19 neue Bauernhofpädagogen
Zertifikatsübergabe in Hohberg
Hohberg (st). Die 19 Teilnehmenden der diesjährigen Qualifizierung Bauernhofpädagogik erhielten in Hohberg-Hofweier in einem feierlichen Rahmen von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, MdL, ihre Zertifikate überreicht. Veranstaltet wurde die Qualifizierung von der Ellernhof Natur und Business Akademie zusammen mit den Kooperationspartnern Bioland, Demeter und Naturland sowie dem Lernort Bauernhof Baden-Württemberg. Zum neunten Mal fand die Qualifizierung statt. Seit 2011 wurden 170 Bauernhofpädagogen in Baden-Württemberg qualifiziert. Anmeldungen für die Qualifizierung 2020 sind ab sofort möglich.
Die Gesellschaft verändert sich und viele Menschen haben kaum mehr Zugang zur Landwirtschaft. Um der Entfremdung entgegenzuwirken, ist es wichtig Begegnungen mit der Landwirtschaft zu ermöglichen. Genau da setzen die Bauernhofpädagogen an. „Durch das Erleben der Landwirtschaft mit Herz, Hand und Verstand erreichen die Bauernhofpädagogen die Menschen“, so Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch MdL vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. „Wenn es gelingt, Begegnungen mit der Landwirtschaft und Natur zu schaffen und dabei Offenheit, Transparenz und Vertrauen im Vordergrund stehen, kommen wir mit den Menschen in den Dialog“, betonte die Staatssekretärin.
Um diese Begegnungen zu ermöglichen, haben die 19 Teilnehmenden individuelle kreative Angebote für ihr Höfe entwickelt, je nach Betriebsschwerpunkt und persönlichen Neigungen. Die Bandbreite reicht von Angeboten rund um das Thema Artenvielfalt über Begegnungen mit Tieren bis zum Inklusionsprojekt. Mit diesen Angeboten „bekommen die Höfe ein Gesicht“, so Bioland Landesvorstand Wolfgang Markowis in seinen Grußworten.
Gerade junge Menschen stellten derzeit viele Fragen, wie sie ihre Zukunft gestalten können. Die Landwirtschaft hat eine Chance darauf, Antworten zu geben, „denn die Höfe sind eine Welt im Kleinen, in der es möglich ist konkrete Erfahrungen für das Leben zu machen“, davon ist Sascha Damaschun vom Demeter e. V. überzeugt.
Naturland Vize-Präsident Hans Bartelme zollt den Teilnehmenden der Qualifizierung höchsten Respekt: „Wer sich zehn Tage vom Hof frei nehmen kann, muss eine tolle Familie im Hintergrund haben." Die meisten Teilnehmenden kommen von Höfen, doch auch Pädagogen mischen sich darunter. Von jung bis alt, von Einsteigern bis zu Erfahrenen, vom Gärtnereibetrieb bis zum Milchviehbetrieb, bio und konventionell, von der Landwirtin bis zum Erzieher – durch diese vielseitigen Erfahrungen befruchten sich die Teilnehmenden gegenseitig.
In einem feierlichen Rahmen auf dem Bioland-Hof der Familie Eggs in Hohberg-Hofweier wurden die Absolventinnen der diesjährigen Qualifizierung Bauernhofpädagogik verabschiedet. Dabei präsentierten sich die Teilnehmenden und erläuterten, was sie in Zukunft mit der Bauernhofpädagogik vorhaben. So plant beispielsweise Carolin Zinsel aus Neuried-Altenheim einen Jahreskurs mit den jahreszeitlichen Bauernhofarbeiten, dabei möchte sie, dass die Kinder Gemeinschaft erleben. Bioland-Gärtnerin Christiane Denzel aus Emmingen-Liptingen will Kinder und Erwachsene auf eine Reise in die Welt der Schmetterlinge, Wildkräuter und Gärtnergeheimnisse mitnehmen. Den Hof öffnen für verschiedene Zielgruppen plant Sina Aichele aus Mühlacker. Sie möchte die Menschen wieder an den Ursprung zurückführen und die Liebe an der Landwirtschaft weitertragen. Erzieher Robert Benz will die Idee seines Bauernhofkindergartens in Langenbrettach weitertragen, damit noch mehr Kinder die Chance bekommen, unmittelbares Naturerfahren auf einem Bauernhof zu erleben.
Das Ziel der Weiterbildung ist, dass die Teilnehmenden ein maßgeschneidertes Konzept für ihren Hof oder ihr Projekt entwickeln, das sich auch rechnet. Alle Angebote zielen darauf ab, Zugänge zur Landwirtschaft zu ermöglichen. Insbesondere Kinder werden auf dem Bauernhof befähigt sich Kompetenzen anzueignen, die für die Gestaltung ihrer eigenen und der gemeinsamen Zukunft von Bedeutung sind. „Viel Engagement steckt in diesen wirksamen Angeboten und deshalb ist es wichtig, dass diese Arbeit auch honoriert wird“ betont Organisatorin Anja Kirchner.
Referentin und Veranstalterin Christine Hamester-Koch zeigt in ihrer mitreißenden Rede den Teilnehmenden und Gästen das große Potenzial der Höfe auf. Sie sieht „die Höfe als Orte der Seelennahrung - hier können in der schnelllebigen Zeit Orte der Entschleunigung geschaffen werden!“. Jährlich werden es weniger landwirtschaftliche Höfe, umso wichtiger ist es, dass sich „die Basis aufmacht, diese besonderen Orte zu öffnen und die Chance ergreift in den Dialog mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu treten“.
Die nächste Qualifizierung Bauernhofpädagogik startet im April. Anmeldungen sind ab sofort bis zum 10. Februar möglich. Alle weiteren Informationen bei Anja Kirchner, Telefon 0176 23301159 oder E-Mail anja-kirchner@gmx.de, erhältlich.
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