Burdas Druckerei-Chef Egon Weimer im Ruhestand
"Was man verlangt, muss man vorleben"

Egon Weimer zwischen den Druckzylindern: Jeder Arbeitsschritt der Druckerei – hier im Stammwerk an der Kronenstraße in Offenburg – ist ihm vertraut.  | Foto: Michael Bode
  • Egon Weimer zwischen den Druckzylindern: Jeder Arbeitsschritt der Druckerei – hier im Stammwerk an der Kronenstraße in Offenburg – ist ihm vertraut.
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Offenburg. "Es wird spannend, von Vollgas auf Standgas umzuschalten", sagte Egon Weimer vor seinem Eintritt in den Ruhestand, den er seit vier Tagen erreicht hat. Weimer blickt auf 26 Jahre Burda-Zugehörigkeit zurück. 1991 begann er als Leiter der Zentralen Personalentwickler, wurde 1994 Personaldirektor, bevor er vor über 18 Jahren die Geschäftsführung bei Burda-Druck übernahm. Von der Sparte Druck, gesteht Weimer freimütig ein, kannte er zwar die internen Abläufe, Markt und Wettbewerb seien ihm aber kaum vertraut gewesen, bevor er als "Personaler" zum Chef von Burda-Druck umsattelte.
Weimer, Jahrgang 1952, hatte in Saarbrücken, Mainz und Bonn Rechtswissenschaft studiert. Als persönlicher Referent und Büroleiter arbeitete er bereits in den 1970er-Jahren eng mit dem damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Todenhöfer, zusammen. Für Weimer, den gebürtigen Pfälzer, bot sich die Gelegenheit, von der Bundespolitik in die freie Wirtschaft zu wechseln, als ihm Todenhöfer, der inzwischen in führender Position bei Burda war, vorschlug, mit nach Offenburg zu kommen. Die Entscheidung, dieses Angebot anzunehmen, habe er nie bereut, so Weimer in der Rückschau.
Weimer ist einer der Väter des sogenannten Burda-Modells, das 1996 Schlagzeilen machte und die Arbeitszeit flexibler regelte. "Dieser Solidarpakt war entscheidend für die langfristige Sicherung des Druckstandorts Offenburg", betont Weimer. Zusammen mit dem Betriebsrat und den einzelnen Mitarbeitern, aber gegen Klagen der Gewerkschaft wurde das Burda-Modell umgesetzt. "Von damals fast 1.200 Mitarbeitern im Bereich Druckerei haben sich bis auf 14 alle Kollegen bereit erklärt mitzumachen", kennt Weimer noch Einzelheiten.

Standort Offenburg nachhaltig gestärkt

Der Gang durch die Druckerei heute zeigt, dass die Verbundenheit zwischen dem Geschäftsführer und den Kollegen an Produktionsanlagen, aber auch den administrativen Bereichen geblieben ist. "Was man von anderen verlangt, muss man selbst vorleben", nennt Weimer eine Maxime. "Führung muss glaubwürdig sein, sonst entsteht kein Vertrauen", ist sich Weimer sicher.
Als der damals für den Druck zuständige Vorstand und heutige Vorstandsvorsitzende Paul-Bernhard Kallen 1999 fragte, ob Weimer Geschäftsführer bei Burda-Druck werden wolle, gab es kein Zögern. "Diese Aufgabe schien mir auf Anhieb hoch interessant und spannend", begründet Weimer seine Zusage.
Schon bald stand eine zentrale Entscheidung für Burda-Druck und den Standort an. Eine neue Druckerei sollte gebaut werden. "Wir wollten unbedingt ein Grundstück mit Bahnanschluss", lautete eine Vorgabe. Das Problem der Stadt: Sie hatte keins in den Industriegebieten. Erst in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn konnte das Gelände am Güterbahnhof im Gewerbegebiet Rammersweier an Land gezogen werden. Zu dem Zeitpunkt konnte der Kehler Hafen bereits punkten. "Das Grundstück war im Grunde allen anderen um Längen voraus", erinnert sich Weimer. "Hier zeigt sich der immense Vorteil, wenn man nur dem Gesellschafter Hubert Burda gegenüber verantwortlich ist, und nicht einer Vielzahl von Aktionären", so Weimer über die Verbundenheit des Unternehmens mit der Stadt. Mit den Werken in Offenburg, Nürnberg und dem französischen Vieux Thann ist man heute gut aufgestellt. Wichtig war ihm, ein wettbewerbsfähiges, gesundes Unternehmen zu übergeben, keine Baustellen zu hinterlassen und einen geeigneten Nachfolger aufzubauen. Dies alles, so Egon Weimers Einschätzung, sei ihm gelungen.
Vollgas gibt Egon Weimer jetzt mit seinem "John Deere Lanz Bulldog 310" Baujahr 1968, den er sich vor einigen Jahren zugelegt hat. "Ich bin handwerklich nicht ganz unbedarft und freue mich jetzt darauf, den Traktor auf Hochglanz zu bringen", erklärt er. "Andere joggen, ich fahre in den Wald und schlage ein paar Ster Holz", nennt Weimer einen Freizeitausgleich. Darüber hinaus bleiben ihm noch ehrenamtliche Tätigkeiten, ob beim Burda-Sport-Club, bei der gemeinnützigen Arbeitsfördergesellschaft oder im Stiftungsrat des Aenne-Burda-Stifts in Offenburg.
Rembert Graf Kerssenbrock

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