Ergebnis einer breit angelegten Befragung
Wie sicher ist Offenburg?

Guido Kühn, Leiter Polizeirevier Offenburg (v. l.), Bürgermeister Oliver Martini, Oberbürgermeister Marco Steffens, Bürgermeister Hans-Peter Kopp, Prof. Dr. Dieter Hermann und Alexa Adelmann, Amt für öffentliche Ordnung, stellen das Ergebnis des Sicherheitaudits vor. | Foto: gro
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  • Guido Kühn, Leiter Polizeirevier Offenburg (v. l.), Bürgermeister Oliver Martini, Oberbürgermeister Marco Steffens, Bürgermeister Hans-Peter Kopp, Prof. Dr. Dieter Hermann und Alexa Adelmann, Amt für öffentliche Ordnung, stellen das Ergebnis des Sicherheitaudits vor.
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Offenburg (gro) Sicher sein und sicher fühlen sind oft zwei Paar Stiefel - mit einer Befragung im Juli und August 2024 sind die Stadt Offenburg und das Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg der Frage auf den Grund gegangen, wie sicher sich die Bürger in der Stadt fühlen. Das Ergebnis, das am Donnerstag, 9. Januar, vorgestellt wurde, soll auch dazu dienen, die kommunale Kriminalprävention zielgenau auszurichten.

15.000 zufällig ausgewählte Personen über 14 Jahren wurden angeschrieben und konnten an der Online-Befragung teilnehmen. Der Rücklauf ist mit 34,4 Prozent sehr gut. "Das ist ein traumhafter Wert, der zeigt, wie sehr sich die Bevölkerung für das Thema interessiert", stellt Prof. Dr. Dieter Hermann, Universität Heidelberg, fest. Offenburg hat rund 64.000 Einwohner, hinzu kommen 20.000 Menschen, die täglich einpendeln. "Die Sicherheitsbefragung ist nicht nur bloßer Aktionismus, wir werden das Thema konsequent angehen", kündigt Oberbürgermeister Marco Steffens an. So diskutiere der Haupt- und Planungsausschuss am 20. Januar darüber, bevor sich der Gemeinderat am 3. Februar mit den Ergebnissen auseinandersetze. 

Niedriges Niveau

Das Wichtigste: Die Kriminalitätsfurcht in Offenburg liegt auf einem niedrigen Niveau - vergleichbar mit Heilbronn, welche als eine der sichersten Städte in Baden-Württemberg gilt. Und auch bei der Bewertung der Lebensqualität schneidet Offenburg mit der Schulnote 2,4 in den Stadtteilen und befriedigend in der Gesamtstadt ordentlich ab. "Offenburg hat ein Imageproblem", leitet Hermann von der Tatsache ab, dass die Sicht auf den eigenen Stadtteil besser ist als die  auf die Gesamtstadt. 

Am höchsten ist die Kriminalitätsfurcht in der Innen- und der Nordstadt. Dies gilt sowohl für die Bewohner dieser Stadtteile als auch die Besucher. Interessanterweise ist die Angst vor einer Straftat bei den Besuchern am höchsten, je seltener sie die Innenstadt besuchen. "Kriminalitätsfurcht entsteht in den Köpfen", kommentiert Prof. Hermann diese Tatsache. Am schlechtesten schneidet der Bereich um den Bahnhof und den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) ab. Dort ist die Furcht, auf angetrunkene, gewaltbereite Personen zu treffen, am höchsten. Aber auch in der Innenstadt liegen die Gründe für das herrschende Unsicherheitsgefühl in Personen, die andere belästigen oder anpöbeln, respektloses Verhalten, rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr und der Begegnung mit alkoholisierten Menschen. 

Junge Frauen unsicher

Überraschenderweise sind es nicht ältere Menschen, deren Ängste am höchsten sind. Bei der Zielgruppenuntersuchung stellte sich heraus, das vor allem junge Frauen mit Migrationshintergrund fürchten, Opfer von Gewalt zu werden. "Ältere Menschen fühlen sich in der Stadt besonders sicher", betont Prof. Hermann. 

Aus den Ergebnissen leitet Prof. Dr. Dieter Hermann für die kommunale Kriminalitätsprävention folgende Vorschläge ab: Es sollten gezielt regionale Schwerpunkte in der Nord- und Innenstadt gesetzt werden, da dort die Kriminalitätsfurcht, aber auch die Opferzahlen hoch und die Lebensqualität niedrig seien. Angesprochen werden sollten junge Frauen mit Migrationshintergrund. Die Präsenz der Polizei in diesen Stadtteilen wird als gut empfunden. Hermann empfiehlt dennoch, die Kontrollen mit Blick auf Schwarzfahren, Drogenkonsum und Alkoholfahrten - abgestimmt auf die Stadtteile - zu erhöhen.

"Es wird ein Dauerlauf sein, das Sicherheitsgefühl in der Stadt zu erhöhen", stellt OB Steffens fest. "Wir werden uns in den nächsten Monaten immer wieder in den Gremien damit beschäftigen." Denn es sei nicht nur mit einer Maßnahme getan. Bürgermeister Hans-Peter Kopp betonte: "Wir werden konkrete Angebote machen." Eines davon sei die Einführung eines Kommunalen Ordnungsdienstes, aber auch die Erhöhung der Straßen- und Sozialarbeit. "Nicht alle Vergehen, die für ein Gefühl der Unsicherheit sorgen, sind auch justiziabel", so Kopp. Langfristig erhofft sich die Stadt von der Umgestaltung des Bahnhofgebiets eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität dort. Kurzfristig werden derzeit die Möglichkeiten einer KI-unterstützten Videoüberwachung geprüft.

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