Mehr Barrierefreiheit im Landkreis
Zwischenbilanz Behindertenbeirat
Ortenau (st). Seit 2017 gibt es im Ortenaukreis einen Behindertenbeirat. Die Interessenvertretung für Menschen mit Behinderungen setzt sich für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben im Ortenaukreis ein. Gleichzeitig ist der Behindertenbeirat Austauschplattform, auf der unterschiedliche Akteure und Aufgabenbereiche im Landkreis miteinander vernetzt werden. Ein umfassender, nachhaltiger und kontinuierlicher Entwicklungsprozess in Richtung Barrierefreiheit soll mit dieser Vernetzung angestoßen werden. In seiner jüngsten Sitzung unter Leitung des Sozialdezernenten Georg Benz blickte der Beirat in einer Online-Konferenz auf bisher Erreichtes zurück und gab einen Ausblick auf die weitere Planungen zur Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
Positive Entwicklungen gäbe es im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), informierte Benz. Stefanie Dörfler, Leiterin des Amtes für Straßenverkehr & ÖPNV des Ortenaukreises, lobte in diesem Zusammenhang das Engagement der Kommunen im Kreis. „Der Ausbau der barrierefreien Haltestellen nimmt sichtbar Fahrt auf. In den Kommunen wurde erkannt, dass barrierefrei umgebaute Haltestellen für Menschen mit Beeinträchtigung notwendig sind, um eigenständige Mobilität zu ermöglichen.“ Beiratsvorsitzender und Sozialdezernent Georg Benz ergänzte: „Darüber hinaus profitieren ältere Menschen, Reisende mit schwerem Gepäck oder auch Eltern mit Kinderwagen. Am Ende sind sie für alle komfortabel.“
Förderprogramm für Kommunen
Der Beirat begrüße, dass das Land die Kommunen mit Förderprogrammen unterstützt, um Einrichtungen des ÖPNV vollständig barrierefrei zu machen, unterstrich die Kommunale Behindertenbeauftragte Anita Diebold. „Es ist wichtig, nicht nur die einzelnen Haltestellen zu betrachten. Der gesamte barrierefreie Fahrweg muss für die Nutzer abrufbar werden“, betonte Linda Wangler, zuständige Mitarbeiterin im Straßenverkehrsamt. Aktuell erstellt der Ortenaukreis auf Basis von Rückmeldungen aus den Kommunen ein Haltestellenkataster, das die bereits barrierefreien Haltestellen beinhalte. Zusätzlich wurden die bislang vorliegenden Informationen zu barrierefreien Haltestellen in die kostenlose App „wheelmap“ eingepflegt, einer Online-Karte zu Suchen, Finden und Markieren rollstuhlgerechter Orte, die einen direkten Mehrwert für Nutzer bietet, indem sie ihren individuellen Reiseweg besser planen können.
„Inzwischen kümmern sich viele Kommunen im Kreis vermehrt um Barrierefreiheit“, bestätigt Anita Diebold. „Es gibt aber nach wie vor sehr viele Aufgaben in den Bereichen Bauen und Wohnen, ÖPNV, Gestaltung von Ortsmitten, im Tourismus, bei Kitas und Schulen und bei der Digitalisierung“, so Diebold. Das Ministerium für Soziales und Integration unterstützte dabei Projekte wie die Ausbildung von Botschaftern für Barrierefreiheit oder auch das Projekt „Kommunale Inklusionsvermittler“ (KIV), das vom Ortenaukreis und der Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau unterstützt wird. Dabei agieren Inklusionsvermittler als direkte Ansprechpartner und Fürsprecher für die Belange von Menschen mit Einschränkungen in den Kommunen vor Ort. „Es ist wichtig, dass sich in den Kommunen vor Ort Ansprechpartner finden, die sich mit barrierefreien Angeboten auskennen und sich vor Ort für verbesserte Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzen“, weiß Diebold.
Weitere Themen in Bearbeitung
Experten in eigener Sache gaben zum Abschluss der Tagung einen Überblick über die Themen, die derzeit in Bezug auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Bearbeitung sind. Aktuell beschäftige man sich in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Digitalisierung, Bildung und Arbeit. Vor allem im Gesundheitssektor gäbe es einige positive Entwicklungen. Heinz Kuhn von der Arbeitsgemeinschaft (AG) „Krankenhausversorgung für Menschen mit Behinderungen“ berichtete von der guten Zusammenarbeit mit dem Ortenau Klinikum. „Die Versorgung verbessert sich auch durch eine aktuelle Gesetzesänderung. In Zukunft wird die Kostenübernahme für eine Assistenz für Menschen mit Behinderung geregelt sein“, informierte Kuhn. AG-Mitglied Heinrich Stöhr begrüßte, dass auch in der Kommunalen Gesundheitskonferenz die Belange von Menschen mit Behinderungen mitgedacht würden.
„Die heutige Sitzung hat aufgezeigt, wie viel inzwischen durch das gute Zusammenspiel von unserer Kommunalen Behindertenbeauftragten Frau Diebold und dem Behindertenbeirat für Menschen mit Behinderungen erreicht werden konnte“, resümierte Sozialdezernent Benz und wünschte dem Beirat weiterhin gutes Gelingen.
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