Patrick Labiche liebt die Abwechslung
Er passt in keine Musikschublade

Der Sänger Patrick Labiche arbeitet auf beiden Seiten des Rheins und lässt sich musikalisch ungern festlegen. | Foto: Michael Bode
  • Der Sänger Patrick Labiche arbeitet auf beiden Seiten des Rheins und lässt sich musikalisch ungern festlegen.
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Offenburg. Oper, Operette, Jazz oder Chansons – Patrick Labiche fühlt sich in vielen Musikrichtungen zu Hause. "Ich habe schon viele Dinge gemacht", erzählt der Sänger mit einem Lächeln. "Von Kirchenmusik bis Fastnachtsschlager. Das war nicht immer gut, denn in Frankreich sollte man sich spezialisieren." Seiner Bekannt- und Beliebtheit hat das keinen Abbruch getan. Patrick Labiche ist ein gefragter Künstler.

Geboren wurde der 59-Jährige, der in Offenburg lebt, in Château-Thierry, 70 Kilometer östlich von Paris gelegen. "Nach dem Abitur habe ich mich entschieden, Biologie zu studieren. Ich habe in Reims begonnen und bin dann nach Straßburg gewechselt." Das Leben in der vermeintlich nahen französischen Hauptstadt Paris hat ihn nie gereizt. "Nach Paris zu gehen, war zu teuer und zu kompliziert."

In Straßburg entdeckte er seine Liebe zur Musik. "Ich habe als Straßenmusiker begonnen und während des Studiums so Geld in den Cafés verdient", erzählt Labiche. Dort traf er auch zwei Menschen, die sein Leben veränderten: Zum einen den Pianisten Jean-Marie Goepfert, mit dem er noch heute zusammenarbeitet, zum anderen seinen Gesangslehrer aus Colmar. "Da wurde mir klar, dass ich künftig Musik machen möchte", erinnert sich der Sänger. Er machte seinen Abschluss in Biologie und schrieb sich an der Musikschule in Colmar ein. "Ich habe keinen einzigen Tag in meinem Leben als Biologe gearbeitet. Es sei denn, Sie zählen die Zeit dazu, als ich als Führer im botanischen Garten in Straßburg gejobbt habe", amüsiert sich Labiche.
In eine musikalische Schublade lässt sich der Franzose nicht pressen: "Ich wollte schon immer alles gleichzeitig machen, mir hat einfach die Zeit gefehlt, mich zu spezialisieren." Bereut hat er es nicht. "Gerade in der Klassik ist es sehr schwer an die Spitze zu kommen", stellt er fest. "Es gibt kein Familienleben und die Konkurrenz ist extrem hart."

Er will sich auf keinen Musikstil festlegen

Der Tenor sieht dennoch keine Nachteile für sich: "Während ich im Elsass als Solist arbeite, singen Kollegen, die meiner Meinung nach besser sind als ich, in Paris nur im Chor", so Labiche. Seine musikalischen Stationen sind so vielseitig wie er selbst: So sang er eine Zeit lang im Chor der Tonhalle in Zürich, gehörte aber auch zum Darsteller-Pool der Opéra du Rhin in Straßburg. Seit einiger Zeit arbeitet er mit dem Theater der zwei Ufer in Kehl zusammen. Furore machte er mit seiner Darstellung des Mackie Messer in der Inszenierung der Brechtschen Dreigroschenoper. Doch nicht nur die Chansons liegen ihm am Herzen. "Ich liebe Operette", schwärmt der Sänger. "Ich glaube, ich kenne die Lieder von Robert Stolz und Franz Lehar besser als viele Deutsche." Andreas Dilles, Musiker aus Kehl, weckte darüber hinaus seine Liebe zur Musik der Ufa-Filme: "Die ist in Frankreich völlig unbekannt."

Wie für viele Künstler bedeutet auch für Patrick Labiche die Pandemie einen harten Schnitt. "Auf einmal waren alle Konzerte weg", sagt er schlicht. In den Sommermonaten gaben Andreas Dilles und er sechs Konzerte mit Unterstützung der Bürgerstiftung Kehl in Altenheimen. "Das war so toll, der Applaus der alten Menschen war der schönste Lohn", erinnert er sich zurück. Weitere Auftritte folgten mit Ruth Dilles in "La vie est belle" und in Oppenau gemeinsam mit Thomas Strauß und Ilona Braunstein.

Doch langweilig wird es ihm in der Zwangspause nicht: "Ich gebe noch etwas Gesangsunterricht via Zoom und ich bin Teil des Projekts der Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg", verrät der Sänger. "Ich singe jeden Tag, es muss einfach raus", sagt Labiche. Außerdem waren Konzerte mit dem Gitarristen Bodo Schaffrath geplant. Diese fielen dem zweiten Lockdown zum Opfer. Stattdessen produzierten die Musiker gemeinsam die CD "Viva la Vida – Musica". "Sie ist gleichzeitig die Konzertkarte für ein mögliches Konzert im April", so Labiche, der von der Zusammenarbeit mit Schaffrath begeistert ist.

Doch nicht nur musikalisch hat Patrick Labiche einiges zu bieten. Seit vielen Jahren zeichnet er und hat die 3-D-Kunst nach James Rizzi für sich entdeckt. Die kleinen Kunstwerke sind überall in der Wohnung zu finden. Christina Großheim

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