Von der KOA bis zum Eurodistrikt Straßburg Ortenau
Neue Wege gehen
Ortenau Von 2000 bis 2008 war Klaus Brodbeck Landrat des Ortenaukreis. Eine bewegte Zeit, nicht nur für den ehemaligen Bürgermeister der Stadt Renchen, sondern auch für den Landkreis. Denn in seine Amtszeit fielen einige wegweisende Entscheidungen. Und viele der Themen werden auch heute noch diskutiert. Ein Beispiel ist die Entwicklung der Krankenhauslandschaft.
Als Brodbeck Landrat wurde, bestand das Ortenau Klinikum noch aus acht Eigenbetrieben. Es wurde aber der Beschluss gefasst, sie zu einem zusammenzufassen. "Ich hatte mir eine gemeinnützige GmbH als Rechtsform gewünscht, doch der Kreistag entschied sich für die Anstalt öffentlichen Rechts", erinnert sich Brodbeck. Ziel war es, die Kliniken wirtschaftlicher zu machen – ein Prozess der noch lange nicht abgeschlossen ist. Damals wurde die Schließung der Geburtshilfe in Ettenheim heiß diskutiert. "Es war ein Schwimmen gegen den Strom", so Brodbeck. "Am Ende ist es uns gelungen, noch eine schwarze Null zu erzielen."
In seiner Zeit wurde aber auch in den Ausbau der Kliniken investiert: Der Standort am Ebertplatz erhielt mit dem Mutter-Kind-Zentrum eine der modernsten Einrichtungen im Bereich der Geburtshilfe. "Seitdem können wir jeder Frau ein Höchstmaß an Sicherheit bieten", ist Brodbeck noch immer überzeugt. "Es gibt kein schöneres Geschenk als ein gesundes Kind."
Optionsmodell gewählt
Auch der Aufbau der Kommunalen Arbeitsförderung fällt in Brodbecks Zeit: "Im Juni 2004 haben wir uns für das Optionsmodell beworben, im September die Zusage bekommen und am 1. Januar 2005 waren wir für die Betreuung der Empfänger des Arbeitslosengelds II verantwortlich", so Brodbeck. In nur dreieinhalb Monaten wurde eine Behörde mit 160 Mitarbeitern aufgebaut. "Wir waren überzeugt, dass wir bei der Betreuung von Langzeitarbeitslosen auf kommunaler Ebene besser mit regionalspezifischen Programmen agieren können als dies einer Bundesbehörde möglich wäre."
Deshalb sei das Angebot der Kommunalen Arbeitsförderung von Anfang an auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zugeschnitten gewesen: "Der Stand der Hilfeempfänger war zu Beginn hoch, doch dann zog die Wirtschaft wieder an und die Zahlen der Menschen, die Arbeitslosengeld II bezogen sank. Aber je mehr man von den hohen Zahlen herunterkommt, desto schwieriger sind die sozialen Probleme, die sich hinter jedem Fall verbergen und die gelöst werden müssen."
Auf die Kreisverwaltung kamen weitere große Veränderungen zu: In die Verwaltungsreform 2004/05 unter Ministerpräsident Erwin Teufel wurden 450 Behörden einbezogen, 350 von ihnen abgebaut. Ein Teil ihrer Aufgaben wurde auf die Regierungspräsidien und die Landratsämter übertragen. "Wir hatten einen Personalanstieg von 1.200 Mitarbeitern auf 2.000", berichtet Klaus Brodbeck. Verbunden damit war auch eine strategische Neuausrichtung der internen Verwaltungsprozesse. Als einer der ersten Kreise im Land erarbeitete der Ortenaukreis ein E-Government-Konzept. "Ich hatte eine junge, hoch motivierte Truppe", so Brodbeck.
Ein Durchbruch gelang in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Kahlenberg in Sachen Müllentsorgung: "Wir hatten mit der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage den Beweis erbracht, dass Müll nicht verbrannt werden muss. Ein Partner aus der Industrie fand sich nicht, also stemmten die beiden Landkreise Emmendingen und Ortenaukreis und der Zweckverband die 50-Millionen-Euro-Investition."
Über den Rhein hinweg
Aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bekam einen Schub: "Ich war Verhandlungsführer bei der Gründung des Eurodistrikts Straßburg-Ortenau", denkt der ehemalige Landrat zurück. 2003 hatten Jacques Chirac und Gerhard Schröder die Schaffung eines solchen Distrikts vorgeschlagen, 2005 wurde der Vertrag in Straßburg unterzeichnet und der Eurodistrikt gegründet.
In Sachen Tourismus in der Ortenau spielte Brodbeck die Weinkarte: "Die Weinguides sind ein Baby Winfried Köninger, dem ehemaligen Leiter des kreiseigenen Weinguts Schloss Ortenberg, und mir."
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