Angebot bei der Bahnhofsmission
Von einer Tasse Kaffee bis zu einer Lebensberatung
Offenburg (gro). Um 8 Uhr beginnt der Tag in der Bahnhofsmission Offenburg. Dann setzen die ehrenamtlichen Mitarbeiter den ersten Kaffee des Tages auf. "Meist tauchen dann auch schon frühe Besucher auf", weiß Andreas Hornung, Leiter der Bahnhofsmission Offenburg, die von "IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in der Erzdiözese Freiburg" getragen wird. Bis 15 Uhr haben die Leute von der Bahnhofsmission ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Mitmenschen.
"Wir haben im Winter mehr zu tun"
"Solange es warm genug ist, lassen wir die Türe gerne offen", sagt Regina Herr, eine von elf Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren. Doch im Winter genügt vielen Besucher zu sehen, dass das Licht brennt. Dann läuten sie an der Tür und werden – je nach Wunsch – hereingebeten. "Wir haben im Winter, wenn es draußen früher dunkler und kälter wird, mehr zu tun als im Sommer", berichtet Andreas Hornung. Das Publikum ist bunt gemischt: "Wir haben Stammgäste, die in der Nähe des Bahnhofs leben. Reisende, die eine Auskunft brauchen, klingeln bei uns, aber auch viele Menschen, die allein sind", erzählt Andreas Hornung. Deren Anzahl steige, je näher das Weihnachtsfest rücke. "Sie spüren die Einsamkeit dann wohl stärker", vermutet der Leiter der Bahnhofsmission.
Dankbar für Kleinigkeiten
Der Mann, der an einem der Tische in den frisch renovierten Räumen direkt am Gleis 1 in Offenburg sitzt, droht einzuschlafen. Das Angebot einer Tasse Kaffee und einer Kleinigkeit zum Essen hat er dankbar angenommen. "Ich bin nur müde", murmelt er, als ihm der Leiter der Bahnhofsmission die Hand auf die Schulter legt und fragt, ob es ihm gutgehe? Er bleibt weitgehend in sich versunken und beteiligt sich nur wenig an dem Gespräch im Raum. "Iss was", rät Andreas Hornung.
Ein gut gekleideter Mann klingelt, er spricht nur Französisch. Sein Sohn habe bei einer Bahnreise am Vortag sein Gepäck in Offenburg vergessen, an wen er sich wenden könne, fragt der Vater. Regina Herr gibt bereitwillig Auskunft – in Deutsch und mit viel untermalenden Gesten. Zufrieden mit ihrer Antwort geht der Mann ins Bahnhofsgebäude, um darauf zu warten, dass dort die Auskunft öffnet. "Manchmal klingeln junge Mütter hier, die fragen, ob wir auf den Kinderwagen aufpassen würden, während sie die Toiletten besuchen", berichtet Regina Herr von den unterschiedlichen Anfragen.
Auch dramatischere Vorfälle
Doch es gibt auch dramatischere Vorfälle. "Einmal kam eine junge Frau zu uns, die nach einem Streit zu Hause hinausgeworfen worden war", erinnert sich Andreas Hornung. Sie erzählte, dass sie ihre Ausbildung abbrechen will und mit ihren Eltern darüber in Streit geraten ist. "Wir konnten ihr weiterhelfen, indem wir den Kontakt zum Christlichen Jugenddorf knüpften", erzählt Andreas Hornung. Zu wissen, wer in welcher Lebenssituation helfen könne, werde immer wichtiger, deshalb vernetze man sich regelmäßig mit den anderen Akteuren in der Region.
"Manchmal kommen viele Menschen, manchmal ist nicht viel los", weiß Thomas Suhm, der an der Theke steht und Kaffee ausschenkt. Seit einem Jahr ist er dabei. "Ich wollte nicht nur zu Hause sitzen", beschreibt er seine Motivation, sich bei der Bahnhofsmission zu engagieren. "Ich habe hier reingeschnuppert und bin dabei geblieben. Die Arbeit hier erfüllt und befriedigt mich." Die Frequenz ist sehr unterschiedlich, so Hornung. "Warum die Menschen wann zu uns kommen, das ist ein Rätsel", sagt er. "Was sie dann brauchen, muss man herausfinden. Bei uns zählt jede einzelne Person."
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