Gunter Meinhardt im Porträt
"Losziehen ist wichtiger als zu meckern"
Offenburg "Angefangen hat das eigentlich als typische Schnapsidee", sagt Gunter Meinhardt mit einem Lachen. Das war im Corona-Winter 2021/22. "Ich wollte irgendetwas Soziales tun", so der 46-Jährige weiter. Und so fängt er an, Müll in seiner Umgebung zu sammeln und bloggt über seine Aktionen auf seiner Facebookseite "Ick mach' sauba in Offenburg".
Meinhardt ist seit 2016 Lehrer am CJD für die Fächer Deutsch, Gemeinschafts- und Wirtschaftskunde. Müll sei bei seinen Schülern ein Thema gewesen und auch beim Wandern mit seiner Frau sei ihm die Vermüllung der Umwelt aufgefallen. "Ich bin dann einfach irgendwann losgezogen." Und weiter: "Erst beim Sammeln habe ich gemerkt, wie viel Müll tatsächlich rumliegt." Dabei sehe man auf Anhieb nur etwa ein Viertel des Mülls. Die anderen drei Viertel würden erst beim aktiven Sammeln sichtbar.
Wohin mit dem gesammelten Müll?
Im ersten Jahr ist er rund 50 Mal unterwegs, aber bereits nach den ersten Aktionen stellt sich für den gebürtigen Berliner die Frage: Wohin mit dem gesammelten Müll? "Am Anfang hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie das funktioniert. Denn man darf längst nicht alles sammeln und außerdem beschäftigen sich mehrere Behörden mit dem Thema Müll", berichtet er von seinen Erfahrungen. Meinhardt knüpft Kontakte zu Umweltgruppen und Behörden, mittlerweile ist er Mitglied im BUND. "Der Müll auf unseren Straßen ist ein gesellschaftliches Problem und nur mit bürgerschaftlichem Engagement zu lösen. Losziehen ist wichtiger als zu meckern", findet Meinhardt.
Deshalb ist es ihm auch wichtig zu betonen, dass er kein Einzelkämpfer ist, sondern sich viele Menschen mit ihm zusammen engagieren. Überstülpen will er sein Engagement niemandem. Es ist eher seine ruhige und angenehme Art, die andere Menschen zum Mitmachen bewegt.
Auf die Frage, warum er die Aktion ins Leben gerufen hat, muss Meinhardt nicht lange überlegen. Vor allem fünf Gründe sind ihm wichtig: der Umweltaspekt genauso wie das gesellschaftliche Anliegen. "Das gesammelte Pfand wird gespendet", so Meinhardt, für den auch der körperliche sowie der psychologische Effekt von Bedeutung sind. "Wenn ich unterwegs bin, ist das für mich eine Art mentales Training, das dazu beiträgt, die Seele ein wenig zu reinigen", findet der sympathische Berliner. Der fünfte Grund, warum er Müll sammelt, ist ein inklusiver. "Menschen mit Behinderung können sich oft nicht beteiligen, haben aber ebenso ein Anrecht auf ein schönes Umfeld."
Positives Feedback für seine Aktionen
Für seine Aktionen erhält er fast nur positive Rückmeldungen: "Es freut mich, wenn es gesehen wird." Auch seine Schüler finden es gut, was er macht. Apropos Schüler: "Gutes Lernen ist gemeinsames Lernen", ist für ihn einer der Gründe, warum er Lehrer werden wollte. "Ich kann von jungen Menschen auch etwas lernen, der Umgang mit ihnen hält jung. Humor ist die beste Erziehungsmethode", erzählt er mit einem Lächeln.
Wenn er einmal nicht in Sachen Müll unterwegs ist, begeistert er sich für alles, was mit Kultur und Geschichte zu tun hat – von Theater über Musik und Literatur bis hin zur Erkundung von Burgen und Schlössern. Dass er dort nicht nach Müll Ausschau hält, dafür sorgt seine Frau. "Sie ist mein Korrektiv", so Meinhardt abschließend mit einem Lächeln.
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