Offenburgs neuer Nordeingang
Zwei Sieger beim Architektenwettbewerb
Offenburg (st) Wie soll sich Offenburg im Norden künftig präsentieren? Was soll Besucher entlang der Okenstraße willkommen heißen? Um auf diese Frage gute Antworten zu finden, hat Grossmann Group als Eigentümer des Areals in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Offenburg einen städtebaulichen Architektenwettbewerb initiiert, heißt es in einer Pressemitteilung. Konkret ging es um die Nutzung und Bebauung einer 26.000 Quadratmeter großen Brachfläche zwischen Bundesstraße 3 und Rheintalbahn. Und die besten Ideen für die Bebauung dieses Areals kamen am Ende aus Freiburg und aus Stuttgart – von den Büros Sacker und Wittfoht. Die Jury entschied sich einstimmig dafür, beide Arbeiten als gleichwertig herausragend zu betrachten und zwei erste Plätze zu vergeben.
Wittfohts Entwurf sieht ein Ensemble aus einem Langhaus entlang der Okenstraße, zwei Hochpunkten und Grünflächen vor. Realisiert werden sollen die Gebäude als ressourcenschonende Holz-Hybrid-Konstruktionen. Auf eine Tiefgarage soll aus Gründen der Ökonomie und Ökologie verzichtet werden, stattdessen ist eine Quartiersgarage vorgesehen. Der Entwurf der Sacker Architekten setzt auf dagegen auf eine eher kleinteilige Bebauung mit fünf einzelnen Gebäuden, die von einem zentralen Platz mit viel Grün verbunden werden. Auch bei Sacker ist ein Hochpunkt vorgesehen, der mit etwas mehr als 45 Metern eine städtebauliche Entsprechung zum Burda-Hochhaus im Südwesten geben werde, heißt es im Erläuterungsbericht.
Meinung des Preisgerichts
Ein „herausragendes Stück Stadt“ könne im Norden Offenburgs entstehen und auf dem Weg dahin gibt es zwei beste Lösungen – so brachte es Wolfgang Riehle auf den Punkt, der Vorsitzende des Preisgerichts. „Die Diskussion war sehr lebhaft, sehr angeregt aber auch sehr freundlich. Am Ende gab es ein einstimmiges Ergebnis und ich habe festgestellt: Was ist es doch für ein Glück für diese Stadt, dass wir uns über so gute Arbeiten austauschen durften.“ Das sei alles andere als selbstverständlich. „Bei diesem Wettbewerb waren zehn Büros eingeladen, alles sehr renommierte Namen und alle haben teilgenommen. Und doch ist das kein Garant für das Finden der richtigen Lösung.“
Von einem „guten Tag für Offenburg“ sprach auch Baubürgermeister Oliver Martini. „Wir haben zwei sehr gute Lösungen, über die sicher noch viel gesprochen werden wird.“ Martini ordnete das so ein: „Dem Stadteingang wird die Neubebauung ein neues Gesicht und damit auch eine neue Identität gegeben. Dabei ist es wichtig, den Gemeinderat von Anfang an einzubeziehen, wie es über ein Wettbewerbsverfahren möglich ist. Ich glaube gerade die Alternativen zu diskutieren und abzuwägen, und auch die fachliche Diskussion mit den Architekten sind am Ende auch für die weiteren Beratungen und Abstimmungen im Gemeinderat wichtig.“
Die Jury
Dass sich die Jury, heterogen zusammengesetzt aus Architekten, Architektur-Professoren, Offenburgs Gemeinderäten und der Stadtverwaltung, am Ende einstimmig für zwei gleichwertige Arbeiten aussprach, ist auch ein Signal. Denn so ist es nicht nur theoretisch richtig, das Quartier am nördlichen Stadteingang mit städtebaulichem Anspruch zu entwickeln – es ist geradezu ein Auftrag an die Grossmann Group um Jürgen Grossmann, Svetozar Ivanoff und Sami Hadi. Gemeinsam mit der Stadt Offenburg hatten die drei Projektentwickler diesen Wettbewerb initiiert. Daher waren je fünf Büros von den Architekten und fünf von der Stadt ausgewählt worden.
Nach neun Stunden Diskussion und zwei Rundgängen setzten sich drei Arbeiten ab. Sacker und Wittfoht teilten sich am Ende den ersten Rang - dotiert mit je 35.000 Euro. Der Göppinger Architekt Christian Gaus (Wettbewerbsnummer 1008) erhielt für sein Konzept eine Anerkennung – verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro. Mit Blick auf die zwei ersten Plätze empfahl das Preisgericht dem Auslober, „in Abhängigkeit der noch nicht feststehenden Nutzungen einen der beiden ersten Preise mit der weiteren Bearbeitung zu beauftragen.“ Das Preisgericht hatte hierzu verschiedene Empfehlungen für die weitere Überprüfung und Überarbeitung der Entwürfe formuliert. Nach der Überarbeitung des Entwurfs ist ein Bebauungsplan aufzustellen, bevor eine Erschließung und Bebauung dieser Brachfläche erfolgen kann und ein wertvolles Innenentwicklungspotential wieder einer Nutzung zugeführt werden kann.
Der Wettbewerb
Der städtebauliche Wettbewerb für Offenburgs Stadteingang im Norden war im August gemeinschaftlich von der Stadt Offenburg und dem Eigentümer des Areals ausgeschrieben worden. Insgesamt zehn Büros reichten bis Ende Oktober Entwürfe für das rund 26.000
Quadratmeter große Grundstück ein, darunter international anerkannte Stars der Szene wie Hadi Teherani aus Hamburg, UN Studio aus Amsterdam, CAB aus Paris, Kadawittfeldarchitektur aus Aachen, MGF aus Stuttgart, Denu und Paradon aus Straßburg,
Gaus aus Göppingen und Echomar aus Oberkirch.
Zur Jury gehörten der Architekt Prof. Wolfgang Riehle als Vorsitzender des Preisgerichts, Offenburgs Baubürgermeister Oliver Martini, Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, Vertreter der Grossmann Group als Auslober, namhafte Architekten wie Prof. Zvonko Turkali, Prof. Gerd Gassmann, Axel Lohrer, Bärbel Hoffmann sowie Prof. Pascale Richter und die Stadtplaner der Stadtverwaltung. Sie bewerteten die Entwürfe nach den Kriterien Leitbildund Idee, nach städtebaulicher, architektonischer und freiräumlicher Qualität, nach Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Klimaanpassung sowie die verkehrliche Erschließung.
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