Minister Wolf besucht Haus des Jugendrechts
Zusammenarbeit verbessert
Offenburg (gro). Es war ein Besuch mit langem Vorlauf: Guido Wolf, Minister der Justiz und für Europa, besuchte am Donnerstag, 10. Dezember, das Haus des Jugendrechts in Offenburg. 2020 war die Einrichtung in der Straßburger Straße eröffnet worden, eine feierliche Einweihung war aufgrund der Corona-Pandemie bis heute nicht möglich. Bei seinem Besuch verschaffte sich Wolf einen Eindruck vom Betrieb und ließ sich die Erfahrungen der ersten Monate beschreiben.
Im Haus des Jugendrechts arbeiten Staatsanwaltschaft, Polizei und das Jugendamt Hand in Hand zusammen. "Die Häuser des Jugendrechts sind eine Erfolgsgeschichte", so Guido Wolf. 1999 sei das erste in Bad Cannstadt eröffnet worden, seitdem sei die Zahl auf sechs angewachsen, weitere drei seien in Planung. "Es geht um die effektive Bekämpfung der Jugendkriminalität", machte Wolf deutlich. Ziel sei nicht nur, die jugendlichen Straftäter schnell und konsequent die Folgen ihrer Taten spüren zu lassen, sondern ihnen auch Hilfsangebote an die Hand zu geben für ein weiteres straffreies Leben. "Die Jugendlichen sollen nicht ihr Leben lang als Straftäter abgestempelt werden, sondern eine echte zweite Chance erhalten", betonte Wolf.
Für dieses Ziel arbeiten Staatsanwaltschaft, Polizei und Jugendamt Hand in Hand. "Der Vorteil ist, dass die Ansprechpartner sich aus der täglichen Arbeit kennen und Vertrauen zueinander haben", betonte Wolf. "Das gibt es nicht zum Nulltarif, auch in Offenburg haben wir eine zusätzliche Stelle in der Staatsanwaltschaft dafür geschaffen."
Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Herwig Schäfer stellte fest, der Besuch des Ministers sei ein Zeichen der Wertschätzung für alle. Der Mehrwert der Häuser sei, dass sie behördenübergreifend arbeiteten. "Alle Beteiligten am Jugendstrafverfahren sitzen an einem Tisch", so Schäfer. Dabei würden alle prozessualen Rechte eingehalten werden. Es gehe nicht nur darum, jugendliche Straftäter zeitnah zu bestrafen, das sei in Offenburg schon immer das Ziel gewesen, sondern auch ihnen ein erzieherisches Angebot zu machen. Weitere Bausteine des Haus des Jugendrechts seien der Opferschutz sowie die Prävention.
Polizeipräsident Reinhart Renter lobte, dass die Polizisten einen Fall nicht mehr nur aus ihrem Blickwinkel sähen, sondern dass ein gemeinsamer Blick von allen Beteiligten entwickelt würde. "Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Justiz und Polizei hat deutlich zugenommen", lobte Georg Benz, Sozialdezernent des Ortenaukreises. Es werde gemeinsam Verantwortung übernommen. Benz wünschte sich die Einrichtung weiterer Häuser des Jugendrechts in Lahr und Kehl. Dietmar Hollederer, Direktor des Amtsgerichts Offenburg, lobte, dass den zuständigen Richtern nun gebündeltes Wissen über die Fälle zur Verfügung stehen. Das Amtsgericht ist aus Gründen der Unabhängigkeit bei den Fallkonferenzen nicht vor Ort dabei.
Im Haus des Jugendrechts werden leichte und mittlere Fälle behandelt. Tötungs- und Sexualdelikte bleiben außen vor.
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