Bürgerdialog Bahnhof Offenburg
Verkehr ist der Knackpunkt

Thilo Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Vekehr, im Gespräch mit den Bürgern. | Foto: Stadt Offenburg
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  • Thilo Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Vekehr, im Gespräch mit den Bürgern.
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Offenburg (st). Beim Bürgerdialog Bahnhofsquartier in Offenburg im Februar standen die Planungsziele und künftigen Varianten der Verkehrsführung im Mittelpunkt. Mittlerweile sind die Diskussionsergebnisse aufgearbeitet und die Dokumentation sowie die Unterlagen zur Veranstaltung können online unter www.offenburg.de/buergerdialog-bahnhofquartier abgerufen werden.

Schon die Anzahl der Teilnehmer legte nahe, dass das Thema in der Bevölkerung angekommen ist und die Offenburger Bürgerschaft beschäftigt. Thilo Becker, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, bezeichnet die Veranstaltung als vollen Erfolg: „Wir konnten durch das gewählte Format mit vielen kleineren Gruppen innerhalb kürzester Zeit sehr viele spannende Diskussionen führen und dabei einen guten Überblick gewinnen, welche Aspekte den Teilnehmenden besonders wichtig waren. Dabei haben wir auch einige neue Ideen und Anregungen aufgenommen.“

Topthemen der Bürger

Die Ziele waren beim Bürgerdialog in sechs Themenfelder unterteilt worden. Die Teilnehmer wurden darum gebeten, mit Klebepunkten ihre drei wichtigsten Ziele zu markieren. Die meisten Klebepunkte wurden in den Themenfeldern „KFZ-Verkehr“ und „Bus und Bahn“ vergeben. Beim „KFZ-Verkehr“ hat dabei das Ziel „Belastung für Anlieger verringern“ die meisten Punkte erreicht, dicht gefolgt von „Parken und Halten neu organisieren“ und „Verkehrsfluss großräumig gewährleisten“. Im Themenfeld „Bus und Bahn“ wurde dem recht naheliegenden Ziel „kurze Fahrzeiten anstreben/Taktung erweitern“ hohe Bedeutung zugemessen. Überrascht hat die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, dass dem Thema „attraktives Tarifsystem und einfaches Ticketing“ relativ viele Punkte gegeben wurden, obwohl es gar nicht vorgegeben war. Dafür hat Thilo Becker jedoch Verständnis: „Es ist ja im engeren Sinne kein Planungsziel für eine Infrastrukturmaßnahme, aber es gehört natürlich zu einem attraktiven ÖPNV dazu.“

Die Themenfelder Radverkehr, Freiraum und Umwelt, Fußverkehr und Städtebau und Stadtgestaltung waren ebenfalls stark nachgefragt. Beim Radverkehr bestand das größte Interesse an einer durchgängigen, sicheren Wegeführung. Aufenthaltsqualität und Sicherheit stehen im Themenfeld „Freiraum und Umwelt“ ganz oben.

Der Bewertung war eine Diskussion in Kleingruppen vorangegangen. Dabei war grundsätzlich zu allen Planungszielen eine breite Zustimmung erkennbar, wenngleich auch Verständnis dafür gezeigt wurde, dass sich nicht alle Planungsziele verwirklichen lassen werden – denn die Ziele stehen teilweise auch in harter Konkurrenz zueinander, gerade im Hinblick auf die verfügbaren Flächen.

Verschiedene Varianten

Bei der Darstellung der verschiedenen Varianten wurde die Komplexität der Aufgabenstellung auf die drei entscheidenden Stellschrauben komprimiert: Ist der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) künftig im Norden oder im Süden? Läuft der Durchgangsverkehr im Quartier oder ist verlagert? Wird künftig eine sogenannte Nordquerung vorhanden oder nicht? „Jede dieser Stellschrauben hat unterschiedlichen Einfluss auf die Themenfelder“ erklärt Becker. „Beispielsweise ist die Lage des ZOB für das Themenfeld Bus und Bahn sehr wichtig, spielt aber für den Kfz-Verkehr nur eine untergeordnete Rolle.“

Dementsprechend liefen auch die Diskussionen zu den einzelnen Stellschrauben ganz unterschiedlich. Bei der Frage nach dem ZOB-Standort bevorzugten viele Teilnehmenden eher den Standort im Süden, vor allem, da dieser näher an der Innenstadt liegt. Die Argumente, die für den nördlichen Standort sprechen wie die größere Flächenverfügbarkeit wurden von den Teilnehmenden genauso akzeptiert und gewürdigt.

Kontroverse Diskussion

Deutlich kontroverser liefen die Diskussionen bei den beiden Stellschrauben zum KFZ-Verkehr. Vorteile bei der Verlagerung werden vor allem für die Verkehrsberuhigung des Quartiers und damit einhergehend auch für die Verkehrssicherheit und eine attraktive Stadtgestaltung gesehen. Auf der anderen Seite stellte sich die Notwendigkeit einer Ost-West-Verbindung als wesentliches Argument für die Beibehaltung des Durchgangsverkehrs oder die Realisierung der Nordquerung heraus.

Die Stellschrauben werden wesentlich Einfluss darauf nehmen, wie der ZOB und das Bahnhofsquartier nach der Fertigstellung aussehen werden. Eindeutige Tendenzen sind hierbei Thilo Beckers Einschätzung nach noch nicht erkennbar. Die Teilnehmenden hätten einige neue Fragen aufgeworfen, die noch planerisch beantwortet werden müssen. Entsprechend stünden die entsprechenden Entscheidungen noch aus. Aber davon abgesehen, wie hier entschieden wird: „Ich bin fest davon überzeugt dass wir ein hoch attraktives Quartier mit einer exzellenten Mobilitätsdrehscheibe erhalten werden. Das heißt nicht nur ein toller ZOB, sondern auch ein modernisierter Wohlfühlbahnhof, zahlreiche funktionale Radabstellanlagen, klare, sichere Wegeführungen und viele weitere mobiltätsaffine Funktionen wie Mobilitätsstation(en), Mobilitätszentrale, Fernbushalt, Parkierungsanlage und mehr.“ Das alles werde barrierefrei, angenehm gestaltet und großzügig wirken, und dazu führen, dass wesentlich mehr Menschen die Angebote vor Ort nutzen und so den Raum um den Bahnhof herum beleben.“

Die nächsten Schritte

Nun will die Stadtverwaltung die beauftragten Untersuchungen abschließen, und dann wird der Gemeinderat entscheiden. „Diese Entscheidungen werden sich zunächst einmal auf die genannten drei Stellschrauben beziehen. Sie sind für uns Planer wichtig und insofern dringend, als wir hier entsprechende Vorgaben brauchen, um weiter vertiefend planen zu können“, sagt Becker.

Die Corona-Krise hat in den vergangenen Wochen zur Absage einiger Gremientermine geführt. „Da wir noch nicht wissen, wann und in welcher Form die Gremien wieder tagen, können wir leider momentan auch nicht abschätzen, wann die Entscheidungen getroffen werden können“, erklärt Thilo Becker. „Wir hoffen auf einen möglichst zügigen Verlauf, wobei natürlich die Maßnahmen zum Schutze der Gesundheit Vorrang haben.“

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