Pascale Simon-Studer ist neue Gleichstellungsbeauftragte
Simone de Beauvoir öffnete ihr die Augen
Offenburg. Es war das sozialgeschichtlich-philosophische Werk von Simone de Beauvoir, "Le Deuxième Sexe" ("Das andere Geschlecht"), das Pascale Simon-Studer als 14-Jährige die Rolle der Frau in der Gesellschaft vor Augen führte. 45 Jahre später setzt sie sich als Gleichstellungsbeauftragte des Ortenaukreises für die Rechte der Frauen ein. Selbst Mutter von zwei Töchtern, hat die gebürtige Französin immer versucht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen – in Frankreich eine ganz normale Sache.
Pascale Simon-Studer stammt aus Offenburgs Partnerstadt Lons-le-Saunier. "Ich hatte in der Schule anfangs eine schlechte Note in Deutsch und wollte das aber nicht so hinnehmen", erzählt sie. So hat sie sich auf dem Gymnasium richtig dran gesetzt und nach und nach das Gefühl für die Sprache des Nachbarlandes bekommen. Außerdem hat sie sich eifrig am Schüleraustausch beteiligt. "Ich hatte eine Partnerin aus Oppenau. Sie war immer an Ostern bei uns und ich im Juli dort", erinnert sich Simon-Studer. Nach ihrem Abitur 1976 stand fest, dass sie in Deutschland studieren wollte. In der Uni Freiburg hat man ihr aber davon abgeraten, weil das viel zu kompliziert sei. "Auch meine Eltern wollten, dass ich im Land bleibe", so Pascale Simon-Studer, "mein Wunsch war damals einfach viel zu exotisch." Doch sie wagte den Schritt, ging nach Freiburg und legte dort das Große Deutsche Sprachzeugnis ab. Das hat sie dann für ihre Eltern übersetzt und diese damit schlussendlich überzeugt. Eigentlich wollte Pascale Simon-Studer Lehrerin werden. Da sie aber als Französin nicht verbeamtet werden konnte, entschloss sie sich gegen diesen Beruf und studierte an der Uni Mainz angewandte Sprachwissenschaften. Mit einem Übersetzerdiplom schloss sie das Studium 1981 ab. Jetzt wollte sie ihre Englischkenntnisse verbessern und ging nach London, wo sie zuerst in einer Sprachenschule arbeitete.
Durch eine Bekannte erfuhr sie von einer freien Stelle in der Presseabteilung der französischen Botschaft in London und bekam den Job. "Die Franzosen waren zuerst vorsichtig: Eine Französin, die in Deutschland studiert hatte und nun in London in der Botschaft arbeitete, hätte zu Zeiten des Kalten Kriegs auch eine Spionin sein können", erinnert sie sich schmunzelnd. Fünf Jahre war sie in der Botschaft und wollte eigentlich in den diplomatischen Dienst gehen. Der Liebe wegen entschied sie sich aber dafür, zu ihrem zukünftigen Mann nach Stuttgart zu ziehen. "Ich wollte aber vorher noch einen Schlenker über Paris machen und eine Elite-Dolmetscherschule absolvieren", so Simon-Studer. Es stellte sich aber heraus, dass das Leben als Konferenz-Dolmetscherin in höchsten politischen Kreisen nichts für sie war. In dieser Zeit ging sie nach Stuttgart und heiratete 1988. Nach der Geburt ihres ersten Kindes hat sie sich selbstständig gemacht und eine Nanny engagiert. "Ich bin ein Familienmensch, ich wollte aber beides", betont sie. Sie wünscht sich, dass sich Frauen irgendwann nicht mehr entmutigen lassen und nicht mehr vergessen, dass sie ein eigenes Leben haben. Dazu gehört auch die finanzielle Unabhängigkeit. Und damit die Belange von Frauen mehr Gehör finden, hofft sie, dass bald mehr Frauen in den Parlamenten Entscheidungen treffen können und das Entweder-Oder, Beruf oder Kinder, keine Frage mehr sein wird.
1997 zog Pascale Simon-Studer in die Ortenau. Zehn Jahre lang hat sie als selbstständige Übersetzerin gearbeitet, außerdem für den Zweckverband Vis-à-Vis in Lahr und im elsässischen Erstein Beratungsstunden für Bürger angeboten. "In dieser Zeit hatte ich sehr viel Kontakt zur Politik. So kam es, dass ich mich 2007 als Eurodistrikt-Referentin beworben habe", berichtet sie. Zehn Jahre lang bekleidete sie dieses Amt, bis man ihr Anfang 2017 die neu geschaffene Stelle als Ortenauer Gleichstellungsbeauftragte anbot. "Natürlich musste ich nicht lange überlegen, schließlich geht es hierbei um eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt", betont Pascale Simon-Studer. Doch nicht nur für die Gleichstellung von Frauen will sie sich einsetzen, sondern auch dafür, dass Männer mehr Zeit für die Familie haben. Privat engagiert sie sich zudem im Interkulturellen Beirat der Stadt Lahr für die Integration von Migranten.
Daniela Santo
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