An(ge)dacht: Simon Schilling
Narrenrede oder doch mehr als ein guter Witz?
Die Fasent biegt auf die Zielgerade ein und so manche Narren- und Büttenrede erheitert uns dieser Tage mit schrägen Ideen und humorvollen Pointen. Und selbst im katholischen Gottesdienst hören wir am heutigen Sonntag verrückt klingende Worte: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen… Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.
Ihr Begleiter durch die Woche
Ich kenne nicht wenige, die bei diesen Worten herzhaft lachen können wie bei einem Kalauer einer Narrenrede. Wahrlich: Jesus sagt da ziemlich verrückte Sachen, für manche mag es sich sogar ungeheuerlich anhören, gar eine Zumutung sein.
Aber Jesus mutet uns nicht nur etwas zu, er traut uns auch etwas zu: "Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür?", fragt er am Ende der heutigen Evangelienstelle und hinterfragt damit provokant mein Durchschnittsverhalten.
Klar: Höre ich Jesu Worte nur auf meinem „Appell-Ohr“, wird sein Anspruch schnell zu groß für mich. Vereinzelt mag es mir ja mal gelingen, den Kreislauf des Nehmens und Gebens zu durchbrechen. Grundsätzlich schaffe ich es wohl nicht!
Da kann es helfen, wenn wir uns vor Augen führen, dass Jesu Worte auch immer ein Verweis auf die Großartigkeit Gottes sind. Und so sagen mir diese „verrückten“ Sätze Jesu: Was Menschen an mir nicht leiden können, gehört für Gott zu meiner Person. Wo ich Schwächen habe, erhalte ich von Gott neue Chancen.
Jesu Worte sind also mehr als nur ein guter Witz. Sie zeigen mir den Weg, mich selbst mit all meinen Launen und Besonderheiten besser anzunehmen, weil Gott mich so annimmt.
Und darüber hinaus bekomme ich eine Idee, wie ich vielleicht mit manch schräger Eigenschaft meines Nächsten umgehen kann. Warum meinen nervigen Nachbarn nicht mal auf eine Schorle einladen? An der Fasent geht das doch auch ganz unkompliziert.
Simon Schilling, Pastoralreferent, Seelsorger in der JVA Offenburg
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