es sich um Vorsatz handle.

Vernetzung mit anderen Behörden

Polizeioberkommissar Sebastian Thomann machte deutlich, dass sich die Polizei in Zukunft effizienter aufstellen werde, um dem Phänomen adäquat zu begegnen. So gebe es einen eigenen "Arbeitsbereichs Tuning" bei der Verkehrspolizei. Außerdem sollen jetzt alle betroffenen Dienststellen und Behörden enger zusammenarbeiten und vernetzt werden – von den einzelnen Revieren über die Staatsanwaltschaften bis hin zu den Führerscheinstellen. Darüber hinaus sei zudem auch ein Bußgeld-Stufenkonzept in Planung.

"Mit der Präventionsarbeit wollen wir die Zielgruppe früh erreichen", so Thomann. Dafür werde in einem ersten Schritt an die Berufsschulen gegangen – mit einer Kommunikation auf Augenhöhe. Die Beamten setzen aber auch auf Bürgerhinweise bei entsprechenden Vorfällen.

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