Der Freundeskreis des Rosengartens sorgt für eine blühende Oase in Offenburg
Ehrenamtlich im Einsatz an Spaten und Gartenschere
Offenburg (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute so nicht gäbe.
Wenn im Rosengarten entlang der Grabenallee die Gartenscheren klacken und sich leise Gespräche und gelegentliches Lachen in die Geräusche mischen, die von emsiger Gartenarbeit zeugen, dann sind die Mitglieder der Freundeskreises des Rosengartens wieder einmal beim Arbeitseinsatz.
Der Rosengarten unterhalb des Grimmelshausen-Gymnasiums ist eine der ältesten Gartenanlagen Offenburgs. Er ist Teil des sogenannten Grünzugs, am Fuße der mittelalterlichen Stadtmauer. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden die alten Wallanlagen, die in früheren Zeiten die Stadt vor Angreifern schützen sollten, in Parks verwandelt. Zum Rosengarten wurde ein Teil des Geländes, als 1925 die Stadt den kompletten Rosenbestand des verstorbenen Hügelsheimer Pfarrers Kast zum Kauf angeboten bekam. Der damalige Stadtrat und Rosenliebhaber Georg Monsch setzte sich für den Erwerb und die Finanzierung über Bürgerspenden ein. Die edlen Gewächse und das Bürgerengagement sind damit in diesem Garten traditionell schon lange miteinander verwurzelt.
Die Vertreterinnen der Gattung Rosaceae benötigen viel Pflege und Aufmerksamkeit, um sich dauerhaft von ihrer schönsten Seite zeigen zu können. Nur wenn sie im Sommer regelmäßig fachkundig geschnitten und gewässert werden, bilden sie neue Blüten. Krankheiten und Schädlinge dürfen ihnen nicht zu schaffen machen. Dieser Aufwand übersteigt in Zeiten knapper Etats schnell die finanziellen Möglichkeiten einer Kommune. Deshalb kamen 2013 die drei Offenburger Gärtnermeister Thomas Bauknecht, Hans-Martin Einstein und Jochen Schweiger auf die Idee, Bürgerinitiative in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit für den Garten zu generieren. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt planten sie einen Rosengarten, der über die Zwänge ökonomischer Ressourcenverwaltung hinaus gestaltet sein durfte. Mit einem Aufruf in der Zeitung wurden Helfer für das Pflanzen und Pflegen gesucht. Es meldeten sich 25 Bürger. Diese positive Resonanz war die Bestätigung für das Projekt.
2014 begannen die Arbeiten mit dem Abtragen der alten Erde und dem Entfernen der alten Holzpergola. Die Planung lehnte sich an historische Rosengärten an, sah aber robuste und blühfreudige aktuelle Sorten vor. Bei den grünen Beetumrandungen wich man von einer historischen Bepflanzung mit Buchs ab, da Zünzler und ein Pilz den Pflanzen absehbar zu schaffen machen würden. Die ehrenamtlichen Helfergruppen pflanzten und gestalteten, angeleitet von den kundigen Fachleuten, während die Stadt den finanziellen Grundstock durch ein Haushaltsbudget legte und das nötige Material stellte. Heute hat der Rosengarten wieder sein ursprüngliches Ausmaß. In drei Bauabschnitten wurde die Anlage so gestaltet, wie sie sich nun präsentiert: Als gärtnerisches Kleinod, saisonales Blütenparadies und Ruhepunkt am Rande der Innenstadt. Dass dies ermöglicht werden konnte, ist den Spenden von Privatpersonen und der Bürgergemeinschaft Stadtmitte zu verdanken.
"Die Pflegetreffen finden meist am Freitagnachmittag wöchentlich oder alle zwei Wochen statt. Dann arbeiten acht bis 15 Helfer etwa drei Stunden hier im Garten," berichtet Thomas Bauknecht. Sie jäten die Beete, schneiden Verblühtes aus, pflanzen nach. Die Arbeiten an den Wegen erledigt die Stadt Offenburg. Die meisten ehrenamtlichen Gärtner sind bereits im Ruhestand. Viele bringen die Erfahrung aus ihrem Garten mit und lernen gerne in Sachen Rosenkunde hinzu. Manche Helfer kommen aus der direkten Umgebung. Andere wohnen außerhalb von Offenburgs Innenstadt. Wenn es dann im Garten üppig blüht wie besonders in diesem Jahr, wissen sie: Ihr Einsatz hat sich für alle gelohnt.
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